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16.05.2011 | 14:11 | Agrarmärkte 
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Internationale Getreidemärkte weiter im Auf und Ab

Wien - Das Auf und Ab an den internationalen Agrar-Terminmärkten geht munter weiter.

Getreidesäcke
(c) proplanta
Die Kurse werden beeinflusst von der Sorge um Trockenheit in den Winterweizenanbaugebieten der USA und EU sowie um zu viel Regen und niedrige Temperaturen in den nördlicher gelegenen Sommerweizen- und Maisanbauregionen der USA. Weiters wiegen externe Faktoren wie allgemeine Wirtschaftsnews, Öl- und Rohstoffpreise allgemein.

So folgte in der vergangenen Woche eine extreme Bergfahrt der Getreidenotierungen eine ebensolche Talfahrt, ausgelöst durch einen überraschend optimistischen Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums USDA über die Versorgungsbilanzen 2011/12 und Druck von den nichtagrarischen Rohstoffmärkten. Die internationalen Terminmärkte bieten daher dem heimischen Kassamarkt zurzeit wenig verlässliche Orientierung. Am auslaufenden österreichischen Kassamarkt für Getreide aus der Ernte 2010 herrscht Nervosität um den noch offenen Restbedarf der Verarbeiter und Vieh haltenden Landwirte. Die Trockenheit betrifft neben den Ackerbauregionen nämlich besonders hart auch das Grünlandgebiet. Deshalb scheint insbesondere nach Futtergetreide noch ein größerer als bisher angenommener Bedarf zu erwachsen. 
 
Dementsprechend machte als erste die Notierung von Futtergerste an der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien am Mittwoch letzter Woche einen kräftigen Sprung um EUR 13,50 auf EUR 197,50 pro t nach oben. Auch beim Futtermais steigen die Preisforderungen der Abgeber, man habe sich aber am Markt noch nicht mit den Aufkäufern gefunden, heißt es, sodass die Wiener Futtermaisnotierung nach einem ersten Anstieg in der Woche zuvor diesmal auf "nominell" gesetzt wurde. In der Woche davor hörte man nämlich, die Futtermittelindustrie suche noch rege Mais zur Deckung des Anschlussbedarfs an die neue Ernte und stoße dabei auf wenig Angebot beziehungsweise spekulative Verkaufszurückhaltung. Um die Rohstoffsicherung aus der neuen Ernte beginnen sich allmählich auch die Ölmühlen den Kopf zu zerbrechen. Raps wird wohl auch 2011/12 ein knappes Gut sein - und wer seine Rohstoffbasis sichern will, wird sich finanzielle Anreize überlegen müssen. 
 
Am Brotgetreidemarkt notierte diese Woche bei dünnem Handelsfluss Premiumweizen unverändert und Qualitätsweizen einen Tick niedriger. Nach oben weist die Tendenz dagegen auch bei der Braugerstennotierung. 

Pflanzenbauer fürchten nämlich, dass die Sommergerste neben Raps - auch trotz der Regenfälle am Wochenende - schon irreversibel im Ertrag beeinträchtigt sein könnte. Bei anderen Kulturen ist man noch etwas zurückhaltender. 

 
USDA-Bericht verunsichert Branche und sorgt für Kopfschütteln 
 
In seinem jüngsten WASDE-Bericht (World Agricultural Supply an Demand Estimates) schätzt das USDA die weltweite Weizenernte 2011/12 auf 669,55 Mio. t (2010/11: 648,14 Mio. t), was bei einem ebenfalls anwachsenden Verbrauch von 670,49 Mio. t (2010/11: 662,11 Mio. t)  zu einer leicht negativen Bilanz mit einem Bestandsabbau um knapp 1 Mio. t auf 181,26 Mio. t (2010/11: 182,20 Mio. t) führen soll. Besonders starke Erntezuwächse erwartet das USDA in Russland mit 28 % und in der Ukraine mit 13 %. Die EU soll um 2 % mehr Weizen ernten als im Vorjahr, die USA dagegen um 8 % weniger. Angesichts der extremen Trockenheit löste die optimistische USDA-Schätzung vor allem für die EU bei europäischen Marktteilnehmern Kopfschütteln aus. 
 
