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30.03.2021 | 11:04 | Marktlücke 

Regionale Bierbrauer trotzen der Corona-Zeit

Hohenfinow - «Alkohol ist Gift für die Stimme», sagt Nora von Billerbeck. Wenn schon, dann greife der Sänger am Feierabend auf Tourneen am ehesten mal zum Bier.

Regionales Bier?
Die Deutschen trinken weniger Bier. Trotzdem wagen Kreative und Geschäftstüchtige den Einstieg ins Brauereigeschäft. Eine entscheidende Größe für den Erfolg in der Krise: Platz auf dem Grundstück. (c) proplanta
So erklärt die Sopranistin, wie sie und ihr Mann, Bariton Sören von Billerbeck, zum Bierbrauen kamen. Beide gehören dem Rundfunkchor Berlin an, der mit namhaften Orchestern weltweit unterwegs ist. «Dabei haben wir die unterschiedlichsten Bierstile kennengelernt und sind auf den Geschmack gekommen», erzählt die Sängerin. 2017 machten beide aus einem Nebengebäude auf ihrem Gehöft in Hohenfinow (Kreis Barnim) ihre eigene Brauerei mit Sudhaus, Gär- und Lagertanks, Abfüllung und Etikettier-Maschine.

Nach Angaben des Verbands Deutscher Kreativbrauer entstehen derzeit viele kleine regionale Brauereien. Die Interessengemeinschaft vertritt bundesweit 50 Mitglieder. Dabei kämpfen Brauer insgesamt gegen einen Trend: Bundesweit ist der Bierabsatz gesunken, berichtet Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes.

1980 wurde ein Pro-Kopf-Verbrauch von 146 Liter pro Jahr registriert, 2020 waren es 87 Liter. Hierzulande gebe es insgesamt etwa 6.500 Biermarken. Der Markt mit Craft-Bieren ist nach seinen Angaben noch eine Nische und nimmt etwa ein Prozent ein.

Die Braumanufaktur Potsdam setzt auf Flaschenabfüllung in Corona-Zeiten. «Der Bierabsatz läuft dadurch bei uns», sagt Geschäftsführer Thomas Köhler. «Andere Gasthausbrauereien haben diese Möglichkeit nicht und dadurch jetzt Riesenprobleme.» Für den Verkauf von Flaschenbier seien eine Abfüllanlage und Platz nötig, den die meisten der etwa zwei Dutzend kleinen Gasthausbrauereien in der Mark - zusammengeschlossen im Verein der Brandenburger Kleinbrauereien - nicht hätten.

Im Barnimer Brauhaus wird in der Corona-Zeit drei Tage gebraut, zwei Tage abgefüllt und dann ausgeliefert. «Unsere Flaschenabfüllung hat sich bezahlt gemacht. Der Hofverkauf floriert, ebenso das Online-Geschäf», erzählt die Hausherrin, die seit 20 Jahren im alten Bahnvorstehergehöft, Baujahr 1911, in Hohenfinow wohnt. Die Corona-Krise habe das Bewusstsein für regional erzeugte Produkte geschärft.

Nora und Sören von Billerbeck haben mehrere Hunderttausende Euro in das Brauhaus investiert. «Jetzt sind wir nur noch zu 50 Prozent Sänger, die zweite Hälfte gehört dem Bierbrauen», sagt der gebürtige Thüringer. 38 kleine Läden, Cafés, Restaurants und kulturelle Einrichtungen in Berlin und Brandenburg werden wahlweise mit Fässern oder mit Flaschen beliefert. Mit fünf Hektolitern Sud können am Tag rund 1.000 Liter Bier gebraut werden.

Einen Hofverkauf wie in Barnim gibt es in dem von Köhler geführten Ausflugslokal im Forsthaus Templin in Potsdam nicht. Zu Ostern aber soll vor der Braumanufaktur ein Schankwagen stehen, in dem es das von den Potsdamern gebraute Bio-zertifizierte Bier - von Dunkel über Bock bis hin zum Weizen - in Flaschen zu kaufen gibt.

Auch im Brauereimuseum in Fürstenwalde soll wieder Bier gebraut werden. «Wir haben vor Monaten aufgehört zu brauen, einfach weil wir ja keine Besucher haben durften, die es trinken», sagt Bernd Norkeweit vom Brauereimuseum im alten Rathaus Fürstenwalde (Oder-Spree). Nun soll das Rathausbräu wieder produziert werden, vier Wochen Vorlauf sei nötig. Die Kapazität liege bei jährlich 300 Hektoliter, im vergangenen Corona-Jahr wurde nur ein Drittel dieser Menge gebraut, sagt Norkeweit.
dpa/bb
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