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17.03.2010 | 17:55 | Mühlenwirtschaft 

VDM-Mühlenfachtagung: Wieder gut besucht in Fulda

Fulda - Die mittlerweile schon 17. traditionelle Mühlenfachtagung des VDM am 25. Februar in Fulda war mit knapp 100 Teilnehmern wieder sehr gut besucht.

Getreidesäcke
(c) proplanta
Die Teilnehmer erwartete wie immer ein interessantes und vielseitiges Programm:
 
Nach der Eröffnung durch VDM-Hauptgeschäftsführer Manfred Weizbauer hatten die Aus­steller Gelegenheit, ihre firmen vorzustellen. Im ersten Vortrag stellten Frau Melanie Harmuth, MediaCom­pany, so­wie Dr. Heiko Zentgraf, GMF, die ersten Ergebnisse der PR-Arbeit für die Mühlen nach dem Bundesverfassungsge­richtsurteil Anfang letzten Jah­res dar. Sie gaben zugleich einen Aus­blick auf die umfassen­den PR-Maßnahmen für das Jahr 2010. Unter dem Motto „Bestes aus deutschen Mühlen. Sichere Mehlqualität. Jeden Tag.“ als umfas­sende Klammer verankern sich die Mühlen als elementare Lebensmittel­branche im öffentlichen Bewusstsein, um ihre Belange stärker einzubringen und den spannenden und krisenfesten Beruf des Müllers für die Nachwuchswerbung dar zu stellen. Hierdurch wird nicht nur der Be­kanntheitsgrad der Branche erhöht, sondern auch ein Be­wusstsein bei Verbrauchern und Kunden für eine gesunde und ausgewogene Ernährung geschaffen.

Die Neuausrichtung der Öffentlichkeitsarbeit zeigt sich auch in einer ver­stärkten Internetpräsenz, indem die Homepages des VDM und der GMF einer Generalre­vision unterzogen wurden sowie mit www.mein-mehl.de eine neue Verbraucherin­ternet­seite und mit www.mueller-in.de in Zusammenarbeit mit den anderen am Müller (Verfah­renstechnologen in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft) interessierten Branchen eine neue Internetseite zur Nachwuchswerbung geschaffen wurde. Unter dem Motto „Wer zu uns kommt, mahlt zuerst.“ werden Jugendliche zielgerichtet und altersge­recht angespro­chen, um für den Müllerberuf mit seinen guten Zukunftsperspektiven zu werben. Das gute Echo der Medienarbeit zeigte sich eindrucksvoll am Beispiel der letzt­jährigen VDM-Pres­sekonferenz zur Ernte in Berlin: Hier konnte mit Hilfe von anschaulichen In­fografiken mit 50 Mio. Kontakten eine sehr hohe Reichweite erzielt werden.

Mit dem Quartalsinfobrief „Mühlen im Di­alog“ hat der VDM zudem ein Medium geschaffen, um gezielt Entschei­dungsträger in Politik, Wirtschaft und Medien auf die Belange der deutschen Mühlen auf­merksam zu machen. Er hat sich mittlerweile hervorragend etabliert. Für 2010 stehen zahlreiche neue Maßnahmen aus, zu denen die Schaffung einer neuen, modernen Bild­sprache zu Mehl gehört, welche zugleich die optische Grundlage für eine neue Broschü­renreihe darstellen wird, die Beteiligung an Ausstellungen, die Herstellung einer Dreh­scheibe „Mehl-O-Meter“ mit Informationen zu den einzelnen Mahlprodukten und zur Bran­che als Give-away für Tage der offenen Tür etc., sowie die Erstellung von Filmmaterial für die PR-Arbeit der Mühlenbetriebe und für TV-Sender mit modulhaften, zielgerichteten In­halten zu den Mühlen und ihrer Bedeutung für die Menschen.


