„Die Bundesregierung hat mit dem Energiekonzept die Weichen für erneuerbare Energien gestellt", erklärte Umweltministerin Tanja Gönner. Dazu würden auch längere Laufzeiten für Kernkraftwerke gehören. Für Baden-Württemberg sei dies besonders wichtig. „Denn mit dem Energiekonzept sind die Weichen für eine in der Zukunft tragfähige und dabei den erhöhten Klimaschutzanforderungen gerecht werdende
Energieversorgung gestellt." Wer das Konzept unvoreingenommen liest, erkenne, dass die Zukunft den erneuerbaren Energien gehöre. „Das findet unsere volle Unterstützung." In Baden-Württemberg lagen die Ökoenergien im vergangenen Jahr erneut über dem Bundesdurchschnitt und durchbrachen erstmals die zehn Prozent-Marke, erläuterte Gönner. „Die erneuerbaren Energien entwickeln sich weiterhin dynamisch."
Die Kernenergie werde dabei als Brückentechnologie für einen überschaubaren Zeitraum noch gebraucht. Dass die Energieunternehmen im Gegenzug einen „substanziellen Beitrag" in einen Fonds für den Ausbau erneuerbarer Energien abführen sollen ist sinnvoll, so Gönner. „Längere Laufzeiten gibt es nicht zum Null-Tarif. Es werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, wenn durch längere Laufzeiten von Kernkraftwerken ein Anstieg des CO2-Ausstoßes vermieden werden kann und damit gleichzeitig die erneuerbaren Energien weiter ausgebaut werden." Die vorzeitige Abschaltung der Kernkraftwerke hätte dagegen Baden-Württemberg beim
Klimaschutz zurück geworfen, so Gönner. „Mit einem jährlichen CO2-Ausstoß von rund sieben Tonnen pro Einwohner liegt Baden-Württemberg um über 30 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Die Spitzenstellung des Landes geht auch auf den hohen Anteil der Kernenergie von knapp 50 Prozent an der Stromerzeugung zurück."
Neben den Auswirkungen für den Klimaschutz sei die Kernenergie für ein Industrieland, wie Baden-Württemberg, auch als zuverlässige Stromversorgungnotwendig. Ein rascher Atomausstieg hätte zur Konsequenz, dass 50 Prozent der Stromerzeugung und rund 80 Prozent der Grundlastversorgung wegfallen, stellte die Ministerin fest. Konsequenz wäre, dass ein großer Teil des Stromverbrauchs müsste importiert werden und die Stromnetze, die jetzt schon an der Kapazitätsgrenze sind, würden noch stärker belastet. Die Wahrscheinlichkeit von großräumigen Netzausfällen würde zunehmen, so Gönner. „Dagegen stellen die Laufzeitverlängerungen eine überwiegende verbrauchernahe Stromproduktion im Land sicher, schaffen Zeit für den Bau der nötigen Stromleitungen, ermöglichen ein schrittweises Ersetzen der Kernenergie und gewährleisten eine hohe Netzstabilität und Versorgungssicherheit", erklärte die Ministerin.
„Beim weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien gibt es große Herausforderungen, wie die Speicherung von Solar- und Windstrom, die Entwicklung von intelligenten Netztechnologien und der Ausbau der Stromnetze", erklärte Gönner. Außerdem müssten die Potenziale bei der energetischen Gebäudesanierung weiter erschlossen werden. Mit dem Fond für erneuerbare Energien stünden langfristig insgesamt drei Milliarden Euro jährlich für diese Zwecke zur Verfügung. „Die Laufzeitverlängerung ist eine gute Brücke zu den erneuerbaren Energien", so die Ministerin. Außerdem dürfe man den Strompreis treibenden Effekt der erneuerbaren Energien nicht verkennen. Ursachen hierfür seien der Ausbau der Stromnetze und die Einspeisevergütung, die dieses Jahr mit rund acht Milliarden und nächstes Jahr mit rund 13 Milliarden von den Stromverbrauchern zu bezahlen sei. (PD)