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13.05.2022 | 04:07 | Maishäckslerverfahren 

Prozess um Sabotage im Maisfeld nimmt groteske Züge an

Neustadt an der Aisch - Im Jahr 2019 herrscht Sorge unter Bauern und Erntefahrern im Raum Neustadt an der Aisch in Mittelfranken.

Maisernte
Mehrere Sabotageakte auf Feldern halten Landwirte in Mittelfranken in Atem. Jetzt stehen mutmaßliche Täter vor Gericht - in einem Prozess mit teils grotesken Zügen: Kommen die Angeklagten überhaupt zur Verhandlung? Und versteht der mutmaßliche Täter wirklich kein Wort? (c) proplanta
Wieder und wieder sind auf ihren Feldern Sabotageakte verübt worden: In Maiskolben versteckte Nägel oder in Feldern deponierte Holzstämme und Metallteile. Können sie sicher sein, dass ihnen bei der nächsten Fahrt nicht auch so ein Teil um die Ohren fliegt?

Manche Erntefahrer hätten damals gesagt, sich nicht mehr auf ihre Maschine zu trauen, berichtet gut drei Jahre später, am Donnerstag, der für die Ermittlungen verantwortliche Polizist am Amtsgericht Neustadt an der Aisch. Dort wird über die mutmaßlichen Täter verhandelt: Zwei Brüder, ebenfalls Bauern aus der Gegend.

Das Verfahren ist schon der zweite Versuch, ihre Rolle im «Maishäckslerverfahren» zu ermitteln. Zum ersten Prozess im vergangenen Sommer erschien aber nur einer von ihnen. So auch an diesem Donnerstag: Der 63 Jahre alte Angeklagte kam, sein 68-Jähriger Bruder tauchte wieder nicht auf, ließ ein Attest vorlegen. Verhandelt wurde also vorerst nur gegen den 63-Jährigen. Mit dem Älteren will sich das Gericht ein andermal befassen.

Im Raum stehen mehrere Sabotageakte im Jahr 2019. Am schwersten wiegt der Fall eines Aluminiumblocks, der einen Schaden von rund 80.000 Euro an einem Maishäcksler verursachte. Man könne von Glück reden, dass niemand verletzt worden sei, sagte der verantwortliche Polizist. Der Vorwurf gegen beide Männer lautet Sachbeschädigung. Dafür kann man mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren bestraft werden.

Er bestreite jegliche Täterschaft, ließ der 63-Jährige am Donnerstag über seinen Anwalt mitteilen. Mit ihm kommunizierte er zunächst nur über Zettel, selbst sprach er erstmal kein Wort. Er habe einen Tinnitus, könne dem Geschehen nicht folgen, ließ er mitteilen. Die beantragte Aussetzung des Verfahrens lehnte die Richterin aber ab.

«Zum Narren halten lasse ich mich nicht», sagte sie - ein Sachverständiger hatte sich tags zuvor noch gut mit ihm unterhalten können. Nach einigen Stunden brach der 63-Jährige dann doch sein Schweigen und beendete die Groteske: Es sei kein Dauerzustand, manchmal sei es aber so laut, dass er nichts mehr verstehe. «Ich will hier niemanden auf den Arm nehmen», betonte er.

Der 63-Jährige ist Zeugenaussagen zufolge der dominantere der Brüder, ergreift demnach öfter für den Älteren das Wort. Ihren Hof beschrieb ein Sachverständiger als «vermüllt und unhygienisch».

Zeugenaussagen zeichnen ein Bild eines Konflikts in einer Gegend, in der man sich untereinander kennt, zumindest voneinander weiß. Der für die Ermittlungen zuständige Polizist sagte, die betroffenen Bauern seien sicher gewesen, die Täter müssten aus den «eigenen Reihen» kommen. Denn die deponierten Gegenstände würden nur in der Landwirtschaft genutzt. Jeder dieser Geschädigten habe zuvor in irgendeiner Weise Probleme mit den Angeklagten gehabt, berichtete er.

Laut dem zuständigen Polizisten stellte sich der 63-Jährige bei den Ermittlungen zunächst selber als Opfer der «Anschläge» in den Feldern dar. Bei Durchsuchungen seien auf dem Hof der Brüder aber Teile gefunden worden, die genau zu den in den Feldern deponierten Gegenständen passten. Der 63-Jährige habe während der Ermittlungen mehrmals bei ihm angerufen. In einem der Gespräche habe er dem Polizisten gedroht, er solle auf sich und seine Familie aufpassen.
dpa/lby
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