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19.04.2008 | 07:18 | Ökozug 

Bio-Hemden aus Sojabohnen - Hersteller setzen immer mehr auf Öko

Berlin - T-Shirts aus Bio-Baumwolle und Sportschuhe aus recycelten Altreifen - nach dem Bio-Boom bei Lebensmitteln und Kosmetik springen auch immer mehr Hersteller anderer Branchen auf den Ökozug.

Baumwolle
(c) Zorro12 - fotolia.com
Nicht nur die Autobauer, die die Entwicklung von spritsparenden Fahrzeugen nun endlich voranbringen wollen, auch IT- Unternehmen, Haushaltsgerätehersteller und Modefirmen setzen auf die Biokarte. Sie alle versprechen Nachhaltigkeit und einen Beitrag für den Klimaschutz und zielen auf das schlechte Gewissen der Verbraucher ab. Fraglich ist allerdings, wie ökologisch die Produkte tatsächlich sind. Umwelt- und Verbraucherschützer kritisieren, der «schöne Öko-Schein entpuppe sich oft nur als Marketingtrick».

«Das ist ein Riesenthema», heißt es beim IT-Branchenverband BITKOM. So seien Handys, Computer oder Drucker immer kleiner, leichter und effizienter. «Sie werden mit weniger Ressourcen hergestellt und sind sparsamer im Energieverbrauch», betont Mario Tobias. Bei der Produktion würde außerdem auf umweltbelastende Chemikalien wie Blei, Quecksilber oder Cadmium verzichtet. Seid 2005 müssen die Hersteller zudem per Gesetz die Kosten für das Recycling von Elektroschrott übernehmen. Die Branche warb zuletzt auf der CeBIT in Hannover für ihre umweltverträglichen Technologien.

Auch der Textileinzelhandel beobachtet einen Trend zu mehr Bio. Das sei längst nicht mehr nur in der Müsliecke angesiedelt, heißt es. «Einige große Handelsketten wie H&M und C&A haben das Thema für sich entdeckt», berichtet Jürgen Dax vom Branchenverband. Ob sich Biomode durchsetzt und ob die Kunden bereit sind, für Ökotextilien auch mehr Geld zu zahlen, müsse man aber noch sehen. «Der Branche würde es sicher guttun, wenn sich damit auch der Trend zu mehr Wertigkeit der Produkte verfestigt», betont Dax.

Bei H&M gibt es in diesem Frühjahr bereits die dritte Öko-Kollektion. Unter dem Label «organic cotton» werden T-Shirts und Hosen aus Bio-Baumwolle angeboten. Die Linie umfasst mittlerweile 70 Einzelteile. Nach Angaben der schwedischen Modefirma wurden vor zwei Jahren dafür gerade einmal 30 Tonnen Baumwolle aus 100 Prozent ökologischem Anbau verarbeitet. In diesem Jahr waren es bereits 1.500 Tonnen.

Adidas hat seit Anfang April erstmals eine Biolinie im Programm. Diese umfasse Produkte, die ausschließlich aus umweltfreundlichen Materialien wie Hanf, Jute, Bambus oder Gummi mit recycelten Reishülsen bestehen. Dabei werde auch auf die Verwendung von ursprünglichen natürlichen Farben geachtet, heißt es aus Herzogenaurach. Angeboten werden beispielsweise Hemden aus einer «Mischung von Sojabohnen und organischen Baumwollgeweben», bei denen auf der Kragenrückseite Sonnenblumenkerne eingearbeitet sind.

Der Handelskonzern Otto sieht sich als Vorreiter. «Wir haben Ökoprodukte seit gut 20 Jahren im Programm», heißt es. Für Aufsichtsratschef Michael Otto ist Umweltpolitik schon lange ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensstrategie. Möbel tragen fast alle den Nachweis, dass das verwendete Holz nicht aus Raubbau an der der Natur stammt. Seit 1990 werden schadstoffgeprüfte Textilien angeboten. Schon 1996 rief Otto ein erstes Bio-Baumwollprojekt in der Türkei ins Leben.

Selbst die Reisebranche verpasst sich einen Öko-Anstrich. So können TUI-Urlauber bei ihrer Buchung an die Organisation myclimate spenden, die Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern fördert. Bei Thomas Cook gibt es Klimaschutz mit Hilfe der Organisation atmosfair, die Solar- und Wasserkraftanlagen finanziert. Und auch bei der Lufthansa können die Kunden eine Klimaspende leisten.

«Im Moment versuchen viele Unternehmen auf den Öko-Trend aufzuspringen, ohne wirklich etwas an ihrem Verhalten oder ihren Produkten zu ändern», kritisiert die grüne Umweltexpertin Bärbel Höhn. Wenn sich die Autoindustrie «auf der IAA ein grünes Mäntelchen umzuhängen versucht», zugleich aber gegen schärfere Klimaauflagen Sturm läuft, sei das an Unglaubwürdigkeit kaum zu überbieten. Auch in der IT-Branche gehe der Trend weiter zu immer stromhungrigeren Geräten, «selbst wenn zur Imagepflege auf der CeBIT ein paar grüne PCs ausgestellt werden.» (dpa)
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