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06.02.2024 | 09:35 | Bauernproteste 

Hafenblockaden kosten Geld und Sympathiepunkte

Hamburg - Mit der Blockade von deutschen Häfen haben die protestierenden Landwirte in Teilen der Logistikbranche Sympathien verspielt. Das hat sich in den Tagen nach der Freigabe der letzten Hafeninfrastruktur am Mittwoch (31.1.) gezeigt.

Hamburger Hafen
Aus der Logistikbranche kommt deutliche Kritik. (c) proplanta
Deutliche Worte fand der Verein Bremer Spediteure. Die Solidarität der Logistikbranche werde auf eine „harte Probe“ gestellt, erklärte Geschäftsführer Robert Völkl gegenüber AGRA-EUROPE. „Die Anliegen der Landwirte mögen nachvollziehbar sein, die Mittel, mit denen sie ihre Interessen durchzusetzen versuchen, sind es auf keinen Fall“, so Völkl.

Als „hanebüchen“ bezeichnete der Geschäftsführer die Argumentation der Protestler, dass über die Häfen auch Konkurrenzprodukte der deutschen Landwirtschaft aus dem Ausland importiert würden. „Bei den Blockaden von Seehäfen und Verkehrsadern mit schweren Traktoren geht es den Demonstranten ganz offensichtlich einzig und allein darum, ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit für ihre eigenen Anliegen zu erreichen. Die massive Schädigung der Logistikbranche und vieler weiterer Wirtschaftskreise wird billigend in Kauf genommen, wenn sie nicht sogar bewusst beabsichtigt sein sollte“, so Völkl.

Schäden im sechsstelligen Bereich



Nach Einschätzung von Völkl sind die aufgrund der Blockaden entstandenen Kosten beträchtlich. Für jeden betroffenen Lkw müsse mit wirtschaftlichen Schäden von bis zu 500 Euro gerechnet werden. Die zusätzlichen Lagegelder für Container beliefen sich auf mehrere hundert Euro pro Stück. Nicht zu beziffern seien die finanziellen Schäden bei den Kunden in Industrie und Handel.

„Die mehrstündige Blockade eines großen Seehafens dürfte direkte Schäden im hohen sechsstelligen, wenn nicht im siebenstelligen Bereich verursachen. Hinzurechnen sind noch die unmittelbaren Folgen in der Industrie und im Handel“, so das Fazit des Geschäftsführers.

Völkl verwies außerdem auf die wirtschaftliche Lage der Speditionsbetriebe. Die Branche profitiere nicht von subventioniertem Diesel und müsse seit letztem Dezember mit einer annähernden Verdoppelung der Lkw-Maut auf den Fernstraßen leben. Zugleich werde die CO2-Bepreisung von Kraftstoffen stetig erhöht. Parallel dazu seien die Mittel für das Förderprogramm zur Anschaffung klimafreundlicher Nutzfahrzeuge gestrichen worden.

„In dieser Situation verdient das Speditions- und Logistikgewerbe genauso die Solidarität der Landwirte, wie sie sich solidarisch mit den Anliegen der Landwirte gezeigt haben. Mit den Blockaden der Landwirte ist das Gegenteil eingetreten“, betonte Völkl.

Unterstützung nicht gefährden



Kritik übte auch der Verein Hamburger Spediteure (VHSp). Die Aktionen träfen „einzig und allein die sich ebenfalls in einer existenzbedrohenden Situation befindliche Logistikbranche“, erklärte der Vorsitzende des Vereins, Axel Plaß. Nur mit vereinten Kräften könne es gelingen, die Bundesregierung zu Verhandlungen zu bewegen. Plaß forderte die Landwirte auf, wieder den Schulterschluss zu suchen.

„Das in der Bevölkerung durchweg vorhandene Verständnis und die Sympathie für die nicht nur die Landwirte betreffenden Sorgen sind Grundlage aller Protestaktionen der vergangenen Wochen“, so der VHSp-Vorsitzende. Es sei für den Erfolg der Proteste enorm wichtig, diese Unterstützung nicht zu gefährden.

Nicht der richtige Adressat



Zurückhaltender zeigten sich die Terminalbetreiber. Nach Angaben der verantwortlichen Landesgesellschaft des JadeWeserPorts lassen sich die durch die Proteste entstandenen wirtschaftlichen Schäden bislang nicht beziffern.

Geschäftsführer Marc-Oliver Hauswald brachte sein Unverständnis über die Blockade zum Ausdruck. Der Protest treffe die Falschen. Eine inhaltliche Verknüpfung des JadeWeserPorts mit den Entscheidungen auf Bundes- und Europaebene sei „falsch platziert“. Die Hamburger Hafen und Logistik Aktiengesellschaft (HHLA) konnte eventuelle wirtschaftliche Schäden ebenfalls nicht beziffern.

Von Eurogate hieß es, der wasserseitige Umschlag sei aufrechterhalten worden. Die gelöschte Ladung habe aber länger als vorgesehen auf den Terminals gelagert werden müssen, was Auswirkungen auf die Kosten für die Kunden habe. Die landseitige Abfertigung von Lkw sei durch die Protestaktionen „stark beeinträchtigt“ worden.
AgE
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