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04.07.2021 | 10:30 | Marktanalyse 

Rapsvermarktung: Hält die Preishausse an?

Bonn - Rapserzeugern, die von der jüngsten Preishausse bei der schwarzen Ölfrucht nur mit Restmengen profitiert haben empfehlen Agrarmarktexperten ein verändertes Timing bei der Vermarktung.

Rapsvermarktung
Agrarmarktexperte empfiehlt Vermarktungssplitting beim Raps. (c) proplanta
„Ackerbauern sollten ihren Verkauf in volatilen Märkten auf mehrere Zeitpunkte splitten, zum Beispiel ein Drittel der erwarteten Erntemenge vor dem Drusch, ein weiteres Drittel in der Ernte und das letzte Drittel aus dem Lager heraus“, so der AMI-Ölsaatenexperte Steffen Kemper bei einem Online-Webinar der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP).

Zahlreiche Ackerbauern hätten sich schon im vergangenen November - also ganz am Anfang der monatelangen Preishausse - von großen Teilen ihrer 2020er-Rapsernte getrennt und parallel dazu umfangreiche Vorkontrakte für die Ernte 2021 abgeschlossen, erklärte Kemper.

Als die Einkaufspreise für Inlandsraps dann Anfang März auf über 500 Euro/t frei Lager des Erfassers gestiegen seien, hätten viele Anbauer zu solchen Spitzenpreisen oft nur noch Kleinstmengen vermarkten können. „Ende März waren nur noch rund 5 % der Ernte in Erzeugerhand“, berichtete der Marktexperte unter Berufung auf entsprechende Erhebungen. Einen im Durchschnitt höheren Rapspreis verspreche das Splitting aufmehrere Vermarktungszeitpunkte.

Weiterer Kursanstieg durchaus möglich

Für die Anfang Juli gestartete Vermarktungskampagne 2021/22 rechnet Kemper mit einer Verstetigung des aktuell hohen Preisniveaus beim Raps und begründet seinen Optimismus mit der unverändert angespannten Versorgungslage in der Europäischen Union und weltweit. Es bleibe in der EU-27 bei einer Importlücke von 6,2 Mio. t Raps, die Länder wie die Ukraine, Kanada und Australien schließen müssten, erklärte der Fachmann.

Zum Start der Saison 2021/22 verfüge die EU über Reserven von nur noch 500.000 t.Vermutlich werde es nicht gelingen, die leergefegten Lager in den nächsten zwölf Monaten substanziell zu füllen. Ein weiterer Anstieg der Rapsnotierungen sei daher durchaus möglich.

Erntedruck noch keine ausgemachte Sache

Dass es 2021 zu einem starken „Ernteknick“ bei den Rapspreisen kommt, steht für Kemper noch nicht fest. Kursstützend dürfte sich nach Einschätzung des AMI-Experten einerseits der hierzulande verzögerte Erntebeginn auswirken. Vielerorts würden die Mähdrescher nämlich erst mit ein- bis zweiwöchiger Verspätung gegenüber Normaljahren loslaufen. Die von Knappheit geprägte Übergangsphase mit der ausverkauften Ernte 2020 und dem fehlenden Nachschub aus dem Ausland könnte den Rapspreisen weiteren Auftrieb geben.

Für feste Rapsnotierungen spreche andererseits auch die jüngste Befestigung am Rohölmarkt, der auf sinkende Corona-Fallzahlen und der Aussicht auf ein weltweit stärkeres Wirtschaftswachstum mit steigenden Notierungen reagiert habe.

Canola vertrocknet

Unterdessen sind die Rapsnotierungen an der europäischen Terminbörse Matif über den Monatswechsel kräftig gestiegen. Der vordereAugust-Kontrakt verteuerte sich in der abgelaufenen Handelswoche bis Freitag (2.7.) gegen 16.00 Uhr um 5 % auf 539 Euro/t. Mitte Juni war der Frontmonat zwischenzeitlich unter die vor allem psychologisch wichtige 500-Euro-Marke gefallen.

Maßgeblich für den zuletzt starken Kursauftrieb ist nach Einschätzung von Marktanalysten die extreme Hitze im Westen von Nordamerika. In den kanadischen Prärieprovinzen vertrocknet der dort angebaute Raps - Canola - bei anhaltenden Temperaturen von mehr als 45 Grad auf dem Stängel. Vorigen Mittwoch (30.6.) legte Statistics Canada frische Zahlen zum Canola-Anbau 2021 vor: Danach soll die Ausaatfläche gegenüber dem Vorjahr um 8,2 % auf 22,5 Mio. ha ausgedehnt worden sein.

Die aktuelle Hitzewelle hat diese schon im Juni durchgeführte „Field Crop Survey“ nun aber regelrecht pulverisiert, denn vor allem in der Provinz Alberta dürften die Rekordtemperaturen vielerorts zu einem Totalausfall der Canola-Ernte geführt haben. Der Spotpreis für den kanadischen Raps erreichte auch deshalb am Montag vergangener Woche (28.6.) mit mehr als 800 Can$/t (544 Euro/t) den höchsten Stand seit fast 40 Jahren.

Umrechnungskurs: 1 Can$ = 0,6809 Euro
AgE
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