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22.12.2013 | 12:30 | Rohstoffpreise 

Preiskapriolen auf den internationalen Rohstoffmärkten verlieren an Dynamik

Berlin/Hamburg - Die Lage auf den globalen Rohstoffmärkten hat sich nach den extremen Preishochs der vergangenen Jahre zuletzt zwar beruhigt, Entwarnung wollen viele Beobachter aber noch nicht geben. Vor allem in der Stahlindustrie bleibt der Kostendruck hoch.

Rohstoffpreise
(c) elypse - fotolia.com
Der Rohstoffpreisindex des Hamburgischen Weltwirtschafts-Instituts (HWWI) notierte im November auf US-Dollar-Basis ungefähr auf dem Stand des Vorjahres. Bezogen auf in Euro ausgewiesene Preise lag er sogar um 4,6 Prozent niedriger. Auch verglichen mit dem Vormonat Oktober kam es bei den meisten Rohstoffen zu weiteren Preisnachlässen - etwa bei Rohöl (-2,7 Prozent auf Dollar-Basis) und den wichtigsten Metallen (-2,6). Anders war zuletzt allerdings die Situation bei Eisenerz und Stahlschrott: Sie verteuerten sich dem Index zufolge um 3,8 Prozent. Der Energieträger Kohle lag mit 3,4 Prozent im Plus.

Beim Erdöl dürfte die Debatte um eine Lockerung der Sanktionen gegen den Iran eine Rolle gespielt haben. HWWI-Forschungsdirektor Michael Bräuninger betonte zugleich, dass eine höhere Nachfrage auf dem Öl-Weltmarkt 2014 den Preisauftrieb wieder anheizen könnte: «Wenn es nicht zu der erforderlichen Ausweitung der Förderkapazitäten kommt, könnten erhebliche Preissteigerungen die Folge sein.»

Derweil bekam die metallverarbeitende Industrie weltweit wieder etwas mehr Luft. Nickel wurde den HWWI-Daten zufolge im November um 2,6 Prozent günstiger, Aluminium um 3,8 Prozent und Kupfer um 1,7 Prozent. Grund: Das Angebot war groß, viele Läger randvoll gefüllt.

Bei den besonders vom Eisenerz abhängigen Stahlkochern sorgte die insgesamt weiter abflauende Preisrallye bei natürlichen Ressourcen allerdings noch nicht für ein Durchatmen. Denn vor allem China trieb 2013 durch seinen massiven Infrastruktur-Ausbau die Nachfrage nach oben. Von Juni bis September lag der Preisanstieg beim Eisenerz laut einer weiteren HWWI-Analyse bei etwa 17 Prozent. «China ist mit über 60 Prozent des globalen Konsums einer der Hauptverbraucher», hieß es.

Zusammen mit den Beschaffungskosten für die ebenfalls wichtige Kokskohle stellt die Marktmacht des Reichs der Mitte die Stahlbranche daher vor große Herausforderungen. «Eine nachhaltige Entspannung der Kostensituation bei Rohstoffen, wie sie sich vor einem Jahr abzuzeichnen schien, blieb somit 2013 aus», bilanzierte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff. «Der Schlüsselfaktor der Marktentwicklung bleibt China, das fast drei Viertel des seewärtig gehandelten Eisenerzes nachfragt», sagte Kerkhoff der Nachrichtenagentur dpa.

Die Marktmacht Chinas und die Abhängigkeit des Westens spielen insbesondere bei Seltenen Erden, die in vielen Hightech-Produkten wie Computerchips, Windkraftanlagen oder Assistenzsysteme im Auto Verwendung finden, eine wichtige Rolle. Auch deutsche Konzerne sind von den kostbaren Metallen abhängig. Doch launische Märkte und eine hohe Weltnachfrage dürften sie weiterhin knapp halten, schätzen Experten der Deutschen Rohstoffagentur (DERA).

«Die Gesamtentwicklung war sehr turbulent», sagte DERA-Chef Peter Buchholz der dpa im Rückblick auf das Jahr 2013. Zwischen 2006 und 2011 seien die Preise für einzelne Seltene Erden wie Dysprosium um das Vierzigfache gestiegen - von 60 auf 2.400 US-Dollar pro Kilogramm.

Bei Lanthan und Cer habe es in diesem Zeitraum sogar eine Versechzigfachung gegeben. Zwar sei das Niveau bei vielen der Spezialmetalle seit 2012 wieder stark eingebrochen. Ob dieser Trend 2014 anhalten werde, sei aber noch nicht abzusehen.

«Bei den leichten Seltenen Erden sind zwei neue Lagerstätten in den USA und in Australien erschlossen worden, die die chinesischen Kapazitäten ergänzen», berichtete Buchholz. «Hier werden die Preise sicherlich nicht massiv steigen. Aber bei den schweren Seltenen Erden gibt es weiter das Problem, dass wir mit Blick auf den Ausbau der erneuerbaren Energien langfristig ein Angebotsdefizit bekommen dürften.» Preisgipfel wie 2011 dürfte es 2014 dennoch nicht geben.

Das Ausmaß der Schwankungen sei in der Gruppe der Seltenen Erden mit ihren 16 Einzelelementen einzigartig. «Wir haben in den letzten fünf Jahren zwar auch beim Eisenerz und bei anderen Metallrohstoffen hohe Volatilitäten gesehen. Jedoch waren die Sprünge nirgendwo so ausgeprägt wie bei den Seltenen Erden», erklärte Buchholz. Treiber der Preiskapriolen sei die enorm gestiegene Nachfrage nach dem Einsatz der Metalle in Windkraftanlagen und der Elektromobilität - «und zwar nicht nur die reale, sondern auch die spekulative. Dieser Hype hat zu einer regelrechten Panikreaktion an den Märkten geführt.»

Die USA, die EU und Japan hatten bereits 2012 den Haupterzeuger China wegen Exportbeschränkungen vor der Welthandelsorganisation verklagt. Inzwischen sagte Peking zu, seine Ausfuhrquoten zu erhöhen. (dpa)
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