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02.01.2014 | 11:02 | Agrarrohstoffmärkte 

Was bewirkt Agrarspekulation mit Indexfonds?

Halle (Saale) - In der öffentlichen Diskussion stehen Long-only-Indexfonds seit geraumer Zeit unter Verdacht, für die Preisanstiege an landwirtschaftlichen Warenterminmärkten verantwortlich zu sein.

Agrarspekulationen
(c) proplanta
Daraufhin fordern Kritiker, den Aktivitätsradius dieser Indexfonds drastisch einzuschränken bzw. ihnen ein Engagement auf Warenterminmärkten regulatorisch ganz zu verbieten.

Mehrere Wissenschaftler verschiedener Universitäten und Institute weisen allerdings darauf hin, dass solche Forderungen sowie die zugrunde liegende Diagnose im Widerspruch zum aktuellen Stand wissenschaftlichen Erkenntnisse stehen. Im jüngst veröffentlichten IAMO Policy Brief wird aufgeklärt, wie Long-only-Indexfonds funktionieren und welchen Einfluss sie auf landwirtschaftliche Warenterminmärkte haben.

Bisher liefert die empirisch orientierte Literatur keine belastbare Evidenz dafür, dass Long-only-Indexfonds mit ihren Termingeschäften das Niveau bzw. die Volatilität der Preise für Agrarrohstoffe signifikant angehoben haben. Auch neue Erkenntnisse theoretischer Analysen zeigen, dass Long-only-Indexfonds keineswegs die Preise auf den Agrarrohstoffmärkten treiben, sondern tendenziell sogar zur Preisstabilisierung beitragen.

Sie übernehmen auf Agrarmärkten eine wichtige Versicherungs- und Wettbewerbsfunktion. „Der Markteintritt von Long-only-Indexfonds verringert die Risikoprämien, so dass sich Nahrungsmittelproduzenten zu geringeren Kosten am Warenterminmarkt absichern können. Die niedrigen Risikoprämien motivieren Landwirte, einen größeren Teil ihrer Ernte einzulagern, was saisonalen Angebots- und Preisschwankungen entgegenwirkt“, so Agrarökonom Sören Prehn.

Im Sinne einer nachhaltigen Sicherung der globalen Nahrungsmittelversorgung raten die Wissenschaftler von strengen Marktzutrittsregulierungen der Long-only-Indexfonds ab. Eine Limitierung dieser Indexfonds kann die Funktionsweise des Warenterminmarktes beeinträchtigen.

Im Falle eines Verbots von Long-only-Indexfonds würde die Liquidität und der Wettbewerb an Agrarterminmärkten sogar entscheidend eingeschränkt werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es aus ökonomischer Sicht keine Notwendigkeit, die Aktivität der Long-only-Indexfonds auf Warenterminmärkten interventionistisch zu begrenzen.

„Vor dem Hintergrund der ansteigenden Bevölkerungsentwicklung, immer knapper werdenden Ressourcen, klimatischen Veränderung und einer zunehmenden internationalen Arbeitsteilung sind gezielte Reformen erforderlich, um die globale Ernährungssicherheit nachhaltig zu verbessern. Positionslimits und damit die Einschränkung von Preisabsicherungsmöglichkeiten für Landwirte gehören jedoch nicht dazu“, erörtert IAMO-Direktor Thomas Glauben. (iamo)
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