Die GMF, die in der Fach­welt und Wissenschaft unbestrittene Anerkennung findet, hat in gewohnt professioneller Weise die Öffentlichkeitsarbeit in den Fachmedien begleitet: Mit einer sehr guten Medien­resonanz wurden wieder zahlreiche Fachpublikationen wie der Mehlreport und das Agrarspecial an die Kunden und Vertragspartner der Mühlen in den vor- und nachgela­gerten Stufen übermittelt, sowie Fachberichte für die Gesundheits- und Ärztepublikatio­nen. Die GMF hat soeben eine neue CD „Mahlen in Zahlen“ mit interessanten Grafiken und Diagrammen für die Medien, als Unterrichtsmaterial und für Vorführungen eignet und die PR-Arbeit der Mühlenbetriebe unterstützt. Es ist z. B. Mühle im Querschnitt als inter­aktive Schautafel zu sehen, die umfassend über die technischen Prozesse veranschau­licht. Die Mühlen haben sich auf die Herausforderungen der zukünftigen PR-Arbeit einge­stellt. Mit einem Bruchteil der bislang für die CMA abgeführten Absatzfondsabgabe hat der VDM für die Mühlen-PR Wichtiges angestoßen.
 
Dr. Michael Lendle, AFC Risk and Crisis Consulting, gab einen Überblick über das Kri­senmana­gement nach best practice - ein zusätzliches Angebot des VDM an seine Mitglie­der, welches äußerst attraktiv und günstig ist und z. B. die Nutzungsmöglichkeit einer 24-Stunden-Hotline an 365 Tagen im Jahr beinhaltet. Er stellte insbesondere die Möglichkei­ten der Vorbeugung und der Vor­bereitung auf mögliche Krisen anschaulich dar und zeigte an Beispielen, mit welchen Mitteln und Sprachregelungen Mitar­beiter der Mühlen mit der Presse in solchen Krisenfällen umgehen sollten und welche Fehler es dabei zu vermeiden gilt. Nicht unbeachtet bleiben kann der Aufbau der Aufsichtsbehörden: Durch die Übertra­gung auf die Kreisveterinärämter stellen die Zuständigkeiten, aber auch die Vor­gehens­weisen der zuständigen Lebensmittekontrolleure einen wahren Flickenteppich dar. Einige Fälle der jüngsten Vergangenheit zeigen zudem eindrucksvoll, dass Mühlenbetriebe völlig unver­schuldet von einer Krise betroffen sein können. Deswegen empfiehlt es sich eine frühzei­tige Beschäftigung mit möglichen Szenarien, wofür die AFC auch eine Vielzahl von Schulungen anbietet, die zusätzlich zu dem bestehenden Verbandsangebot gesondert in Anspruch genommen werden können. Besonnene Reaktionen helfen oft, den Schaden zu reduzieren.
 
Die sicherheitstechnischen Kenngrößen zum Explosionsschutz in Mühlen waren das Thema von Dr. Markus Wenzel von der Berufsgenossenschaft Gaststätten und Nah­rungsmittel in Mannheim. Mit einem Film erläuterte er den Einfluss der Kenn­größen auf die Explosionsfähigkeit von Getreide- und Mehlstäu­ben - und wie die Mühlen­betriebe hier vorbeugend tätig werden können. Mit Hilfe der sicherheitstechnischen Kenngrößen lassen sich die Stäube hinsichtlich ihres Verhaltens bei Explosionen und Bränden charakterisie­ren. Die Erkenntnisse der Berufsgenossenschaft be­ruhen hierbei auf konkreten Brenn­prüfungen verschiedener Stäube. Hierbei zeigte sich, dass der Weizenabriebstaub als problematischer einzustufen ist, da er länger in der Luft verbleibt und damit eine höhere, auf eine größere Gefährlichkeit schließende Brennzahl als Hafer und schließlich Weizen- und Roggen­mehl verschiedener Typen aufweist. Weitere Versuche beziehen sich auf die Glimmtemperatur von Stäuben. Aus diesen Daten lässt sich die Mindestzünd­energie berechnen und entspre­chende Schlüsse auf das Verhalten gegenüber Stäuben ziehen. Durch den Ausschluss entsprechender Zündstellen in den Betrieben ist Unfällen vorzubeugen. Hierbei hilft die BGN mit Beratung und Publikationen weiter.
 
