«Das entspricht einem Anteil von 0,22 Prozent an der Gesamtmilcherzeugung», erklärte ein Sprecher in Freising. «In Österreich, sozusagen dem Mutterland von Heumilch, liegt der Anteil der
Heumilch bei 15 Prozent, so gesehen könnte man auch in Deutschland ein Entwicklungspotenzial sehen.» Allerdings scheine der «Heumilch-Hype» nicht weiter Fahrt aufzunehmen, der Trend gehe eher in Richtung Ersatzprodukte wie Hafermilch und Co.
Dabei gibt es regionale Unterschiede. So sagte Markus Albrecht vom Milchwirtschaftlichen Verein Baden-Württemberg der Deutschen Presse-Agentur, drei bis fünf Prozent der Milch im Südwesten könne als Heumilch verarbeitet werden. Eine Ausweitung auf etwa sieben Prozent sei realistisch. «Das ist ein feiner Markt, aber das Potenzial ist da.»
Auch nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums Baden-Württemberg hat Heumilch im Trinkmilchsektor noch eine geringe, aber stetig wachsende Bedeutung. Derzeit gebe es in dem Bundesland rund 200 zertifizierte Erzeugerbetriebe, die Heumilch produzieren.
Heumilch ist europaweit per
Verordnung als «garantiert traditionelle Spezialität» geschützt. Seit März 2018 darf Milch unter der Bezeichnung Heumilch g.t.S. vermarktet werden, wenn Anforderungen an die Produktion wie der Verzicht auf Gärfuttermittel (Silage) erfüllt werden und sich der Hersteller einem Kontrollsystem unterstellt.
Heumilch-Produkte gibt es aber deutlich länger: So wird zum Beispiel Allgäuer Emmentaler schon immer aus silagefreier
Rohmilch hergestellt, um etwa eine Spätblähung des Käses zu vermeiden.
Eine Zertifizierung für Heumilch-Produkte ist nach Einschätzung des Kontrollvereins Ökologischer
Landbau aus Karlsruhe besonders in Grünlandregionen, in denen einige
Betriebe schon größtenteils oder vollständig gärfutterfrei arbeiten, gut umzusetzen und bei entsprechenden Abnehmern sinnvoll. Besonders in Kombination mit der Bio-Zertifizierung könne die Auslobung zusätzlich als «Heumilch g.t.S.» weitere Vermarktungsmöglichkeiten bieten.
Wenn
Bauern sich für eine Heu- statt Silagefütterung entscheiden, müssen sie mit deutlich höheren Kosten rechnen. So ist laut dem Stuttgarter Ministerium unter anderem eine Unterdach-Heutrocknungsanlage nötig. Nach Angaben des Milchwirtschaftlichen Vereins liegen die Ausgaben für die Landwirte bei der Heumilch-Herstellung um bis zu zehn Prozent höher als im konventionellen Betrieb. Aber es gibt Fördergelder für Landwirte, die auf
Silage verzichten und stattdessen Gras und
Kräuter verfüttern.
Auch der BDM-Sprecher betonte: «Der Umstieg in die Heumilchproduktion ist für uns Bäuerinnen und Bauern (...) sehr kapitalintensiv, die mit Heumilch zu erlösenden Mehrerlöse decken die höheren Kosten in der Regel nicht ab.» Eine Rolle dürften seiner Einschätzung nach zudem die Betriebsstrukturen spielen: Je größer die Kuhbestände sind, desto größer sei der finanzielle Aufwand für die Errichtung von entsprechenden Heulagern samt Trocknungstechnik.