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06.11.2010 | 14:08 | Getreidemarkt 

Weizenkurse an der Chicagoer Leitbörse CBOT legten zu

Wien/Chicago - Die Geldpolitik der US-Notenbank Fed, die Notenpresse anzuwerfen und den US-Dollar nach unten zu drücken, bestimmte in den letzten Tagen vor allem an den US-Börsen die Warenterminmärkte vom Erdöl bis zum Getreide.

Hartweizen
Anleger leiteten ihr Geld wegen des als unsicher angesehenen US-Dollars massiv in die Rohstoffmärkte um. Damit legten die Weizenkurse an der Chicagoer Leitbörse CBOT am Donnerstag deutlich zu und schlossen nach einem Durchhänger in der ersten Wochenhälfte nahezu wieder an das in der Vorwoche erreichte Zwischenhoch an. Die europäische Leitbörse Euronext in Paris folgte Chicago diesmal nicht wie sonst so üblich auf dem Fuß, sondern begnügte sich für den europäischen Weizenfutures am Donnerstag mit einem vorsichtigen Plus auf EUR 220,50 pro t und startete den Freitagshandel so wie schon die ganze Woche zuvor wieder im Minus.

Der österreichische Kassamarkt für Weizen trottete diese Woche den Bocksprüngen der internationalen Warenterminbörsen wie gewöhnlich mit etwas Zeitabstand und ziemlich gemächlich nach. Am Mittwoch dieser Woche wurde erst einmal das Auf der Terminkurse in der Vorwoche nachvollzogen. An der Wiener Produktenbörse befestigten sich Premium- und Qualitätsweizen um EUR 4,50 respektive 3,- pro t auf Großhandelsabgabepreise von EUR 241,- beziehungsweise EUR 232,- pro t. Mahlweizen notierte unverändert mit EUR 219,- pro t.

Die Ursache dafür, dass sich die Kursentwicklung an der Euronext zuletzt etwas deutlicher von der an der CBOT abgesetzt hat, liegt an der die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Getreideexporte auf den Weltmarkt mindernden Schwäche des US-Dollars. Bei einem Kurs von USD 1,424 für einen Euro sind in US-Dollar ausgepreiste Getreideangebote für die Importeure attraktiver als solche, die in Euro verrechnet werden. Dies fand seinen Niederschlag in den wöchentlichen Exportzahlen: Laut EU-Kommission wurden in der abgelaufenen Berichtswoche Weizenexportlizenzen für nur 196.000 t ausgegeben, nachdem es in den Wochen zuvor noch 389.000 t und 621.000 t waren.

In einem jüngsten Tender kaufte die staatliche Getreideagentur Algeriens, OAIC, dieser Tage 200.000 t Mahlweizen am Weltmarkt zu einem Preis von USD 326,- bis 327,- (EUR 228,27 bis 229,57) pro t cfr (cost and freight) zur Lieferung im Jänner 2011. Branchenkenner versichern, dieser Weizen stamme angesichts des günstigen Preises nicht vom traditionellen Lieferanten Frankreich, sondern dürfte aus Südamerika herangeschippert werden.


Auch Österreichs Italien-Lieferungen unter Druck wettbewerbsfähigen Dollar-Weizens

Bisher zog der Export von Aufmischweizen die Konjunktur des heimischen Weizenabsatzes an. Zuletzt aber setzte preislich sehr wettbewerbsfähiger Dark Northern Spring (DNS) aus den USA heimischen Premiumweizen in Italien etwas unter Druck und dünnte den Warenfluss aus. Die Nachfrage der inländischen Mühlen ist weiterhin eher mit angezogener Handbremse unterwegs - scheinen sie doch neuerlich in ihrer Verunsicherung bestärkt, indem die internationalen Warenterminnotierungen nach der in einer kurzen Sprintetappe ausgetragenen Rallye in der Kalenderwoche 43 in dieser Woche anfänglich wieder den Rückwärtsgang eingelegt haben, bevor sie zwischenzeitlich wieder zögerlich Gas zu geben begannen.


Erste Wiener Maisnotierung ebenfalls unter den Erwartungen

Einen ersten Orientierungspflock für den Körnermaismarkt schlug die Wiener Börse am Mittwoch mit der Erstnotierung von Industriemais der Ernte 2010 ein. Demnach bezahlten Verarbeiter dem Großhandel im Mittel des Preisbandes EUR 194,50 pro t. Im Handel wird dieser Wert als "im Vergleich zu den zuvor bezahlten Nassmaispreisen enttäuschend" bewertet. Man hätte sich eine Preisableitung für den Erzeugerpreis in der Größenordnung von EUR 200,- pro t ausgerechnet.


Unterschiedliche Maiserträge - unterm Strich bis zu minus 200.000 t

Die Erträge aus der laufenden Maiskampagne werden nach wie vor als unterschiedlich bezeichnet. Einem Toppen der Rekorderträge von 2008 in Teilen des Weinviertels stehen Meldungen von einem Minus zum Vorjahr zwischen 10 und 15% in Oberösterreich, dem westlichen Niederösterreich und der Steiermark gegenüber. Insgesamt sprechen Schätzungen von einem Minderertrag von bis zu 200.000 t gegenüber dem Vorjahresergebnis von 1,887 Mio. t. Trifft diese Schätzung zu, könnte die österreichische Maisversorgungsbilanz noch tiefer rot ausfallen als von der AMA in ihrer ersten Bilanzschätzung angenommen. Denn da geht man noch von einer Maisproduktion 2010 von 1,71 Mio. t - also nur einem Minus von 177.000 t - aus und kommt schon auf einen Negativsaldo zwischen Angebot und Nachfrage (ohne Außenhandel) von 158.000 t.


Ölsaaten boomen weiter

Mit dem internationalen Boom zogen auch die Notierungen heimischer Ölsaaten und Sojabohnen neuerlich an. Sonnenblumen notieren schon deutlich über EUR 400,- pro t und über Raps. (apa-ots)
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