Obwohl es im Kampf gegen die chronische Unterernährung größere Fortschritte gegeben habe als bislang angenommen, sei die Zahl noch immer inakzeptabel hoch, teilten die Organisationen FAO, Ifad und WFP am Dienstag in Rom mit.
Es sei nicht hinnehmbar, dass mehr als 100 Millionen Kinder unter fünf Jahren untergewichtig seien und dass jedes Jahr 2,5 Millionen Kinder an Hunger stürben.
Gestiegen sei die Zahl der Hungernden in afrikanischen Ländern südlich der
Sahara, speziell in Burundi und der Elfenbeinküste, heißt es in dem Bericht. Betroffen seien ebenso Usbekistan, Guatemala und der Irak. Vor allem in Südost- und Ostasien sowie in Lateinamerika gebe es dagegen Erfolge.
Angesichts neuer, methodisch angepasster Berechnungen kann nach Einschätzung der Organisationen bei entsprechenden Anstrengungen das UN-Millenniumsziel noch erreicht werden. Das sieht vor, bis 2015 den Anteil der Hungernden zu halbieren.
Noch vor einem Jahr hatten die UN-Organisationen bezweifelt, dass angesichts von Finanz- und Nahrungsmittelkrise dieses Ziel erreichbar ist.
Voraussetzung seien stabile Nahrungsmittelpreise und wirtschaftliche Erholung. Wachstum und Armutsbekämpfung stünden nicht im Widerspruch, unterstrichen die UN-Organisationen. Im Gegenteil: Wachstum helfe auch den Armen, sie müssten aber einbezogen werden. Auch Bildung sei ein wichtiges Thema.
Ein wesentlicher Grund für den Hunger sei die Vernachlässigung des Agrarsektors in der Entwicklungszusammenarbeit, sagte Bundesagrarministerin Ilse
Aigner (CSU). Die Bundesregierung konzentriere sich bei ihrem Entwicklungs-Engagement verstärkt auf die Bauern und ihre Familien.
Kleinbauern seien oft am meisten von Not betroffen, aber auch der Schlüssel zur Überwindung von Krisen. Die Rechte von Frauen müssten gestärkt werden.
In den Entwicklungsländern allein haben etwa 850 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Jedoch ging nach neuen Berechnungen der Anteil der Hungernden an der Bevölkerung von 23,2 Prozent in den 1990er Jahren auf nun 14,9 Prozent zurück.
«Das ist eine gute Nachricht», sagte der Generaldirektor der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FA0), José Graziano da Silva. «Wir müssen aber anerkennen, dass die Zahl immer noch zu hoch ist. Die einzige akzeptable Zahl für Hunger ist Null.»
Luca Chinotti von der nichtstaatlichen Organisation Oxfam unterstrich, die stagnierende Entwicklung der vergangenen fünf Jahre müsse die Alarmglocken schrillen lassen.
Nach den neuen Berechnungsmethoden, die unter anderem neue Bevölkerungszahlen berücksichtigen, lag im Zeitraum von 1990 bis 1992 die Zahl der Hungernden in den Entwicklungsländern bei 980 Millionen, früher war sie auf 833 Millionen geschätzt worden.
Außer der
FAO verbreiteten den Bericht auch das Welternährungsprogramm (WFP) sowie der Weltfonds für Agrarentwicklung (Ifad). (dpa)