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15.10.2017 | 09:32 | Zuckermarkt 

Rabobank prognostiziert EU-Zuckerproduktion von fast 21 Millionen Tonnen

Utrecht - Nach demWegfall der Zuckerquotenregelung in der Europäischen Union zeichnet sich für 2017/18 eine noch höhere Zuckerproduktion ab als bislang angenommen.

EU-Zuckererproduktion
Die deutsche Zuckerproduktion wird sich auf 4,5 Millionen Tonnen belaufen. (c) proplanta
So korrigierte die Rabobank ihre betreffende Prognose für das im Oktober gestartete neue Zuckerwirtschaftsjahr um 900.000 t auf die Rekordmenge von jetzt 20,5 Mio. t Rohzuckerwert nach oben; das wären 3,8 Mio. t Zucker oder rund 23 % mehr als 2016/17.

Die Fachleute begründen ihre optimistische Voraussage mit der Ausweitung des Anbaus von Zuckerrüben in der Gemeinschaft gegenüber dem Vorjahr um mehr als 200.000 ha und einer voraussichtlichen Steigerung des Rübenertrags um etwa 7 %. Unter besonders guten Rahmenbedingungen, also bei einer noch besseren Ausnutzung der Produktionskapazitäten und günstigem Wetter während der Kampagne, halten die Experten sogar eine Erzeugung von 21,5 Mio. t Zucker für möglich.

Im Einzelnen wird allein für Frankreich und Deutschland, die beiden größten Zuckererzeuger der Gemeinschaft, mit einem Produktionszuwachs in der laufenden Vermarktungssaison gegenüber dem Vorjahreszeitraum um insgesamt 2 Mio. t Zucker auf 5,8 Mio. t beziehungsweise 4,5 Mio. t gerechnet; dies wäre mehr als die Hälfte des für die Europäische Union insgesamt prognostizierten Anstiegs.

Außerdem geht die Rabobank davon aus, dass sich die Zuckererzeugung in den Niederlanden und Polen um jeweils rund 300.000 t auf 1,4 Mio. t beziehungsweise 2,2 Mio. t erhöhen dürfte, während im Vereinigten Königreich ein Plus von 200.000 t auf 1,5 Mio. t erwartet wird. Weitere Zuwächse stellt die Bank für Belgien und Tschechien in Aussicht.

Zuckerhersteller auf Quotenausstieg vorbereitet

Wie die Rabobank mit Blick auf den Strukturwandel in der EU-Zuckerindustrie ausführt, wird in insgesamt 19 Mitgliedstaaten Zucker erzeugt. Dabei seien in diesen Länder jeweils bis zu sechs Unternehmen aktiv.

Allerdings liege der Produktionsschwerpunkt mit einem Anteil von zwei Dritteln in Westeuropa. Für diese Region veranschlagen die Banker die durchschnittliche Jahreserzeugung je Unternehmen auf 1 Mio. t Zucker, was im EU-Vergleich sehr viel ist. Diese günstige Wettbewerbsposition dürfte sich in der laufenden Saison sogar noch weiter verbessern, so die Marktexperten.

Dabei sei die Unternehmenskonzentration in der EU ohnehin schon hoch, denn die sieben größten Zuckerkonzerne erzeugten hier insgesamt mehr als 80 % des Rübenzuckers und sogar 95 % der Ware in Nord- und Westeuropa.

Unterdessen hätten sich die Zuckererzeuger in den vergangen Jahren in unterschiedlicher Weise auf die Abschaffung der EU-Zuckerquoten vorbereitet, und zwar vor allem durch Investitionen in die Energieeffizienz, die Logistik und die Lagerkapazitäten. Indes seien die Produktionskapazitäten nur selten aufgestockt worden, weil diese derzeit ohnehin nicht ausgelastet seien.

Kampagnedauer regional unterschiedlich

Laut Rabobank dürfte eine Erhöhung der Zuckerproduktion durch eine Verlängerung der Kampagnen vor allem in der Mitte und im Osten der EU eine Option sein; dort belaufe sich die Differenz zwischen der durchschnittlichen Kampagnedauer und der längsten Kampagne in den vergangenen zehn Jahren nämlich auf immerhin etwa 40 Tage. Die Folge wäre allerdings eine nur moderate Erhöhung der EU-Gesamtproduktion, weil auf diese Region nur rund ein Fünftel der EU-Produktion entfalle.

Derweil sei das Potential der westlichen EU-Länder, die Kampagne zu verlängern, im Vergleich zu den östlichen Ländern zwar deutlich geringer; hierfür errechnen die Experten nämlich nur 23 „ungenutzte“ Kampagnetage. Trotzdem würde deren Ausschöpfung wegen des hohen regionalen Produktionsanteils deutlichere Effekte auf die gesamte EU-Zuckerproduktion haben.

