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22.04.2017 | 15:14 | Maschinenbau 

Starke Nerven für Geschäfte in Afrika notwendig

Frankfurt/Main - Hungerkatastrophe am Horn von Afrika, Bürgerkrieg im Südsudan - der Kontinent scheint nicht zur Ruhe zu kommen.

Maschinen für Afrika
Steigender Wohlstand und eine wachsende Mittelschicht - es gibt nicht nur Katastrophennachrichten aus Afrika. Vor allem Unternehmen aus China drängen auf den Markt und machen deutschen Maschinenbauern vor Ort Konkurrenz. (c) proplanta
Dennoch gibt es nach Einschätzung der bundeseigenen Gesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) in vielen Ländern südlich der Sahara gute Geschäftschancen - das haben vor allem chinesische und indische Unternehmen erkannt. Auch deutsche Maschinenbauer sind in Afrika unterwegs. Dabei sind unkonventionelle Lösungen und Kreativität gefragt.

So liefert etwa das Familienunternehmen Ziegra - falls erforderlich - zusätzlich zu seinen Industrie-Eismaschinen Notstromaggregate oder Solartechnik zum Betrieb der Anlagen gleich mit. «Strom- und Wasserversorgung sind in vielen Ländern ein Problem», berichtet Ziegra-Exportmanager Martin Klages. «Wegen der Stromausfälle sind unsere Maschinen für Afrika relativ einfach konstruiert.»

Seit Anfang der 80er Jahre ist der Hersteller industrieller Eismaschinen unter anderem für die Back- und Fischindustrie aus Isernhagen bei Hannover in Afrika aktiv. «In guten Jahren machen wir dort zehn Prozent des Jahresumsatzes», sagt Klages.

Insgesamt ist das Geschäftsvolumen deutscher Maschinenbauer auf dem Kontinent jedoch überschaubar. Nach Angaben des Branchenverbandes VDMA gingen 2015 Maschinen «Made in Germany» im Wert von 4,2 Milliarden Euro nach Afrika. Das sind gerade einmal 2,7 Prozent der Branchenexporte. Von 2005 bis 2014 stiegen die Ausfuhren auf den Kontinent aber immerhin um 65 Prozent.

Besonders begehrt sind Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen sowie Bau- und Baustoffmaschinen.

Zuletzt schwächelte das Wirtschaftswachstum in Afrika allerdings. Gerade einmal 1,6 Prozent waren es im vergangenen Jahr. Das sei der niedrigste Wert seit 30 Jahren, berichtet Ludovic Subran, Chefvolkswirt des Kreditversicherers Euler Hermes.

«Afrika findet sich nach vielen Boom-Jahren beim Wirtschaftswachstum auf dem harten Boden der Tatsachen wieder - vor allem getrieben durch den Ölpreisverfall», analysiert der Ökonom. Besonders betroffen waren die beiden größten Volkswirtschaften Südafrika und Nigeria.

Die Entwicklung in den einzelnen Ländern war allerdings sehr unterschiedlich. Die GTAI weist auf Schätzungen hin, wonach das Bruttoinlandsprodukt beispielsweise in Kenia in diesem Jahr um 6,1 Prozent wachsen, im Südsudan hingegen um 6 Prozent schrumpfen wird.

«Auf keinem Kontinent sind die Unterschiede so groß wie in Afrika», sagt Peter Steindl, Geschäftsführer des Verpackungsmaschinenherstellers Fawema. «Wir sehen gute Geschäftsaussichten in Kenia und anderen Ländern Ostafrikas durch steigenden Wohlstand und eine wachsende Mittelschicht.»

Seit 38 Jahren ist das Unternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Engelskirchen vor allem in Ostafrika tätig und verkauft dort insbesondere Verpackungsanlagen für Mehlprodukte. Etwa 5 bis 8 Millionen Euro des jährlichen Gesamtumsatzes von 24 bis 25 Millionen Euro werden auf dem Kontinent erwirtschaftet.

Ein weiteres Problem neben der oft unzureichenden Infrastruktur: Es gibt kaum Fachkräfte für die Wartung und Bedienung der Maschinen. Die Unternehmen müssen daher selbst aktiv werden. «Wir versuchen Mitarbeiter unserer Kunden in Deutschland oder in dem Land auszubilden», berichtet Steindl. Ziegra schult Händler vor Ort oder weist bei Großaufträgen die Kunden in Deutschland ein.

Größte Konkurrenten für Deutschlands Maschinenbauer sind Anbieter aus China, Italien und den USA. «Chinesische Hersteller drängen mit günstigeren Preisen aggressiv in den Markt», berichtet Klages.

Generell machen der GTAI zufolge China und Indien inzwischen die größten Geschäfte mit Investitionsgütern in Afrika. «Deutschland spielt als Lieferant eine immer marginalere Rolle, auch wenn die absoluten Zahlen teilweise steigen», heißt es in der Studie «Subsahara-Afrika - Zukunftsmärkte mit Herausforderungen».

«Langfristig ist Afrika sicherlich ein attraktiver Export- und Wachstumsmarkt der Zukunft», sagt Subran voraus. «Allerdings braucht man angesichts der vielen Unsicherheiten derzeit bei Geschäften dort gute Nerven.»
dpa
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