Das amerikanische
Landwirtschaftsministerium (USDA) prognostiziert für Brasilien, den mit Abstand größten Zuckerexporteur, im Vergleich zur vorherigen Saison einen deutlichen Rückgang der Erzeugung von Zentrifugalzucker und entsprechend auch der Ausfuhren.
In ihrem aktuellen Bericht zum Weltzuckermarkt beziffern die Washingtoner Experten die brasilianische Produktion auf voraussichtlich nur 36,0 Mio t; das wären 6,1 Mio t oder 14,4 % weniger als 2020/21. Im Mai hatte die Prognose noch um 3,9 Mio t höher gelegen. Die Fachleute begründen ihre jetzt deutlich pessimistischere Einschätzung mit Ertragseinbußen beim
Zuckerrohr aufgrund von Trockenheit und Frost.
Erneut etwa 54 % des brasilianischen Zuckerrohrrohraufkommens dürften 2021/22 zu Ethanol verarbeitet werden, der Zuckeranteil läge entsprechend wieder bei 46 %. Die Prognose für den
Zuckerexport des südamerikanischen Landes wurde aufgrund der schlechteren
Ernteaussichten um 3,2 Mio t auf 26,0 Mio t zurückgenommen; das wären 6,2 Mio t weniger als 2020/21.
Gleichwohl dürfte die globale Exportmenge an Zentrifugalzucker laut der USDA-Vorhersage um 430.000 t oder 0,7 % auf knapp 63,1 Mio t steigen. Allerdings waren die Washingtoner Fachleute im Mai noch von einer Ausfuhrmenge von weltweit insgesamt annähernd 66,0 Mio t ausgegangen.
Höhere EU-Importe
Maßgeblich für den Anstieg der Ausfuhren ist die Erholung der
Zuckerproduktion in Thailand. Aufgrund der Ausweitung des Zuckerrohranbaus und eines voraussichtlich wieder deutlich höheren Durchschnittsertrags soll die Zuckerproduktion in dem asiatischen Königreich um 2,4 Mio t oder 31,6 % auf 10,0 Mio t zulegen. Dieselbe Menge soll auch in den Export gehen, nach nur 4,0 Mio t im Vorjahr.
Die Europäische Union hält derweil ihre Position als drittgrößter Zuckerproduzent. Für die EU-27 rechnet das USDA mit einer Zuckererzeugung von 16,6 Mio t; das wären 1,2 Mio t mehr als 2020/21 und 800.000 t mehr als bislang erwartet wurden. Insbesondere in Frankreich, Deutschland und Polen hätten die
Rüben weniger unter dem Vergilbungsvirus gelitten als in der vergangenen Saison, auch wegen Notfallzulassungen für die Saatgutbeizung mit Neonikotinoiden.
Die Zuckereinfuhren der EU veranschlagt das
US-Landwirtschaftsministerium für 2021/22 auf 2 Mio t; das wären 500.000 t mehr als im Vorjahr. Damit würden die Einfuhren den erwarteten Zuckerexport der Gemeinschaft um 700.000 t übertreffen.
Rückgriff auf die Bestände
Auch für Indien, den global zweitgrößten Zuckererzeuger und zugleich größten Zuckerverbraucher der Welt, prognostizieren die Washingtoner Beamten eine Produktionszunahme, und zwar um 900.000 t auf 34,7 Mio t. Als Grund wird die im Vergleich zum Vorjahr größere Zuckerrohrfläche angeführt. Zudem wird für Russland ein Anstieg der Erzeugung von fast 1,0 Mio t auf 6,6 Mio t Zucker erwartet.
Die globale Zentrifugalzuckerproduktion 2021/22 wird nach der Vorhersage des USDA geringfügig umfangreicher ausfallen als im Vorjahr. Die betreffende Menge wird jetzt auf 181,1 Mio t taxiert; das wären rund 1 Mio t oder 0,5 % mehr als 2020/21. Im Frühjahr war allerdings noch ein Aufkommen von 185,5 Mio t Zucker erwartet worden. Entsprechend stellt sich die Versorgungssituation am
Weltmarkt für Zucker nicht mehr so entspannt dar wie 2020/21.
Nach Einschätzung der Washingtoner Fachleute wird der weltweite Zuckerverbrauch um 3,4 Mio t auf 174,5 Mio t steigen. Zunehmen wird der Bedarf unter anderem in China, Indien und Russland.
Die höhere Nachfrage wird laut USDA nur über einen Abbau der Bestände komplett zu decken sein: Die globale Lagermenge soll im Verlauf der aktuellen Vermarktungssaison um 3,1 Mio t auf 45,7 Mio t sinken. Rückläufige Zuckerbestände erwartet das US-Agrarressort vor allem für China, Indonesien und Thailand.