Simbabwe funkt SOS: Cholera, Trinkwassermangel, kostenlose SärgeHarare - In Robert Mugabes Krisenstaat Simbabwe spitzt sich die Lage dramatisch zu. |
(c) chris74 - fotolia.com Der Kollaps des öffentlichen Dienstes, der zu chronischem Mangel, Massenarmut, Hyperinflation und Hunger geführt hat, wird zunehmend lebensbedrohlich. Erste Revolten wurden bereits aus der Hauptstadt Harare gemeldet, wo mangelhafte Hygiene die Cholera sich ungezügelt ausbreiten lässt. «Unser Land wird von einer von Menschen verursachten humanitären Krise verschlungen. Der Cholera-Ausbruch hat bisher mehr als 500 Menschenleben gefordert», sagt Morgan Tsvangirai, designierter Ministerpräsident und Chef der Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC).
Bei einer Preisverleihung in Marokko wandte er sich mit einem verzweifelten Hilferuf an die internationale Öffentlichkeit und bat um dringende Unterstützung. Die humanitäre Lage habe «katastrophale Ausmaße» angenommen. Mehr als 5,5 Millionen Simbabwer, mehr als die Hälfte der noch im Lande lebenden Menschen, haben kaum noch etwas zu essen. Viele suchen nach Beeren, Insekten und Ratten.
Auf den Hilfsorganisationen liegt die Hauptlast bei der Hilfe für die Bevölkerung. Doch ihre Arbeit wird behindert von einer weiterhin verzweifelt um die Macht kämpfenden Clique um den alternden autokratischen Präsidenten Mugabe (84). Immer wieder hat er seit den umstrittenen Wahlen vom März versucht, mit Tricks und Tücke seine Position zu halten. Eine Annäherung mit der erfolgreich aus den Parlamentswahlen hervorgegangenen MDC von Tsvangirai liegt daher trotz aller Teilabkommen in weiter Ferne.
Tsvangirai hat gerade dem regionalen Staatenbund SADC wie auch dessen Vermittler, Südafrikas Ex-Präsidenten Thabo Mbeki, das Misstrauen ausgesprochen. Er sei kein ehrlicher Makler, hielt er ihm vor. Doch während die Suche nach einer politischen Lösung für den am Boden liegenden einstigen afrikanischen Modellstaat weiterhin erfolglos ist, wächst die Not. Trotz Cholera-Epidemie stellten Harares städtische Wasserwerke am Montag die Wasserversorgung ganz ein. Grund: Sie habe keine Chemikalien für die Desinfektion mehr.
Am Dienstag gab es wieder einige wenige Rinnsale, die in mehreren Vierteln der Stadt aus den Wasserhähnen tröpfelten. Sie sind jedoch ebenso unzureichend wie der staatlich erlaubte Bargeld-Höchstbetrag, den Simbabwer abheben dürfen. Der Frust darüber ließ am Vortag hunderte Soldaten ausrasten. Sie zogen plündernd durch die Straßen, bis sie schwer bewaffnete Bereitschaftspolizei vertrieb. Immerhin hat die Stadtverwaltung den bedrängten Simbabwern finanzielle Erleichterung verschaffen: Särge und Beerdigungen sind nun kostenlos. (dpa)
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