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12.01.2017 | 00:00 | Zum Wohl der Tiere 
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Rudeljournalismus diffamiert Bauernstand

Der Spiegel versteht sich als Nachrichtenmagazin. In diesem Sinne berichtet er in der aktuellen Ausgabe über eine Studie, die Greenpeace hat erstellen lassen.

Zum Wohl der Tiere
(c) proplanta
Demnach ist eine andere (bessere) Landwirtschaft möglich. Weniger Klimagase, niedrigere Importe, reduzierte Ackerfläche, deutsche Selbstversorgung. Dazu gehört allerdings eine komplette Wende: Halber Fleischkonsum, Reduktion der Lebensmittelabfälle. Und: Das Greenpeace-Modell berücksichtigt bislang das Thema Kosten nicht.

Über das Modell soll hier nicht gestritten werden. Es ist das gute Recht von Grennpeace, Luftschlösser zu bauen. Es sollte aber darüber gestritten werden, wie der Spiegel sich in das Thema involviert. Nämlich als Handlanger. - Mittels einer Sprache, die an Einseitigkeit nicht zu überbieten ist und hart an der Grenze zur Abfälligkeit rüttelt – bewusst, so scheint es. - Mit einer Recherche, die die Betroffenen ausblendet – Landwirte und Verbraucher. - Mit Vorwürfen, die den Bauern in der Gesamtheit Rechtsbeugung unterstellen.

Beispiele? „Ohne zu zögern“ schneiden die Tierhalter Schweineschwänze ab, „wahllos“ setzen sie Antibiotika ein, „großzügig“ würden Pestizide auf die Äcker gebracht. Die Empathie für die Kreatur sei den Bauern verloren gegangen. Bauern, die sich an Gesetze halten. Bauern, die in der Initiative Tierwohl mitmachen. Deren Tiere seien ihr kurzes Leben lang krank, wird behauptet. Nachweise werden keine angeführt.

Für unbestreitbar hält der Spiegel, dass diese Art der Landwirtschaft in letzter Konsequenz das Überleben der Menschheit in Frage stellt. Geht’s noch? Fakten? Stören nur. Denn „man braucht keine Ahnung zu haben um zu erkennen, dass das nicht richtig sein kann“, so der Spiegel.

Das ist unanständig. Da fällt einem nichts mehr zu ein. Deshalb zitieren wir einfach Kollegen der Spiegeljournalisten. Die Zitate treffen den Nagel auf den Kopf.

„Wir lügen nicht – wir sind schlampig, denkfaul und ein bisschen propagandistisch.“ Das sagt Hans-Ulrich Jörges vom „stern“ vor geraumer Zeit selbstkritisch über seine Zunft.

„Aufgabe kritischer Journalisten wäre es, die Hintergründe zu hinterfragen, und nicht der PR-Abteilung von Greenpeace die Arbeit abzunehmen, meinte kürzlich Johannes Kaufmann, „Salonkolumnist“.

Jorges nennt ein Verhalten, wie der Spiegel es zelebriert „Rudeljournalismus“. Wir sagen dazu TRUMPeten. Der Spiegel selbst verurteilt postfaktisches Verhalten und stellt sich doch auf genau diese Seite: Die Intelligenz in der Redaktion weiß offenbar genau, was das (Bauern-)Volk zu tun hat. Denn es gebe ja eine funktionierende Alternative.

Funktionieren wird das Modell nur, wenn die Kosten zu den Erlösen passen. Dies ist wohl das größte Manko des Greenpeace-Modells. Da man keine Antwort hat, wurde dieser Aspekt wohlweislich ausgelassen. Greenpeace darf das. Aufgabe des Spiegels wäre es, diesen wunden Punkt herauszuarbeiten. Stattdessen macht man sich zum Handlanger einer Organisation, deren Ziele durchaus kritisch zu hinterleuchten wären.

