Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
15.07.2022 | 08:39 | Niederschlagsmangel 

Landwirte in Rheinland-Pfalz leiden schwer unter Trockenheit

Gundersheim - Nach heißen und trockenen Wochen ist Getreide in ganz Rheinland-Pfalz früher reif geworden als sonst, bei meist unterdurchschnittlichen Erträgen und in geringerer Qualität.

Trockenstress
Der heiße Sommer, schwankende Preise, hohe Kosten und Agrardebatten in Brüssel - bei den Landwirten in Rheinland-Pfalz ist die Stimmung gedrückt. «Ich bin stinkesauer», sagt Bauer Dahlem in Rheinhessen. (c) proplanta
«Reich werden wir auch in diesem Jahr nicht», sagte der Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd, Eberhard Hartelt, am Donnerstag in Gundersheim (Kreis Alzey-Worms). Für die nördlichen Regionen im Bundesland sagte der Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau, Michael Horper: «Der Weizen leidet, auf den weniger schweren Böden geht das in Richtung Notreife.»

In Rheinhessen und der Pfalz bleibt die Ernte in diesem Jahr nach Angaben Hartelts um 15 bis 20 Prozent hinter dem langjährigen Durchschnitt zurück. In der Nordpfalz, wo auch Hartelt seine Felder bestellt, sei die Situation teilweise dramatisch. Dort habe es im Mai und Juni kaum Niederschläge gegeben so dass die inzwischen weitgehend abgeschlossene Ernte um 50 Prozent eingebrochen sei.

In der Westpfalz sehe es etwas besser aus. Dort gebe es überraschend positive Ergebnisse beim Raps im Raum Pirmasens. «Aber auch in der Vorder- und Südpfalz wird dringend Regen gebraucht.»

Bei der für die Brauereien bestimmten Wintergerste fiel das Ernteergebnis besser aus als beim Weizen. «So extreme Temperaturen wie im Mai hält die Weizenpflanze nicht aus», sagte der Vorsitzende des Verbandsausschusses Pflanzenbau, Adolf Dahlem, auf dem von ihm geführten Hof. «Sie sagt dann: Ich wachse nicht weiter und lasse die Körner reifen, die da sind.»

Der Proteingehalt der Weizenkörner erreiche teilweise nicht die für Brot geforderte Qualität. Für das nördliche Rheinland-Pfalz, wo die Ernte noch nicht so weit vorangeschritten ist, sagte Horper im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, dass der Weizen sein Potenzial in diesem Jahr nicht ausschöpfen könne, «weil uns die Trockenheit zu schaffen macht».

Wetterbedingte Schwankungen seien die Betriebe gewohnt, sagte Dahlem- «Was wir nie hatten, war die kaufmännische Extremlage mit großen Preisunterschieden.» Die stark gestiegenen Preise im Mai und Juni als Folge des Krieges in der Ukraine seien inzwischen wieder rückläufig.

Weil viele Bauern einen Teiln ihrer Ernte schon im vergangenen Jahr mit Vorverträgen verkauft hätten, könnten sie kaum von den höheren Erzeugerpreisen profitieren, seien aber gleichzeitig von gestiegenen Düngemittel- und Dieselpreisen betroffen.

Hartelt wandte sich gegen Überlegungen in der EU für eine pauschale Flächenstilllegung zugunsten des Artenschutzes, gegen Einschränkungen beim Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln und gegen Vorgaben zur Fruchtfolge.

Damit würde das Höfesterben weiter gefördert. «Wir müssen jetzt planen, wir müssen unsere Äcker vorbereiten», sagte der Bauernverbandspräsident. «Im Moment hängen wir in der Luft. Wir wissen nicht, was von Brüssel kommt und was nicht.»

«Ich bin stinkesauer», sagte Dahlem zu den aktuellen Diskussionen in der Agrarpolitik. Es werde nicht honoriert, dass die meisten Landwirte sehr umweltbewusst arbeiteten. Wenn das Düngen weiter eingeschränkt werde, werde der Anbau von Weizen wirtschaftlich nicht mehr lohnend sein. Dann werde auf seinem 320 Jahre alten Hofgut kein Weizen mehr fürs tägliche Brot angebaut.
dpa/lrs
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Hitzebelastung am Arbeitsplatz nicht zu unterschätzen

 Heißester Apriltag in Tel Aviv seit 85 Jahren

 Hitzebelastung im Job - Unterschätztes Gesundheitsrisiko?

 24 Millionen Menschen von Dürre im Süden Afrikas betroffen

 Die eigentlich verlorene Suche nach dem Wunderbaum

  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet