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23.05.2011 | 19:45 | Bodenschutz  

Bodenversiegelung bedroht Verfügbarkeit von Ökosystemleistungen in der EU

Brüssel - Jedes Jahr geht in Europa durch die fortschreitende Urbanisierung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur eine Bodenfläche verloren, die größer ist als die Fläche der Stadt Berlin.

Verkehrsflächen
Dieser unhaltbare Trend gefährdet die Verfügbarkeit von fruchtbaren Böden und Grundwasservorkommen für künftige Generationen. In einem neuen Bericht, der heute von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurde, wird ein dreigliedriger Ansatz empfohlen, der sich auf die Begrenzung der Bodenversiegelung, die Eindämmung ihrer Auswirkungen und den Ausgleich der Verluste von wertvollen Böden durch Maßnahmen in anderen Bereichen konzentriert.

EU-Umweltkommissar Janez Potoènik erklärte: „Wir sind auf unsere Böden für einige grundlegende Ökosystemleistungen angewiesen, und ohne sie würde das Leben auf unserem Planeten zum Erliegen kommen. Wir können es uns nicht leisten, sie weiter zuzupflastern. Das heißt nicht, dass wir die wirtschaftliche Entwicklung oder die Verbesserung unserer Infrastrukturen zum Stillstand bringen wollen; doch wir müssen eine nachhaltigere Vorgehensweise wählen."


Boden weicht Asphalt

Unter Bodenversiegelung versteht man, dass Boden mit undurchlässigem Material wie Asphalt oder Beton bedeckt wird. Zwischen 1990 und 2000 gingen in der EU täglich mindestens 275 Hektar Boden verloren, das entspricht 1000 km2 im Jahr. Die Hälfte davon ist dauerhaft durch undurchlässige Schichten von Gebäuden, Straßen und Parkplätzen versiegelt.

Dem Bericht zufolge ist diese Entwicklungstendenz in den letzten Jahren auf 252 Hektar pro Tag gesunken, aber das Ausmaß des Landverbrauchs ist immer noch besorgniserregend. Zwischen 2000 und 2006 war in der EU eine Zunahme befestigter Flächen um 3 % zu verzeichnen, wobei diese Zunahme in Irland und Zypern 14 % und in Spanien 15 % erreichte.


Empfehlungen

In dem Bericht wird ein dreigliedriger Ansatz zur Lösung des Problems vorgeschlagen:

Begrenzung der fortschreitenden Bodenversiegelung durch verbesserte Raumplanung oder Neubewertung „negativer“ Zuschüsse, die die Bodenversiegelung indirekt fördern;

Eindämmungsmaßnahmen zur Minderung der Schäden, wenn die Bodenversiegelung nicht vermieden werden kann. Diese umfassen den Einsatz durchlässiger Oberflächen anstelle von herkömmlichem Asphalt oder Zement und die Dachbegrünung;

Ausgleichsmaßnahmen, die an einem anderen Ort durchgeführt werden, als Gegengewicht zu Bodenverlusten in einem Gebiet. Dies kann - wie in der Tschechischen Republik und der Slowakei - in Form von Zahlungen geschehen oder durch die Sanierung bereits versiegelter Böden. Beispiele bewährter Praktiken finden sich insbesondere in Dresden und Wien.

Die Ergebnisse dieses Berichts werden in ein technisches Papier der Kommission zur Bodenversiegelung einfließen, das derzeit mithilfe von nationalen Sachverständigen erstellt wird. Dieses Papier wird den nationalen, regionalen und lokalen Behörden als Leitfaden für bewährte Praktiken bei der Begrenzung der Bodenversiegelung und der Eindämmung ihrer Auswirkungen dienen und sollte Anfang 2012 fertig gestellt sein.


Hintergrund

Die Bodenversiegelung führt zum unwiederbringlichen Verlust der biologischen Funktionen des Bodens. Da Wasser weder einsickern noch verdampfen kann, erhöht sich der Wasserabfluss und dies kann mitunter zu katastrophalen Überschwemmungen führen. Landschaften werden zerstückelt, und Lebensräume werden zu klein oder sind zu stark isoliert, um das Fortbestehen bestimmter Arten zu sichern. Außerdem geht das Potenzial des Landes für die Erzeugung von Lebensmitteln für immer verloren. Die Gemeinsame Forschungsstelle der Kommission schätzt, dass die Bodenversiegelung jährlich zu Einbußen von 4 Mio. Tonnen Weizen führt.

Viele europäische Regionen sind von der zunehmenden Bodenversiegelung betroffen, einschließlich der Hälfte der niederländischen Regionen, acht Provinzen in Italien (Vercelli, Lodi, Verona, Piacenza, Parma, Campobasso, Matera, Catanzaro), drei französischer Departments (Vendée, Tarn-et-Garonne, Corrèze), der Region Poznan in Polen, der Weststeiermark in Österreich, der Region Põhja-Eesti in Estland und der Region Jugovzhodna in Slowenien.

In der Thematischen Strategie der Kommission für den Bodenschutz wird die Verschlechterung der Bodenqualität, einschließlich der Bodenversiegelung, auf EU-Ebene als ernstes Problem benannt. Die Kommission hat mit Unterstützung des Europäischen Parlaments im Jahr 2006 einen Vorschlag für eine Bodenrahmenrichtlinie vorgelegt. Doch aufgrund des Widerstands einiger Mitgliedstaaten ist der Vorschlag derzeit im Rat blockiert. (eu/ip)
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