Heute kauft man uns Bauern nicht ab, dass wir nach bestem Wissen Landwirtschaft betreiben. Das ist schlimm. Aber es immer noch besser, als wenn man uns die Ware nicht mehr abkauft. Der Verbraucher selber scheint nicht ganz unzufrieden mit uns zu sein. Denn er kauft alles, was wir ihm anbieten – und dies trotz Horrormeldungen zum günstigsten Preis. Da bleibt wenig Raum für Ängste. Seltsam. Oder doch normaler, als der Spiegel und die Kronzeugen denken?
Und wir halten uns an die Worte von Werner Schwarz: „Machen wir etwas gut, dann zeigen wir es doch. Machen wir etwas noch nicht so gut, verändern wir es.“ Das ist ehrlich, es weist in die Zukunft und wäre berichtenswerter als so manches Luftschloss, lieber Spiegel!
Bauernverband S-H
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Kommentare 
Grünrock schrieb am 12.01.2017 10:16 Uhrzustimmen(65) widersprechen(32)
Gerade rechtzeitig zum Auftakt der Grünen Woche erscheint dieser reißerische Artikel im Spiegel - wohl kein Zufall - nutzt die Bauernlobby diesen wiederum geschickt zur Gegendarstellung und eigenen Stimmungsmache. Entsprechend billig sind Ihre Schlagzeilen geartet. Es dürfte wohl dem ein oder anderen bekannt sein, dass in den Hinterstuben der Messehallen in Berlin, also quasi zwischen Wurst und attraktiven Tresendamen, Funktionäre die politischen Weichen für die oberen Grünröcke stellen. Es geht um Geld, viel Geld das hier geschickt auf Länderebene die nächsten Jahre wieder verteilt wird. Vom Geldsegen profitiert insbesondere auch die Lebensmittelwirtschaft. Der Durchschnittsverbraucher, der sich dort für wenig Geld (Eintrittsgeld) um seinen Verstand frisst, bekommt davon natürlich nichts mit – da helfen auch die alljährlichen Apelle der Gegner der Agrarindustrie "Wir haben es satt" vor den Pforten der Messe nichts. Wer am Ende Recht hat „Spiegel“ oder „Bauernblätter“ ist schwer zu sagen, da eine Schnittmenge bei diesen Übertreibungen, arglistiger Täuschung und Interessenvertretung kaum zu bilden ist.
agricola pro agricolas schrieb am 12.01.2017 10:02 Uhrzustimmen(110) widersprechen(33)
Einschneidend nun die Reaktion, der Stil, wie der Bauernverband als Gegendarstellung verbal die Klingen kreuzt. Muss man nicht vielleicht Parallelen zu einem fehlenden geistigen Tiefgang in der Analyse erkennen, qualitativ gleichauf mit einer blindwütigen Argumentation im „Spiegel"-Artikel!? // Grundsätzlich ist die im Spiegel erfolgte Aneinanderreihung der Vorwürfe, welchen „hochgeistigen Ursprunges“ auch immer, nicht glaubwürdig gänzlich von der Hand zu weisen und das sage ich als konventioneller, hiervon betroffener Ackerbauer, der so ein Arbeitsleben lang sein Dasein mit dem eigenen Ein- u. Auskommen fristet. - Jetzt aber zu der völligen Fehleinschätzung dieser Spiegel-Journalistin Schießl, Hintergrundinformation, die absolut unterschlagen wird: Von den in der BRD genutzten 16 Mio. Hektar LN stehen weit über 9 Mio Hektar im Eigentum nicht derer, die die Flächen tatsächlich bewirtschaften. Gerade aber diese Spezies der „Passiv-Sofamelker“ vereinnahmt die den Bauern zugedachten Flächenprämien nach dem alten Taschenspielertrick: In die linke Hosentasche der Landwirte hinein, über die rechte immer wieder noch erstaunlich steigerungsfähig in einem erheblichen MEHR wieder hinaus. Auch hier gelebte GIER PUR! Eine Spiegel-Journalistin Schießl maßt es sich an, obendrein den Bauern IHRE gesellschaftspolitischen Vorgaben aufoktroyieren zu wollen. Ungeniert setzt man dabei das Deutsche Grundgesetz so nebenbei außer Kraft! Schon diktatorisch nimmt Sie ein solches Recht für sich in Anspruch und überspringt dabei geflissentlich, wie es um die aktuellen unheilig dominierenden Verflechtungen innerhalb der Ernährungsbranche bestellt ist. Wir deutschen Bauern und auch unsere europäischen Kollegen entbehren da jedweder Einflussnahme. Die Landtechnikbranche europa-/weltweit z.B. wird derzeit von kaum 10 Großkonzernen beherrscht, in der Agrarchemie- und Saatgutbranche lassen sich selbige an einer Hand abzählen, bald werden wir sogar noch auf den einen oder anderen Finger verzichten können, da die weltweite, schon fast krankhafte „FUSIONITIS“ weiter voranschreitet, eindeutige Vorzeichen sind bereits gesetzt. Für uns Bauern steht mittelfristig somit eine erhebliche betriebswirtschaftliche Strangulation zu befürchten. Wen interessiert's? - Genau SO „spiegelt“ sich das selbst von unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel verkannte Zerrbild für den deutschen/europäischen Bauernstand wider. Absolutistisch „verwalten“ und vereinnahmen die Margen der bäuerlichen Roherzeugnisse eine weltweit