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29.05.2017 | 14:50 | Zuckermarkt 

USDA prognostiziert noch engere EU-Zuckerversorgung

Washington - In der Europäischen Union zeichnet sich für das Wirtschaftsjahr 2017/18 trotz einer kräftigen Ausdehnung der Zuckerproduktion nach dem Auslaufen der betreffenden Marktordnung im September eine weitere Verknappung des Süßstoffs ab.

EU-Zuckerversorgung
(c) proplanta
So erwartet das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) aktuell, dass die Zuckerbestände in der EU-28 bis zum Abschluss der kommenden Saison im Vergleich zur laufenden erneut sinken werden, und zwar um 250.000 t oder 32 % auf nur noch rund 524.000 t. Dem liegt eine Erzeugungsprognose für die kommende Kampagne von 18,6 Mio. t Zucker zugrunde; das wären zwar 2,1 Mio. t oder 13 % mehr als im Vorjahr.

Die Experten begründen ihren Optimismus mit der Ausdehnung des Zuckerrübenareals als Reaktion auf die wegfallende Rübenquote und mit höheren Erträgen. Gleichzeitig sollen sich aber die Handelsmengen der Gemeinschaft deutlich gegenläufig entwickeln. So werden die Einfuhren als Folge der üppigen Erzeugung voraussichtlich um 1,1 Mio. t oder 36 % auf 2,0 Mio. t Zucker zurückgehen, während die Ausfuhren wegen der entfallenden Exportbeschränkungen wahrscheinlich um 700.000 t oder fast die Hälfte auf 2,2 Mio. t ausgedehnt werden dürften.

Wenn die Fachleute recht behalten, dann würden die EU-Zuckerbestände - bezogen auf den voraussichtlichen Bedarf, der einschließlich der Exporte und bei einem recht stabilen Verbrauch von 18,7 Mio. t auf insgesamt 20,9 Mio. t beziffert wird - für lediglich neun Tage reichen, verglichen mit 14 Tagen bei gleicher Rechnung für 2016/17. Der Durchschnitt der letzten fünf Jahre liegt deutlich höher, nämlich bei 48 Tagen.

Preisvolatilität dürfte größer werden

Mit Blick auf den gesamten Süßstoffmarkt in der Europäischen Union prognostiziert das USDA für die kommenden Jahre zunehmende Preisschwankungen, weil auch die Produktionsquoten für Isoglucose abgeschafft werden. Unterdessen dürften sich für die Zuckerraffinerien nach Einschätzung der Washingtoner Fachleute neue Marktchancen ergeben, obwohl diese weiterhin von hohen Zuckerimportzöllen sowie von Einfuhrquoten und rückläufigen Importen im Rahmen von Präferenzabkommen mit Drittländern begrenzt würden.

Indes zeichnet sich am globalen Zuckermarkt für die kommende Saison ein Produktionsüberschuss ab. Das Ministerium erwartet für 2017/18 eine Zunahme der weltweiten Erzeugung im Vergleich zum Vorjahr um 8,8 Mio. t oder 5 % auf einen Rekord von 179,6 Mio. t Zentrifugalzucker in Rohwert. Diese Menge würde den Verbrauch von Zucker für Nahrungszwecke 2017/18 um 8,1 Mio. t übertreffen. Für die laufende Saison wird noch ein Minus von 1,1 Mio. t geschätzt.

Asiatische Zuckererzeugung im Aufwind



Das Agrarressort sagt nicht allein für die EU, sondern auch für den dann zweitgrößten Produzenten Indien einen deutlichen Zuwachs des Zuckeraufkommens voraus, und zwar um 3,9 Mio. t oder 18 % auf 25,8 Mio. t. Die US-Fachleute begründen ihre optimistische Erwartung mit einer Ausdehnung des Zuckerrohrareals und höheren Erträgen.

Die thailändischen und chinesischen Zuckerhersteller dürften ihre Produktion ebenfalls weiter ankurbeln. Hier liegen die Prognosen bei Zuwächsen von 1,2 Mio. t oder 12 % auf 11,2 Mio. t für Thailand beziehungsweise von 1,0 Mio. t oder 11 % auf 10,5 Mio. t für China. Unterdessen wird für Brasilien, die Nummer eins der Weltrangliste der Zuckerproduzenten, lediglich eine moderate Zunahme der Zuckerherstellung erwartet, nämlich um 500.000 t oder 1 % auf 39,7 Mio. t. Das wäre allerdings ein neuer Rekord.

Dem US-Ministerium zufolge dürfte 2017/18 etwas mehr brasilianisches Zuckerrohr zu Zucker verarbeitet werden, so dass die Ethanolerzeugung entsprechend zurückgehen würde.

USDA-Bericht mit angepasster Datengrundlage

Mit Blick auf den weltweiten Zuckerverbrauch erwartet das USDA eine stabile Entwicklung. Für Ernährungszwecke sollen in der kommenden Saison 171,6 Mio. t verwendet werden; das wäre gegenüber 2016/17 lediglich ein Minus von 300.000 t.

Allerdings weisen die Washingtoner Experten darauf hin, dass sich die Datengrundlage ihres aktuellen Berichts geändert hat. So werden 50 Zuckererzeugerländer nicht mehr berücksichtigt. Dies betrifft vor allem afrikanische Länder wie Burkina Faso, Burundi, Kamerun, den Tschad und Kongo sowie unter anderem auch Afghanistan, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisien, Nepal, Nordkorea und Island. Den Fachleuten zufolge ergibt sich daraus mit Blick auf die Prognose für den globalen Verbrauch einAbschlag von gut 1 %, wobei zur Berechnung der Mengen in den betreffenden Ländern Fünfjahresdurchschnitte in Ansatz gebracht wurden.