EU-Weißzuckerexporte steigen wahrscheinlich

Mit Blick auf die internationale Weißzuckerverwertung weisen die niederländischen Experten darauf hin, dass sich der von der EU-Kommission ermittelte Durchschnittspreis seit März dieses Jahres stabil entwickelt habe und seitdem auch über dem deutlich gesunkenen Weltmarktpreis liege. So sei der Dezemberfuture „Nummer 5“ auf Weißzucker an der Londoner Terminbörse Ende September für nur etwa 310 Euro/t gehandelt worden, während der Vergleichspreis der EU-Kommission im Juli bei 501 Euro/t gelegen habe. Allerdings bewegten sich die EU-Kassapreise mittlerweile unter dieser Notierung.

Angesichts des voraussichtlich sehr umfangreichen Angebots an Rübenzucker erwartet die Rabobank nun für die kommenden Monate eine weitere Verbilligung auf dem Gemeinschaftsmarkt für Weißzucker. Gleichzeitig sorge der niedrige Weltmarktpreis kaum für Ausfuhranreize. Trotzdem prognostizieren die Banker einen steigenden Weißzuckerexport der Union, weil der zu erwartende hohe Angebotsdruck am Binnenmarkt abgebaut werden müsse. Außerdem seien wahrscheinlich schon einige umfangreiche Lieferverträge mit Kunden in Drittländern im Voraus abgeschlossen worden.

Rückläufige Rohzuckerimporte erwartet

Unterdessen ist die Weißzuckerprämie gegenüber dem Rohzuckerpreis an den internationalen Terminmärkten deutlich geschrumpft. Laut Rabobank lag der betreffende Aufschlag Ende Juni dieses Jahres - bezogen auf die Kontrakte mit Fälligkeit im März 2018 - noch bei 76 $/t (64,43 Euro), verringerte sich aber in den darauffolgenden zwei Monaten auf 68 $/t (57,64 Euro) und bis Ende September sogar auf nur noch 54 $/t (45,78 Euro).

Nach Einschätzung der Analysten dürfte diese geringe Marge nicht ausreichen, um global Anreize für Zuckerraffinerien zu schaffen, über bereits preislich abgesicherte, gehedgte Rohzuckermengen hinaus Ware zu verarbeiten. Die Rabobank geht deshalb davon aus, dass auch die Rohzuckerimporte der EU-Zuckerhersteller 2017/18 weiter zurückgehen dürften.

Bereits in den vergangenen beiden Wirtschaftsjahren seien die betreffenden Einfuhren im Rahmen von Präferenzabkommen nach Berechnungen der EU-Kommission deutlich kleiner geworden. Außerdem rechnen die niederländischen Marktexperten damit, dass geplante Investitionen in neue Raffinerien - vor allem im Mittleren Osten - zunächst zurückgestellt werden könnten. Als Folge der voraussichtlich weltweit rückläufigen Rohzuckernachfrage und in Kombination mit einem wahrscheinlich kleineren Zuckerexport Brasiliens prognostizieren die Banker für die kommenden Monate nur leicht steigende Rohzuckerpreise.

Rohzuckerpreis soll binnen Jahresfrist auf 15,30 Dollar steigen

Die Rabobank erwartet nun bis einschließlich des vierten Quartals 2018 einen geringeren Preisanstieg für Rohzucker als noch im August. So prognostizierten die Utrechter Experte zuletzt für Oktober bis Dezember 2017 einen durchschnittlichen Kurs an der New Yorker Terminbörse für Rohzucker von 14,40 cts/lb (269 Euro/t). Im ersten Quartal 2018 soll der Preis auf 14,80 cts/lb (277 Euro/t) steigen. Einen Monat zuvor waren die Fachleute für die beiden Quartale noch von 14,60 cts/lb (273 Euro/t) beziehungsweise 15 cts/lb (280 Euro/t) ausgegangen.

Für das zweite Quartal 2018 werden nun 15,20 cts/lb (284 Euro/t) in Aussicht gestellt; im August waren noch 15,30 cts/lb (286 Euro/t) erwartet worden. Bis zum dritten Quartal 2018 wird eine weitere Verteuerung auf 15,30 cts/lb (286 Euro/t) vorausgesagt. Auf diesem Niveau soll sich der Kurs in den letzten drei Monaten des kommenden Jahres stabilisieren.

Am vergangenen Mittwoch (11.10.) wurde der vordere Märzkontrakt an der New Yorker Börse gegen 10.50 Uhr hiesiger Zeit für 14,22 cts/lb (266 Euro/t) gehandelt.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8477 Euro
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Kennzahlen der Zuckererzeugung in den EU-Regionen
AgE
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