Allein in den vergangenen vier Jahren habe die Dicke des Eises insgesamt um mehr als 60 Zentimeter abgenommen, berichtete die NASA am Dienstag (Ortszeit) in Washington über neue Messungen mit dem Spezialsatelliten «Icesat». Im selben Zeitraum (2004 bis 2008) ging die von Alteis bedeckte Fläche um 42 Prozent zurück. Alteis ist solches, das einen oder mehrere Sommer überlebt hat.
Sorgen bereitet den Forschern vor allem die Zunahme des saisonalen «dünnen» Eises, das jedes Jahr während der Sommerzeit am Nordpol abschmilzt. Die Studie sei ein weiterer Hinweis auf «anhaltende Veränderungen der arktischen Eisdecke», die als Folge der
Erderwärmung gelten. «Sogar in Jahren, in denen die Ausdehnung des Eises alles in allem stabil bleibt oder gar leicht zunimmt, schrumpfen Dicke und Volumen der Eismassen weiterhin», sagte der NASA-Experte Ron Kwok. Die Folge sei, dass das Eis immer «verletzlicher» und immer anfälliger für weiteres Abschmelzen werde.
So habe in den vergangenen Jahren die Eisfläche, die alljährlich im Winter hinzukomme die Verluste durch die saisonale, sommerliche Schmelze nicht mehr wettmachen können. Folge seien immer größere, eisfreie Wasserflächen im Sommer, die mehr Sonnenwärme aufnehmen und dadurch zur weiteren Erwärmung der Ozeane beitragen. So sei allein in den vergangenen vier Jahren die Ausdehnung des Alteises um 1,5 Millionen Quadratkilometer zurückgegangen, was in etwa der Fläche Alaskas entspreche.
Besonderes Kopfzerbrechen bereite die Tatsache, dass sich das Verhältnis von Alteis und saisonalem Eis, das in jedem Sommer wieder wegschmilzt, in den vergangenen Jahren völlig verändert habe: Noch im Jahr 2003 bestanden 62 Prozent der arktischen Eisdecke aus Alteis, 2008 dagegen bestanden 68 Prozent der Eisdecke aus saisonalem Eis. (dpa)