Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
07.09.2008 | 10:35 | Gewässerschutz-Projekt 

Internationaler Abschluss-Workshop für WAgriCo

Sulingen - "Erprobt in Niedersachsen - praxistauglich für ganz Europa" - auf diese Kurzformel lässt sich das europäische Projekt "WAgriCo" bringen.

Hörsaal
(c) proplanta
WAgriCo steht für "Water Resources Management in Cooperation with Agriculture" (Wasserressourcenbewirtschaftung in Kooperation mit der Landwirtschaft). Jetzt geht das Projekt nach drei Jahren Laufzeit zu Ende und die praktischen Vorschläge für Gewässerschutzmaßnahmen stehen im Mittelpunkt eines EU-Workshops: Zum Abschluss des Projektes treffen sich mehr als 80 Vertreter der niedersächsischen Wasserwirtschaft und Landwirtschaft gemeinsam mit den aus Großbritannien angereisten Partnern und weiteren Gästen aus dem In- und Ausland am 9. und 10. September 2008 in Sulingen. Der NLWKN hat die Federführung in diesem von der Europäischen Union finanzierten Projekt.

Workshop heißt auch, Theorie und Praxis miteinander zu kombinieren. Deshalb wurden drei Exkursionen vorbereitet. Ziel der ersten Exkursion am 9. September 2008 um 14.30 Uhr ist ein landwirtschaftlicher WAgriCo-Modellbetrieb im Landkreis Diepholz. Landwirt Hinrich Heimsoth in Borwede 2 betreibt einen Ackerbaubetrieb und beteiligt sich intensiv an konkreten Projekten für den Gewässerschutz zur Reduzierung der diffusen Belastungen aus der Landwirtschaft. So baut Heimsoth beispielsweise Zwischenfrüchte an, um damit löslichen Bodenstickstoff vor einer winterlichen Auswaschung zu schützen.

Auf dem Betrieb Heimsoth und dem benachbarten Versuchsfeld Borwede der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wurde ein "Typisches Wasserschutzjahr" mit den Akteuren aus der Beratung und von den Betrieben vorgestellt. An insgesamt vier Stationen wird gezeigt, welche betrieblichen Wege zum Schutz des Grundwassers führen. Hier wird deutlich werden, dass der aktive Wasserschutz in der Landwirtschaft eine exzellente fachliche Beratung erfordert. Ohne angemessene Aufwandsentschädigungen für die Wasserschutzmaßnahmen wird es keinen Grundwasserschutz geben.

"Mit der Entwicklung effizienter Maßnahmen legen wir den Grundstock für nationale und europäische Lösungswege, um die ehrgeizigen Ziele der EG-Wasserrahmenrichtlinie auch zu erreichen, nämlich eine deutliche Verbesserung der Qualität und Quantität der Gewässer", betonen die Experten vom NLWKN. Allerdings: Erfolgreich wird das Projekt nur sein, wenn möglichst viele Landwirte auch bereit sind, sich zu engagieren. Und das läuft in Niedersachsen sehr erfolgreich: In den drei niedersächsischen Pilotgebieten rund um Lüneburg, Cloppenburg und Sulingen machen insgesamt 52 Landwirte mit und stellen ihre Betriebe für die Erprobung von Maßnahmen zur Verfügung.

Exkursion 2 beginnt am 10. September um 15 Uhr und befasst sich mit dem Schwerpunkt Grundwasserschutz in Wassergewinnungsgebieten. Ziel ist ein Extensivierungsprojekt und ein Trinkwasserlehrpfad am Wasserwerk Sulingen (Zufahrt über den Hasseler Weg). Exkursion 3 beginnt am 10. September um 17 Uhr und befasst sich mit dem Schwerpunkt Oberflächengewässer. Vorgesehen ist der Besuch der Großen Aue, des Rüsselbachs und der Allerbeeke.

Bei diesen Exkursionen soll deutlich werden, dass es in Sulingen exzellentes (Leitungs-) Wasser gibt und dass es möglich ist, mit vereinten Kräften einen effizienten Grundwasserschutz in Wassergewinnungsgebieten umzusetzen! 


Kurzbeschreibung: WAgriCo
 
WAgriCo ist das Kürzel für "Water Resources Management in Cooperation with Agriculture” und steht für Wasserressourcenbewirtschaftung in Kooperation mit der Landwirtschaft.

