Besonders aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden sind sie gekommen und haben sich vor dem EU-Ratsgebäude versammelt, in dem die EU-Staats- und Regierungschefs gestern und heute tagen. Bis zum Mittag werden die Milchbäuerinnen und Milchbauern mit ihren Treckern in der europäischen Hauptstadt bleiben und eine weitere Kundgebung gegen Mittag abhalten.
Wohin man auch sah: in der Innenstadt Brüssels wimmelte es an diesem Donnerstag nur so von Traktoren, die zu der EMB-Kundgebung vor dem EU-Ratsgebäude fuhren. "Die Lage am
Milchmarkt muss zur Chefsache werden", so die Vizepräsidentin des EMB, Sieta van Keimpema. Die Entwicklungen der letzten Jahre haben schon viele Milchbauern in ganz Europa die Existenz gekostet. Die Versorgung der europäischen Bürger mit qualitativ hochwertiger Milch steht auf dem Spiel, wenn Dumpingpreise weiter das Geschehen bestimmen.
In einem Brief hatte der Präsident des EMB, Romuald Schaber die EU-Staats- und Regierungschefs zum Handeln aufgefordert: "Wir bitten Sie, sich bei diesem Treffen für eine sofortige, zeitlich auf das Wirtschaftsjahr 09/10 befristete Stillegung von 5 Prozent der EU-Milchquoten einzusetzen. Gleichzeitig halten wir grundsätzlich eine flexible Anwendung der Quotenregelung für unumgänglich. So können in Zukunft Überschüsse und Marktverwerfungen verhindert und dadurch viele Millionen an Steuergeldern eingespart werden. Die Regierungschefs aus Luxemburg und Deutschland, Jean-Claude Juncker und Angela Merkel, haben ihrerseits bereits angekündigt, die Milchproblematik im Rahmen des sogenannten „Kamingesprächs“ erörtern zu wollen."
Die Milchmenge am Markt ist viel zu hoch, als dass kostendeckende Preise erzielt werden könnten. Gleichzeitig sinkt weltweit die Nachfrage und drückt den Preis weiter nach unten. Mit einer flexiblen Mengenregulierung könnte das Angebot an Milch beschränkt und ein fairer Milchpreis für Konsumenten und Milchbauern erreicht werden. Eine Stillegung von 5 Prozent der europäischen
Milchquote wäre ein erster Schritt, die Lage zu entspannen, da dadurch die
Milchproduktion etwas verringert würde.
Die europäischen Milchbauern können bei den gegebenen Strukturen nicht mehr lange existieren. Subventionen stützen nur das alte, marode System; die Krise bewältigen kann man mit ihnen nicht. Ein kostendeckender Preis muss über den Markt erzielt werden, mit Hilfe einer flexiblen Mengenregulierung. Dafür setzen sich die europäischen Milchbäuerinnen und Milchbauern bei ihrer Aktion heute und morgen vor den Toren des EU-Ratsgebäudes in Brüssel ein. (PD)