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13.05.2009 | 09:14 | Milchwirtschaft  

Weiter Protest gegen Preisverfall bei Milch

Berlin - Bäuerinnen aus ganz Deutschland haben in Berlin ihren Protest gegen niedrige Milchpreise fortgesetzt.

Preisverfall Milch
(c) proplanta
Vor dem Bundeskanzleramt machten sie auch am Dienstag ihrer Empörung Luft und forderten einen Milchkrisengipfel. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte die Wirtschaft auf dem Deutschen Verbrauchertag in Berlin zwar wegen der drastisch gesunkenen Milchpreise, zu einem Gespräch mit den Bäuerinnen kam es am Dienstag aber nicht.

Stellvertretend sprach Agrarstaatssekretär Gerd Müller (CSU) mit den wütenden Bäuerinnen. «Wir wissen, die Lage am Milchmarkt ist dramatisch», sagte er. Die Verantwortung dafür sieht er allerdings in erster Linie bei der Europäischen Union und dem Handel. «Die EU-Kommission fährt einen Crashkurs gegen die europäischen Milchbauern, besonders die deutschen», sagte Müller und forderte ein «Gesamtkonzept Milch». Für die niedrigen Preise sei auch der Handel verantwortlich, der die Politik «hinters Licht geführt» habe. Im Augenblick seien «viele unfaire Preise im Spiel», sagte auch die Kanzlerin. Die Frage, was ein fairer Preis sei, sei allerdings «ganz schwierig».

Die Bäuerinnen wollten sich damit nicht zufriedengeben. Die Situation auf dem Milchmarkt solle «Chefsache» werden, forderten sie. «Wir gehen hier erst weg, wenn die Kanzlerin mit uns redet», sagte Lucia Egner vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM). Etwa 30 Frauen hatten schon in der Nacht auf einer Wiese nahe des Kanzleramtes ausgeharrt, am Nachmittag versammelten sich dort erneut rund 200 Frauen. «Es kommen immer wieder frische nach», sagte Egner.

«Die Bäuerinnen sind entschlossen, so lange da zu bleiben, bis ein klares Signal von Merkel kommt», sagte der BDM-Vorsitzende Romuald Schaber. «Wir haben es satt, dass der Schwarze Peter hin und her geschoben wird.» Die Milch sei vor allem darum so billig, weil zu viel davon produziert würde. Die Milchquote sei einfach zu hoch. «Die Molkereien haben diese Mengen im Nacken. Das drückt natürlich die Preise und das ist ein politisches Problem», sagte Schaber.

Die Bäuerinnen machten auch ihrer Wut auf den Deutschen Bauernverband Luft. Die Verbandsfunktionäre bezeichneten sie als «Verräter», die eher die Interessen der Industrie als die der Landwirte vertreten. Unterstützung erhielten die Milchbäuerinnen von Grünen, SPD und Linkspartei. «Die Milchbäuerinnen sind verzweifelt: Der aktuelle Erzeugerpreis von 20 Cent pro Liter ist für alle Milchbetriebe existenzbedrohend», sagte Ulrike Höfken von der Grünen- Fraktion. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder sprach von einer «brutalen Situation.» CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt appellierte an die Bäuerinnen: «Bleiben Sie mit uns im Gespräch.»

Seit Montag machen die Milchbäuerinnen mit Kundgebungen in der Hauptstadt auf ihre Situation aufmerksam. Da die EU die Produktionsmengen erhöht hat, ist zu viel Milch auf dem Markt - und für Käufer im Supermarkt so billig wie lange nicht. Müller sprach von Preisen auf dem Niveau von 1950. Beim Discounter liegt der Preis für einen Liter bereits unter 50 Cent, die Bäuerinnen fordern einen Erzeugerpreis von 40 Cent. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes brachen die Preise für Molkereiprodukte in diesem Jahr drastisch ein. So kostet Quark beispielsweise 24,9 Prozent weniger als vor einem Jahr, frische Vollmilch ist 18 Prozent billiger.

Für diesen Mittwoch haben die Bäuerinnen die nächste Kundgebung vor Merkels Amtssitz angemeldet. (dpa)
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