Der jüngste Aufwärtstrend wurde vom Ausbruch der Schweinegrippe jedoch binnen weniger Tage wieder gestoppt. Zwar kehrte in die Finanzmärkte eine Spur von Optimismus zurück, wie sich auch an den Zahlen der Luftfahrtindustrie ablesen lässt. Der Internationalen Flug-Transport-Vereinigung (IATA)
http://www.iata.org zufolge hat die Hysterie um das H1N1-Virus den Großteil des Aufwärtstrends aber bereits wieder zunichte gemacht. Dafür seien Bedenken über eine zusätzliche Belastung der Nachfrage ausschlaggebend. Während die Branche angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise ohnehin mit deutlich rückläufigen Buchungszahlen zu kämpfen hat , könnte sich die Ausbreitung des Virus nach Medienberichten für bereits angeschlagene Unternehmen zu einem Bedrohungsszenario entwickeln.
"Europäische Airlines bieten relativ begrenzt Flugverbindungen nach Mexiko an. Insofern ist vorerst mit einem geringen Einfluss der Schweinegrippe auf die Verkehrszahlen und damit auf die Aktien der Fluglinien zu rechnen", meint Per-Ola Hellgren, Senior Analyst der LBBW
http://www.lbbw.de, im Gespräch mit pressetext. Dem Experten zufolge seien deutlichere Folgen nur dann zu erwarten, sollte sich das Virus weiter ausbreiten und zu einer Pandemie entwickeln. "Derzeit sind verschiedene Szenarien denkbar. Für die Luftfahrtbranche stellt die Schweinegrippe jedoch wohl nur im 'Worst Case' eine echte Bedrohung dar", betont der Analyst. Vorkehrungen wie jene der Lufthansa, Ärzte mit auf Mexiko-Flüge zu nehmen und kostenlose Umbuchungen anzubieten, seien dennoch nicht abwegig. Ohne die Maßnahmen habe die Airline "mehr zu verlieren".
Der Einfluss der Schweinegrippe auf die Luftfahrtbranche wird dieser Tage gerne mit der Lungenkrankheit SARS verglichen. "2003 wurden die Airline-Aktien durch die Krankheit von einer kräftig gedrückten Nachfrage belastet", so Hellgren gegenüber pressetext. Allerdings hatte SARS ihren Ursprung in Ostasien, wodurch sich die Titel der Fluglinien stärker beeindrucken ließen. Darüber hinaus verbreitete sich die Krankheit unmittelbar nach Ausbruch des Irak-Kriegs in einer geopolitisch äußerst angespannten Lage. "Im Durchschnitt verzeichneten die Fluglinien damals Einbrüche von fünf bis zehn Prozent und auf gewissen Strecken deutlich mehr", erklärt Hellgren. Das H1N1-Virus werde hingegen bislang als weniger gefährliche Bedrohung wahrgenommen als SARS oder auch die Vogelgrippe.
Der IATA zufolge nimmt die Krankheit dennoch Einfluss auf die Zahlen der Branche. Bis zu ihrem Ausbruch habe die Luftfahrtindustrie vom Aufschwung der Märkte profitieren können. Während im Vorjahr 24 IATA-Gesellschaften bankrott gingen, werden 2009 weitere Insolvenzen befürchtet. Der Bloomberg-Airline-Index kletterte im Vormonat um 15 Prozent gegenüber März, befand sich damit aber weiterhin unter dem Vorjahreswert, berichtet das Wall Street Journal. Dabei sei der Anstieg von der Panik vor der Schweinegrippe um fünf bis zehn Prozent gedrosselt worden. Die Gesamtverluste der Branche stiegen jedoch bereits im ersten Quartal auf über eine Mrd. Dollar. (pte)