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13.06.2023 | 13:12 | Radioaktive Abfälle 

Atommüllendlager Schacht Konrad in Salzgitter verzögert sich erneut

Salzgitter - Die Fertigstellung des umstrittenen Atommüllendlagers Schacht Konrad in Salzgitter im Südosten Niedersachsens verzögert sich erneut um Jahre. Der Plan für 2027 ist aus Sicht der zuständigen Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) nicht mehr zu erreichen.

Atommüllendlager
Die Schachtanlage Konrad in Salzgitter ist das erste genehmigte Endlager für Atommüll in Deutschland. Gegner wollen die Fertigstellung dennoch seit Jahren verhindern. Jetzt verzögert sich der umstrittene Umbau erneut - das hat aber andere Gründe. (c) proplanta
Darüber informierte die BGE-Geschäftsführung nach dpa-Informationen am Montag den Aufsichtsrat. In einer Neubewertung der restlichen Bautätigkeit komme die Gesellschaft zu der Einschätzung, dass die Arbeiten um etwa zwei Jahre im Verzug sind, heißt es in Unterlagen, die der dpa in Braunschweig vorliegen.

Das frühere Eisenerzbergwerk wird gerade zu einem Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll umgebaut. Bei der Schachtanlage handelt es sich um das erste nach dem Atomgesetz genehmigte Endlager in Deutschland. Schon im Frühjahr 2018 hatten das Bundesumweltministerium und die BGE mit Sitz in Peine bekanntgegeben, dass das Endlager knapp fünf Jahre später fertig werde als geplant. Seitdem war 2027 als Termin anvisiert. Bis zu 303.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle sollen eingelagert werden.

Die erneute Verzögerung hat mehrere Gründe. Die BGE habe etwa die Aufgabe unterschätzt, aktualisierte Sicherheitsanforderungen im kerntechnischen Regelwerk gegen Erdbeben in die Planungen aller Bauwerke umzusetzen. Bei atomrechtlichen Zustimmungsverfahren habe sich zudem gezeigt, dass angenommene Verfahrensdauern in der Praxis nicht umsetzbar seien. Auch die Neugestaltung von Verträgen dauerte länger als von der BGE erwartet.

Im Mai 2021 haben die Umweltverbände BUND und Nabu einen Antrag auf Rücknahme oder Widerruf des Planfeststellungsbeschlusses für das Endlager gestellt. Hinter diesem Antrag, der eine grundlegende Neubewertung des Projekts nach den heutigen sicherheitstechnischen Anforderungen und den unverzüglichen Baustopp fordert, steht ein Bündnis mit der Stadt Salzgitter und etwa dem Landesbauernverband. Die Bundesregierung halte an dem Projekt nur fest, weil es vor mehr als vor 20 Jahren einmal genehmigt worden sei, kritisierte etwa Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU).

«Konrad ist ein robustes und sicheres Endlager», sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums in Berlin am Dienstag. Die Verschiebung habe nichts mit der Endlagersicherheit zu tun, ergänzte er. Aus Sicht des Parlamentarischen Staatssekretärs Christian Kühn ist es gut, über den präzisierten Zeitplan transparent zu informieren. «Von zentraler Bedeutung ist, Konrad schnellstmöglich in Betrieb zu nehmen», sagte Kühn, der auch Vorsitzender des BGE-Aufsichtsrates ist. Das Gremium habe die Geschäftsführung daher beauftragt, Maßnahmen zur Beschleunigung zu ergreifen.

Die BGE erklärte, dass alle neuen Gebäude auf dem konventionellen Teil des Endlagers errichtet seien. Die Verzögerungen entstehen demnach aktuell bei der Herrichtung des Einlagerungsschachtes für den Atommüll. Als Reaktion auf die Baustoppforderungen betont die Betreibergesellschaft immer wieder, dass sie keine Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Genehmigung habe. Nach einem Besuch im April dieses Jahres kündigte der Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne), dass es möglichst bis Ende 2023 eine Entscheidung über den Antrag des Bündnisses geben werde.

Auf die Kapazität des geplanten Endlagers wird bereits gewartet. Zwar gibt es laut Bundesumweltministerium keine akuten Sicherheitsbedenken bei der Zwischenlagerung. Das sei aber kein Zustand auf Dauer. «Im Interesse der Sicherheit muss dieser Atommüll zügig in ein Endlager», sagte der Ministeriumssprecher.
dpa
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