Globale Importe in kommender Saisonwahrscheinlich rückläufig

Einen größeren Einfluss hat die veränderte Datengrundlage allerdings auf die Vorhersage der weltweiten Zuckerimporte, für die das USDA für 2017/18 einen Rückgang um 3,2 Mio. t oder fast 6 % auf 51,3 Mio. t erwartet. Von diesem Minus führen die Experten gut 2 Prozentpunkte auf die eingeschränkte Länderauswahl zurück. Im Einzelnen erwarten die Marktexperten für China, den wichtigsten Einkäufer am Weltmarkt, einen Rückgang der Zuckerimporte um 1 Mio. t oder 19 % auf 4,2 Mio. t.

Als Argumente für diese negative Entwicklung nennen die US-Beamten die voraussichtlich deutlich größere Erzeugung der chinesischen Zuckerraffinerien und die Abstockung der Zuckerlager im Reich der Mitte bei einem gleichzeitig nur moderat höheren Verbrauch. Allerdings weist das US-Ministerium darauf hin, dass die Regierung in Peking seit Ende September 2016 die Einführung von weiteren Marktstützungsmaßnahmen für die heimische Zuckerbranche analysiere. Daraus könnten sich größere Marktunsicherheiten ergeben, hieß es.

USDA erwartet Rekord für weltweite Zuckerexporte 2017/18

Tatsächlich erhöhte die chinesische Regierung am Montag vergangener Woche (22.5.), also kurz nach der Veröffentlichung des USDA-Berichts, ihre bisherige Importabgabe auf Zucker von 50 % auf 95 %. Im Mai 2018 soll der Zollsatz auf 90 % gesenkt werden und ein weiteres Jahr später auf 85 %. Die Regelung betrifft Zucker, der über die im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) vereinbarte Quote von 1,95 Mio. t hinaus eingeführt wird; für dieses Kontingent gilt ein Zollsatz von nur 15 %.

Derweil erwartet das USDA für Brasilien, den weltgrößten Zuckerexporteur und wichtigsten Lieferanten der Chinesen, für 2017/18 eine Ausweitung der gesamten Zuckerausfuhren im Vergleich zum Vorjahr um 540.000 t oder 2 % auf 28,7 Mio. t, und zwar als Folge eines größeren Inlandsangebots. Unterdessen geht der brasilianische Zuckerverband (Unica) davon aus, dass die Ausfuhren aus dem eigenen Land als Folge der chinesischen Zollerhöhung in den kommenden zwölf Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 800 000 t oder 27 % auf 2,2 Mio t sinken könnten. Sollten geplante Verhandlungen mit den Chinesen erfolglos sein, werde Brasilien Gegenmaßnahmen ergreifen, hieß es.

Mit Blick auf die weltweiten Zuckerexporte erwartet das USDA für 2017/18 einen Rekord von 59,2 Mio. t; das wären 1,5 Mio. t oder 2,5 % mehr als in der laufenden Saison. Preisabschlag für Weißzucker aus der kommenden Kampagne Trotz der kräftigen Importzollerhöhung der Chinesen haben die Weltmarktpreise für Zucker in den vergangenen Wochen zugelegt. So wurde der vordere Rohzuckerkontrakt Nummer 11 mit Fälligkeit im Juli 2017 am vergangenen Mittwoch (24.5.) gegen 7.35 Uhr hiesiger Zeit in New York für 15,91 cts/lb (312 Euro/t) gehandelt; das bedeutete gemessen an dem Anfang Mai markierten Laufzeittief von 15,24 cts/lb (299 Euro/t) eine Verteuerung um 4,4 %. Gleichzeitig legte der teurere Märztermin 2018 um 3,5 % auf 16,72 cts/lb (328 Euro/t) zu.

Analysten argumentierten, dass die chinesischen Binnenmarktpreise für Zucker etwa doppelt so hoch wie der Weltmarktpreis seien. Deshalb lohnten sich Einfuhren bereits ab einem Rohrzuckerpreis von etwas weniger als 15 cts/lb (294 Euro/t). Auch die von der aktuellen Re gierungskrise in Brasilien verursachte deutliche Abwertung des brasilianischen Real gegenüber dem Dollar nahmen die Börsenakteure offensichtlich gelassen hin, obwohl sich brasilianischer Zucker am Weltmarkt durch den Wechselkurseffekt um etwa 5 % verbilligt hat.

Unterdessen ging die Entwicklung bei den Futures auf Weißzucker in dieselbe Richtung wie beim Rohrzucker, wobei dieMarktakteuremit Blick auf die kommende Kampagne aber weniger optimistisch sind. Der für dieses Produkt an der Londoner Börse gehandelte Termin August 2017 kostete am vorigen Mittwoch gegen 10.05 Uhr 455,20 $/t (405 Euro/t); das bedeutet im Vergleich zum Maianfang ein Plus von 3,3 %. Für den Märzkontrakt 2018 verzeichnete die Börse gleichzeitig eine Verteuerung um 2,6 % auf 442,9 $/t (394 Euro/t). Auffällig ist hier allerdings der Preisabschlag im Vergleich zum vorderen Kontrakt in Höhe von 2,7 %.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8894 Euro
 
AgE
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