Einen ebenfalls sehr optimistischen ersten Ernteausblick für die kommende Saison gibt das Washingtoner Ressort für die kommende Maisernte. Es erwartet für die USA eine neue Rekordernte von 343 Mio. t, das sind um 27 Mio. mehr als im Vorjahr. Dennoch sollen sich die US-Endbestände gegenüber dem Tiefstand nach der laufenden Saison 2010/11 nur um 4,3 Mio. t vergrößern. Damit zeichnet sich bei dem größten Maisproduzenten der Welt auch für die kommende Saison ein sehr enges Verhältnis von Endbeständen zum Verbrauch von unter 7 % ab. Die weltweiten Mais-Endbestände sollen demnach 2011/12 bei einer Ernte von 867,73 Mio. t und einem Rekordverbrauch von 860,78 Mio. t (plus 22,2 Mio. t) um 7 Mio. t auf 129,14 Mio. t ansteigen. 
 
Die globale Sojaernte soll 2011/12 um 1 % auf 263,3 Mio. t steigen, wobei auf die USA 89,4 Mio. t (minus 1,2 Mio. t), auf Brasilien 72,5 Mio. t (minus 0,5 Mio. t) und auf Argentinien 53 Mio. t (plus 3,5 Mio. t) entfallen. Bei einer Verbrauchszunahme von 254,38 Mio. t (2010/11) auf  262,69 Mio. t verschlechtert sich die globale Sojabilanz 2011/12 auf ein Endlager von 61,85 Mio. t nach heuer 63,81 Mio. t, bleibt aber mit einer Ratio Endlager zu Verbrauch von gut 23 % bequem. 

 
EU-Kommission geht von normaler Getreideernte aus 
 
Die Trockenheit in Nordwesteuropa führt nach Ansicht der EU-Kommission nicht zwingend zu Ernteausfällen in der EU. Sie hält an ihrer Schätzung von 285 Mio. t Getreide für 2011 fest. Regenfälle in den kommenden Wochen könnten größere Schäden noch vermeiden, erklärte die Kommission am Donnerstag im Verwaltungsausschuss in Brüssel. Zudem seien die Ernteerwartungen in den südlichen EU-Mitgliedstaaten besser als sonst. 
 
Lediglich von kleineren Weizengeschäften am Weltmarkt berichtete die Kommission weiters im Ausschuss. Tunesien soll 50.000 t Mahlweizen zu Preisen von USD 357,- bis 366,- (EUR 252,24 bis 258,60) pro t cif gekauft haben, zur Lieferung im Juni und Juli. Der Libanon beziehe 25.000 t Mahlweizen aus den USA zu USD 405,- (EUR 286,16) pro t cif. In der EU wurden zwischen dem 04. und dem 10.05. Exportlizenzen für 264.000 t Weizen beantragt, davon 160.000 t in Frankreich, 56.000 t in den Niederlanden und 40.000 t in Deutschland.

Aus der Intervention verkaufte die Kommission letzte Woche keine Gerste. In Deutschland gab es Gebote für 12.847 t Gerste mit Preisen zwischen EUR 176,- und 176,12 pro t. Das reichte der Kommission nicht. (BMLFUW/AIZ)
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Kommentare 
André Gaufer schrieb am 17.05.2011 15:21 Uhrzustimmen(83) widersprechen(37)
Keine Rendite auf Kosten der Ärmsten Jeder kann auf Geldanlagen verzichten, die Mensch und Umwelt schaden! Keiner braucht Finanzprodukte, die auf Kosten der Ärmsten mit Nahrungsmitteln spekulieren! Dafür setzt sich die Initiative www.handle-fair.de ein.
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