handverlesene Clique von Lebensmittelhändlern, Walmart hier mit Abstand der Größte. Selbige rasseln beständig mit den Säbeln und dominieren selbstherrlich das Weltmarktgeschehen. Warum setzt der investigative Spiegel-Journalismus nicht an eben dieser Stelle ein!? Weil es weit einfacher u. wohl auch ungefährlicher ist, auf die tumben Bauern ablenkend eindreschen zu dürfen!? Wieso müssen wir hier das horizonterhellende Querdenken zur Aufklärung der wissensdurstigen bundesdeutschen/europäischen Verbraucher gänzlich missen!? - Hegt man vielleicht gar Ängste, dass wegbrechende Werbeblogs eine derartige Einkommenslücke innerhalb solcher Verlage hinterlassen könnten, die die eigene Existenz schnell in Frage stellen würden. Kann man sich deshalb einen QUALITÄTSJOURNALISMUS überhaupt nicht leisten!? Insofern sind Sie als Journalistin, werte Frau Schießl, wieder gewohnt systemkompatibel und zermahlen alternativ die tumben Bauern zwischen den medialen Mühlsteinen, weil für die enttarnten Missstände -hier nicht die eigentliche Frage- nun einmal irgend jemand seinen (BAUERN)Kopf herhalten muss. Eine journalistische Moral und Ethik darf hierbei gerne leiden, ansonsten hätte man in selbigen Reihen vielleicht zu der Erkenntnis erstarken können, dass die allseits politisch gerne euphorisch thematisierte Globalisierung, die glorreich über vielen Volkswirtschaften steht, den einen erheblichen, eminent richtungsweisenden MANGEL ausweist, dass ein dadurch generierter Wohlstand nur bei einigen wenigen ankommt, die jeweiligen Unter- und Mittelschichten belässt man willig bei der Fraktion „ZAHLEMANN & Töchter/Söhne“. Mit etwas Sachverstand und einer damit einhergehenden berufsethisch ordentlichen Recherche wüsste auch u.a. eine Spiegel-Jounalistin Schießl -nicht die einzige eben dieses Genre- dass der Löwenanteil eines „LEISTUNGSPOTENTIALS“ der Globalisierungswelle im Nahrungsmittelbereich bei zwei mächtigen Familienclans in den konzerneigenen Schatzkammern vereinnahmt wird innerhalb der BRD. Hier ist mit eine der größten Schwächen des reißerischen Spiegel-Artikels zu orten. Also widmet man sich auch in selbigem Hause vorzugsweise einer perversen BAUERNSCHLACHTUNG!!! Ja, werte Frau Schießl, das Wort „pervers“ ist dafür absolut angezeigt!!! // Keinesfalls aussparen sollte man, wenn wir beim Thema sind, dass erst unlängst über 2.000 Hektar schon dereinst spottbillig verramschtes ehemaliges Gemeineigentum nun neuerlich den Eigentümer wechselt. Hat nicht grunderwerbssteuerfrei, je nach Bundesland zwischen 3 und 6 Prozent, die MÜNCHER RÜCK ein Immobilien-Schnäppchen in die eigenen Bücher geholt!? WELCHER BAUERNKOPF darf hier nun herhalten!!!? - usw. usw. usw. ....!!! // Unser DBV lässt hier im übrigen auch erhebliche Informationslücken klaffen...!!! Obige inhaltslose Gegendarstellung aus Schleswig Holstein ist dafür bezeichnend! Schon die Fehleinschätzung unserer berufsständischen Vertretung, dass uns Bauern die Verbraucher ALLES abkaufen, lässt ein ungläubiges Kopfschütteln zu. Sind die über 30% BIOMÜLLPOTENTIAL irreal!? -Damit ist wiederum die Daseinsberechtigung von Greanpeace & Co. durchaus gesellschaftlich legitimiert... - Wer aber positioniert sich als „Anwalt von uns Bauern“!? Wir hätten einen solchen dringend nötig!!!
Anmerker schrieb am 12.01.2017 08:08 Uhrzustimmen(76) widersprechen(87)
Sicher! Nicht alle Bauern sind gleich. Es gibt wie überall Leute, denen Geld wichtiger ist aber auch Leute denen Nachhaltigkeit/Gewissen wichtiger ist. > Funktionieren wird das Modell nur, wenn die Kosten zu den Erlösen passen. -> Ohne Direktzahlungen passen doch heute schon oft die Kosten nicht zu den Erlösen. > Heute kauft man uns Bauern nicht ab, dass wir nach bestem Wissen Landwirtschaft betreiben. -> Man hört ja auch nur, dass das Wissen von Lobbyverbänden und PSM-Herstellern kommt. > Der Verbraucher selber scheint nicht ganz unzufrieden mit uns zu sein. Denn er kauft alles, was wir ihm anbieten... -> Hat er große Auswahl bzw. eine Chance zu erkennen, wie welches Supermarktprodukt produziert wurde?
cource schrieb am 12.01.2017 06:21 Uhrzustimmen(46) widersprechen(41)
als wenn greenpeace eine unabhängige organisation wäre, das ich nicht lache, die sind genau so profiteure des systems und haben demzufolge kein wirkliches interesse daran, dass sich diesbezüglich grundlegendes in der neoliberalen wirtschaft ändert---das bestehende system ist nicht reformierbar, die für die menschheit überlebenswichtige nachhaltigkeit kann sich erst nach überwindung des kurzfristigen profitstrebens/materialismus, einstellen.
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