Auf die „Moderne Analytikleistung, Ergebnisbewertung und Missbrauchsgefahren“ ging Dr. Hasan Taschan, Landesbetrieb Hessisches Landeslabor, ein. Hierdurch wurde deut­lich, zu welchen Leistungen mittlerweile die moderne Analytik fähig ist und auch, wie die Me­dien dieses Thema zum Teil höchst einseitig angehen. Er erläuterte die ganz grundlegen­den Definitionen und Einsatzmöglichkeiten der Analyse im Lebensmittel­bereich mit den Begriffen Nachweisgrenze, Bestimmungsgrenze, Standardabweichung, Wiederholbarkeit und Vergleichbarkeit. Zugleich bedauerte er, dass die Analytik allzu häufig von den Me­dien marktschreierisch und sensationsgierig miss­braucht wird. Hierdurch erscheinen die Gefahren in der Lebensmittelwirtschaft un­verhältnismäßig groß. Dies betrifft beispiels­weise Stoffe, die bereits in der Natur in einer gewissen Menge vorkommen. Durch die mo­dernen Analysemethoden sind auch geringste Mengen festzustellen. Ein weiteres tut die Darstellung in den Medien: Es ist real keinerlei Unterschied, ob 9 µg/kg oder eben 0,000009 g/kg einer Substanz nachge­wiesen werden, es wirkt nur anders durch die Be­zugseinheit. Die Lebensmittelanalytik sollte aufgrund ihrer sehr großen Rolle für alle Be­teiligten zur Lebensmittelsicherheit, aber auch zur Redlichkeit und Lauterkeit beitragen und nicht zur Verunsicherung der Hersteller, Händler und Verbraucher.

Dr. Lutz Popper, Mühlenchemie, hielt einen Vortrag über die Auswir­kungen der Mehlbe­handlung auf die Teigrheologie. Er gab einen profunden Überblick von den Analyseme­thoden für Mehl bis zu den großen Wirkungen, die durch spezielle Be­handlun­gen der Mahlprodukte beispielweise auf die Viskosität der Teigeigenschaft erzielt werden können. Hierbei ging er auf die unterschiedlichen zur Verfügung stehenden Mehlbehandlungsmittel ein und erläuterte die Historie die­ses Branchenfeldes. Zahlreiche einzelne Untersu­chungsergebnisse zu den unterschiedli­chen Behandlungsmitteln und Enzymen, zum Bei­spiel dem Einfluss der Amylase auf die Fallzahl,  rundeten den Vortrag ab.
 
Ludwig Höchstetter von der BayWa AG gab seine Prognosen zum „Getreidemarkt - Ge­genwart und Zu­kunft“ unter Berücksichtigung der verschiedenen Bedingungen ab, zu de­nen ne­ben den Erntebilanzen die Nachfrageentwicklung, die Ernährungsgewohn­heiten und die Rohstoffverwendungen in der Zukunft gehören - neben der Börsenent­wicklung und den politischen weiteren Rahmenbedingungen. Besonderes Au­genmerk legte er auf den Faktor Wasser für Leben und Landwirtschaft, aber auch für die zukünftigen Ernte­mengen: Der Zugang zu sauberem Wasser wird in Zu­kunft ein strategischer Faktor für wirtschaftliches Wachstum sein, wenn man bedenkt, dass mit ca. 40 % wesentliche Teile der globalen Getreideproduktion bereits heute eine künstliche Bewässerung erfordern. Mittelfristig wird das Thema Wasser die Debatte um den Klimawandel noch übertreffen. Analysen zu den Erzeugerpreisen für Brotweizen in Deutschland seit 1980 schlossen sich an: Diese ver­anschaulichen, dass die Preisausschläge 2007/08 nicht über das Niveau gingen, welches die Erzeugerpreise vor 1987/88 erreichten. Eine deutliche Preisreduktion erfolgte nach der Agrarreform 1983. Das Angebot an Weizen übersteigt derzeit den Verbrauch deutlich. EU-weit sind alle benötigten Qualitäten ausreichend vorhanden. Das Marktumfeld bietet im 1. Halbjahr 2010 damit kaum Anlass für höhere Preise; allerdings sind markt­fremde Einflüsse wie Rohöl, US-Dollar und spekulatives Kapital schwer einzu­schätzen, abgesehen von der zukünftigen Entwicklung des Klimas. Einen weiteren Schwerpunkt nahmen die Frage der Absiche­rung von Preisrisiken sowie die Chancen durch den Vertragsanbau ein, für den Vertrauen, Vertragstreue und ein leistungsfähiger Vermarktungspartner die Voraussetzungen sind.
 
