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07.08.2014 | 16:50 | Handelsstreit 

Niedersachsens Agrarbranche sorgt sich wegen russischem Handels-Boykott

Hannover - Niedersachsens Agrarbranche sieht das von Kremlchef Wladimir Putin verhängte einjährige Einfuhrverbot für Agrarprodukte aus dem Westen mit wachsender Sorge.

Agrarhandel
(c) proplanta
«2013 hat Niedersachsen für 2,7 Milliarden Waren nach Russland exportiert - rund 12 Prozent davon stammen aus der Ernährungswirtschaft», sagte am Donnerstag der Außenwirtschaftssprecher des Niedersächsischen Industrie- und Handelskammertages, Felix Jahn.

Durch Putins Verbote, aber auch die EU-Sanktionen und den Wertverfall des Rubels leiden vor allem mittelständische Betriebe, auch im Maschinenbau: «Da herrscht teilweise Alarmstimmung.» Neben Unternehmen aus der Fleisch- und Milchbranche sieht Jahn auch Saatguthersteller betroffen.

«Wir sind ein exportstarkes Agrarland und Russland war immer auf Importe angewiesen. Insofern wird uns das ganz sicher treffen, davon ist auszugehen», sagte die Sprecherin des Landesbauernverbands, Gabi von der Brelie. Sie erwartet einen Einbruch beim Absatz von Obst-, Milch- und Fleischprodukten, konkrete Schätzungen hat sie aber noch nicht. Vom größten deutsche Molkereiunternehmen DMK in Bremen hieß es, derzeit sei noch nicht absehbar, inwieweit die Milchwirtschaft von den neuerlichen Exportsperren betroffen sein werde.

Auch die Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN) befürchten Umsatzeinbussen, haben aber ebenfalls noch keine Schätzungen. «Wir beobachten die Entwicklung mit Sorge», sagte UVN-Hauptgeschäftsführer Volker Müller. Allerdings weisen Sprecher der Agrarbranche darauf hin, dass Russland stets als schwieriger Markt galt. Die Kammern halten für betroffene Betriebe Beratungskapazität vor, erste Anfragen gibt es bereits.

Für die Schweinewirtschaft ist der russische Markt schon seit Februar dicht, als Moskau EU-Importe wegen des Ausbruchs der Schweinepest in Litauen verboten hatte. «Die Landwirte haben gehofft, dass die Handelsbeschränkungen nach Russland wieder abgebaut werden, auch, dass der Marktdruck in Russland so groß wird, dass sie wieder auf Schweinefleisch aus der EU setzen wollen», sagte der Marktexperte der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands, Matthias Quaing. Das sei aber nicht geschehen und wegen des Konflikts um die Ostukraine auch nicht zu erwarten.

Mittlerweile betrage der Schweinefleischpreis in Russland umgerechnet etwa drei Euro pro Kilo - in Deutschland liege er bei 1,63 Euro. EU-Exporte nach Russland seien von Januar bis Mai um 82 Prozent gesunken. Andere Länder legten allerdings beim Export rasant zu: Nach Südkorea etwa wurden 89 Prozent, nach Japan 43 Prozent mehr Schweinefleisch geliefert. (dpa/lni)
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