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13.01.2023 | 09:56 | Waldbrandrisiko 

Brandenburg will Waldbrand-Bekämpfung optimieren

Potsdam - Das Land Brandenburg will angesichts des Klimawandels und erwarteter neuer Dürresommer den Schutz vor Waldbränden verbessern.

Waldbrände
Nirgendwo sonst in Deutschland gab es 2022 so viele Waldbrände wie in Brandenburg. Wie kann das Land den Schutz verbessern? Die Regierung stellte nach einem Waldbrandgipfel ihre Pläne vor. Von heute auf morgen scheinen Fortschritte bei der Waldbrandbekämpfung jedoch nicht umsetzbar. (c) proplanta
Vor allem die Beseitigung von alter Munition, die ein großes Problem bei der Waldbrandbekämpfung darstellt, soll rascher vorankommen. Dabei setzt die Landesregierung auch auf Hilfe des Bundes. Nirgendwo sonst in Deutschland gab es so viele Waldbrände wie in Brandenburg. Nach der Dürre im vergangenen Jahr halten Experten die Zukunftsaussichten für beunruhigend.

Vertreter von Land und Bund, von Bundeswehr, Feuerwehr und Kommunen kamen am Donnerstag auf Einladung des brandenburgischen Ministerpräsidenten zu einem Waldbrandgipfel in Potsdam zusammen. Sie berieten über Pläne und Ideen für eine effektivere Waldbrandbekämpfung. Eine schnelle Umsetzung gilt aber als unwahrscheinlich.

Landesregierung will Waldbrand-Kompetenzzentrum

Geplant ist in Brandenburg unter anderem der Aufbau eines Waldbrand-Kompetenzzentrums, wie Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Donnerstag in Potsdam nach einem Treffen mit Vertretern der Bundesregierung, der Bundeswehr und des Feuerwehrverbandes ankündigte. Einen konkreten Zeitplan nannte die Regierung nicht.

Bei einem Waldbrand-Kompetenzzentrum soll es etwa um Prävention, die Planung von Einsätzen und eine bessere Koordinierung unter den Organisationen gehen. Möglich sei Wünsdorf als Standort, wie Innenminister Michael Stübgen (CDU) dazu sagte.

Laut Innenministerium gab es 2022 nach den neuesten Zahlen 507 Waldbrände - davon galten fünf als Großschadenslagen. Zudem ist kein anderes Bundesland so stark mit alter Munition belastet wie Brandenburg. Auch Kiefernwälder und trockene Böden tragen zu einem hohen Waldbrand-Risiko bei.

Regierungschef Woidke sagte: «2022 war die Lage so gefährlich für die Menschen wie nie zuvor.» Das Einsatzgeschehen sei bisher einmalig in der Geschichte des Landes Brandenburg gewesen. «Ich fürchte aber aufgrund der klimatischen Veränderungen und auch aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre, dass es nicht einmalig bleiben wird.»

Munitions-Beseitigung soll schneller vorankommen

Brandenburgs Innenminister Stübgen kündigte mehr Anstrengungen an, um die hohe Belastung Brandenburgs mit alter Munition etwa auf ehemaligen sowjetischen Militärarealen zu verringern. Hier erhofft er sich finanzielle Unterstützung des Bundes. Brandenburg allein sei mit dieser Erblast überfordert, sagte Stübgen.

290.000 Hektar Waldfläche in Brandenburg gelten laut Landesregierung als munitionsbelastet - das bedeutet, jeder dritte Hektar Wald. Das erschwert die Löscheinsätze der Feuerwehren, da sie Gebiete teils gar nicht betreten können.

Schutz von Ortschaften vor Waldbränden - Risikoanalyse des Bundes

Brandenburg will außerdem Siedlungen nah an oder mitten in Wäldern besser vor Feuern schützen. Das Bundesbauministerium will auch eine Risikoanalyse für besonders gefährdete Orte erstellen. Das kündigte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) bei dem Waldbrandgipfel der Landesregierung in Potsdam an.

Kommunen sollen dann etwa bei der Ausweisung von Baugebieten auf Abstände zum Wald achten. Der Bund werde mit seinen zur Verfügung stehenden Daten etwa des Deutschen Wetterdienstes eine Risikoanalyse machen und Brandenburg zu Verfügung stellen, sagte Bauministerin Geywitz. Im Sommer 2022 mussten Menschen in Brandenburg - etwa im Elbe-Elster-Kreis - wegen Waldbränden ihre Häuser zur Sicherheit räumen.

Hilfe für Löscheinsätze aus der Luft

Bei großen Waldbränden auf Hunderten Hektar Fläche war die Bundeswehr mit ihren Löschhubschraubern im Sommer 2022 unerlässlich. Der Bund habe hier auch künftig einen großzügigen Umgang mit den Kosten etwa für die Helikopter-Einsätze zugesagt, hieß es in Potsdam.

Generalleutnant Carsten Breuer betonte, dass die Landes- und Bündnisverteidigung unter anderem wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine eine höhere Priorität für die Bundeswehr habe. Es werde aber immer sorgsam darauf geschaut, welche Einsatzmittel etwa zur Waldbrandbekämpfung verfügbar seien.

Technische Innovationen gefragt

Der Landesfeuerwehrverband setzt auch auf technische Innovationen wie Löschdrohnen, die etwa ein Unternehmen in Ludwigsfelde entwickelt. Dabei könne eine große Zahl von Drohnen gleichzeitig fliegen und so insgesamt mit etwa 12.000 Litern Wasser pro Stunde löschen, sagte Verbands-Präsident Rolf Fünning. Ein kurzfristiger Einsatz solcher Löschdrohnen in Brandenburg scheint nicht realistisch.

Brandenburg habe Kontakt zu den Entwicklern, sagte Innenminister Stübgen. Aber bis das System Praxisreife haben werde, dauere es noch mindestens fünf Jahre.
dpa/bb
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