In seinem Vortrag „Der Backwarenmarkt - Gegenwart und Zukunft“ stellte Dr. Detlev Weiler von der K & U Schwarzwaldbrot GmbH, Neuenburg, prognostizierte die Struktur­entwicklungen am Backwarenmarkt. Zu einem zu­gespitzten Diskussionsbeitrag erläuterte er anhand von Zahlen die fast zwangsläufigen Konsolidierungsentwicklungen auf der der Müllerei nachgelagerten Stufe. Einge­hend veranschaulichte er den Trend zur Diversifika­tion in den Bereichen Handwerk, Filial­bäckereien und Industrie. Der Markt unterliegt ei­nem gehörigen Druck durch Überkapazitäten, der steigenden Qualität industrieller Pro­dukte, hohen Lohnstück­kostendifferenzen zur Industrie, verlängerte Ladenöffnungszeiten ohne adäquaten Um­satz, und nicht zuletzt durch die Backautomaten in den Aldi-Läden. Dies alles erfordert eine Speziali­sierung in den einzelnen Betrieben, sowie eine Konsoli­dierung und Rationalisierung der Produktion. Auch Fusionen werden zunehmen. Zudem findet eine Konzentrierung von den kleinen Handwerksbäckern hin zu Filialen und der In­dustrie statt, mit einer einhergehen­den weiteren Konzentration im Lebensmitteleinzelhan­del. Folglich nimmt auch die Einkaufsmacht der BÄKO’s im Gleichklang mit den sinkenden Umsätzen der kleineren Bäckereien ab. Zugleich wies er auf die Gefahren der zunehmend transparenten Kalkulationen hin. Eine Folge dieser Entwicklungen könnte sein, dass in den regionalen Märkten die unterschiedlichen Marktteilnehmer feste Aufgabenberei­che erfüllen - günstig, Spezialitäten, sortenrein, Export usw.
 
Staatssekretär Mark Weinmeister vom Hessischen Ministerium für Um­welt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz erläuterte die Bedeutung der Regionalität aus Sicht der Verbraucher. Das Bundesland hat ein regionales Siegel „Gutes aus Hessen“ ge­schaffen, um Betrieben die Möglichkeit der Nutzung eines Alleinstellungsmerkmales zu ge­ben. Möglichst viele Betriebe sollen dieses Siegel in Zukunft füh­ren. Das Siegel wird be­reits von Mühlen genutzt. Der Staatssekretär ver­säumte nicht, die Mühlen ausdrücklich für ihre Leistungen bei der Lebensmittelqua­lität und -sicherheit zu loben, was auch an den Statistiken der Lebensmittelüberwachung ab­zulesen ist. Die Bedeutung der Regionalität zeigt sich in Umfragen, die belegen, dass der Verbraucher beispielsweise die Bioprodukte zwar grundsätzlich gut, aber eben noch besser findet, wenn sie aus der eigenen Region stammen. Insoweit bedeutet Regionalität auch einen Zukunftsmarkt. Er betonte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit der Mühlen als Zulieferer aus der Region. Darin liegt eine große Chance angesichts des Um­standes, dass ansonsten die Konsumenten häufig al­leine über den Preis ihre Kaufentscheidung treffen. In der nachfolgenden Diskussion bot der Staatssekretär auch ganz konkret seine Hilfe für die Mühlenbetriebe bei der Beratung hinsichtlich des Regionalsiegels an.
 
Die sich den Vorträgen anschließenden Diskussionen zeigten, wie gut die Tagung bei den Teilnehmern ankam. Zudem boten der traditionelle Müllerstammtisch am Vor­abend und eine Reihe von VDM-Gremien den Müllern, Ausstellern und Referenten wie immer die Gelegenheit, ihre An­sichten zu Fachfragen auszutauschen. So konnte die Tagung wie­derum ein vielfälti­ges Wissen vermitteln und positive Anregungen für den müllerischen Be­rufsall­tag geben - und nicht zuletzt Vorfreude auf die nächste VDM-Mühlenfachtagung er­zeugen, die wieder in der Wo­che nach Karneval in Fulda stattfinden wird. (vdm)
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