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06.05.2011 | 08:36 | Welternährung 

Klimawandel lässt Getreideernten schrumpfen

Washington/Stanford/New York - Der Klimawandel lässt die Getreideernten weltweit schrumpfen und die Lebensmittelpreise in die Höhe klettern.

Getreideernte
(c) proplanta
Das schreiben Forscher der US-Universitäten Stanford und Columbia im Fachjournal «Science» vom Donnerstag. Ihren Untersuchungen zufolge hat die Landwirtschaft in den vergangenen 30 Jahren weltweit 5,5 Prozent weniger Weizen produziert, als ohne Klimawandel möglich gewesen wäre.

Das bedeute einen absoluten Ausfall von 33 Millionen Tonnen und komme damit dem gleich, was Frankreich in einem Jahr an Weizen produziere. Den weltweiten Ertrag von Mais habe der Klimawandel um knapp 4 Prozent und damit um 23 Millionen Tonnen verringert. Dadurch seien die Lebensmittelpreise um über 6 Prozent gestiegen, haben die Wissenschaftler berechnet.

David Lobell und seine beiden Kollegen haben sich die Ernten aller getreideproduzierenden Länder weltweit zwischen 1980 und 2008 genauer angesehen und die Temperaturen ausgewertet, die dort jeweils in diesen Jahren gemessen wurden. In fast allen Ländern, die Mais und Weizen anbauen, seien die Temperaturen seit 1980 angestiegen, schreiben die Forscher.

Außerdem zeigten ihre Modellberechnungen: Je wärmer ein Land ist, desto geringer fallen die Ernteerträge aus. Steigt die Temperatur um ein Grad Celsius, sinken die Ausbeuten parallel dazu um bis zu 10 Prozent. Zwar ermöglicht der Fortschritt im Agrarbereich heutzutage sehr viel höhere Ausbeuten als vor einigen Jahrzehnten, aber «zehn Jahre Klimawandel haben den gleichen Effekt wie ein Rückschlag im Technologiegewinn von etwa einem Jahr», heißt es in «Science».

Hingegen habe der Klimawandel die weltweiten Erträge von Sojabohnen und Reis nicht verschlechtert; hier hätten sich Gewinner und Verlierer größtenteils aufgewogen. In höheren Breiten, also kälteren Ländern, habe der Klimawandel die Reisernte sogar verbessert: Reis braucht relativ hohe gleichbleibende Temperaturen, um zu wachsen. Die USA sei eines der wenigen Länder, in dem die Durchschnittstemperaturen in den letzten dreißig Jahren nicht gestiegen, sondern sogar leicht gesunken seien. Als Folge finden die Wissenschaftler dort keine Einbußen in den Ernteerträgen.

Natürlich seien ihre Berechnungen lediglich Modelle und hätten ihre Grenzen, schreibt das Team um Lobell: «Unser Ansatz könnte zu pessimistisch sein, weil er nicht berücksichtigt, dass sich die Landwirte an den Klimawandel anpassen, beispielsweise ihre Felder in kühlere Regionen ausdehnen, neue Pflanzenarten verwenden oder früher im Jahr anpflanzen.» Andererseits sei ihr Modell möglicherweise zu optimistisch: Ihr Modell beziehe alle Jahreszeiten mit ein ? aber in der Zeit, in der die Pflanzen wachsen, beeinflussten extreme Temperaturen den Ernteertrag natürlich besonders stark. (dpa)
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