Das Projekt hat direkt zu tun mit der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL). Die Europäische Union hat mit der Wasserrahmenrichtlinie festgelegt, dass die Gewässer (Flüsse, Seen, Übergangs- und Küstengewässer sowie das Grundwasser) zu schützen, in ihrem Zustand zu verbessern und gegebenenfalls zu sanieren sind mit dem Ziel, nach 15 Jahren einen guten Zustand zu erreichen.

Die EU-Kommission fördert deshalb ein internationales Vorhaben zur Senkung diffuser Gewässerbelastungen aus der Landwirtschaft. Der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) hatte das Projekt beantragt – für die Projektlaufzeit bis zum Herbst 2008 stehen sieben Millionen Euro zur Verfügung. Die EU bewilligte rund 3,5 Millionen Euro; das Land Niedersachsen gibt eine Million Euro; den Rest tragen die Projektpartner. Die Projektleitung und die Projektverantwortung liegen beim NLWKN.

Niedersachsen ist das Agrarland Nummer 1 innerhalb der Bundesrepublik. Es wird ohne Frage seine landwirtschaftliche Prägung erhalten. Daher arbeitet die Wasserwirtschaft traditionell eng mit der Land- und Forstwirtschaft zusammen. Bei fast allem, was zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie unternommen werden muss, sind die Bewirtschafter unserer Kulturlandschaft in der einen oder anderen Weise betroffen. Dies gilt zum einen für die Struktur der Oberflächengewässer, die überwiegend durch land- und forstwirtschaftliche Flächen begrenzt werden und zum anderen für den diffusen Eintrag von Nährstoffen in das Grundwasser. Deshalb ist für den NLWKN gerade hier der Dialog mit den Land- und Forstwirten besonders wichtig. Es wird notwendig sein, gemeinsam eine weitere Optimierung von Agrarumweltmaßnahmen zu erreichen.

Ziel des EU-Projektes ist es, in der Praxis zu demonstrieren, wie die Belastung der Gewässer weiter reduziert werden kann - Grundwasserbelastungen mit Dünge- und Pflanzenschutzmittelwirkstoffen stellen hierbei das Schwerpunktthema dar, mit dem sich der NLWKN beschäftigt. Dabei gibt es - wie bereits erfolgreich bei den Trinkwasserschutzkooperationen praktiziert – eine enge Abstimmung mit der Landwirtschaft.

Mit dem EU-Projekt leistet der NLWKN ein Stück weit Pionierarbeit: Denn am Ende der dreijährigen Laufzeit - also im Herbst 2008 - stehen Projektvorschläge, die gemeinsam mit Landwirten in der Praxis erprobt wurden. Das ist für Niedersachsen besonders wichtig. Die Vorschläge wiederum münden in Maßnahmenprogramme, die laut EG-WRRL ab 2009 von den Mitgliedstaaten umzusetzen sind.

Konkret bedeutet das: Es wird geprüft, ob sich die für Wasserschutzgebiete bereits entwickelten Gewässerschutzprojekte großflächig umsetzen lassen. Eine wissenschaftliche Begleituntersuchung hilft die Frage klären, ob die Maßnahmen ökologisch und ökonomisch auch für diesen Zweck sinnvoll sind.

An dem europäischen Projekt sind fünf englische Organisationen aus Wasserwirtschaft und Landwirtschaft beteiligt (Wessex Water Services Limited, UK Water Industry Research, National Farmers Union, ADAS UK Ltd., Environment Agency). Das britische Landwirtschaftsministerium steuert rund 462.000 Euro zu den Projektkosten bei.

Auf deutscher Seite beteiligen sich neben dem NLWKN die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, das Forschungszentrum Jülich und die Forschungsanstalt für Landwirtschaft. Das niedersächsische Pilotgebiet erstreckt sich über drei für Niedersachsen repräsentative Gebiete (Lager Hase, Große Aue und Ilmenau/Jeetzel) mit mehr als 300.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Eine ähnliche Flächenaufteilung weisen die Pilotgebiete in Großbritannien auf. (PD)


Weitere Informationen: Projekt WAgriCo 
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Düngegesetz: Verursachergerechte Regeln als Ziel

 Einigung über neues Düngegesetz

 Klimasatellit Earthcare scannt Atmosphäre - Das hat sonst keiner

 Raus aufs Feld: Steinmeier besucht Projekte von Agrarforschern

 Wassernotstand in spanischer Urlaubsregion Katalonien aufgehoben

  Kommentierte Artikel

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein