Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
10.05.2020 | 11:19 | Düngemittelmarkt 

Marktbericht: Hält die Flaute bei Düngemittel an?

Frankfurt - Der Absatz der im Industrieverband Agrar (IVA) organisierten Hersteller von Düngemitteln in Deutschland hat sich 2018/19 im Vorjahresvergleich erneut deutlich abgeschwächt.

Düngemittelmarkt 2019
(c) proplanta
Wie der Vorsitzende des IVA-Fachbereichs Pflanzenernährung, Hans-Jürgen Müller, vergangener Woche bei einer Videokonferenz vor Journalisten im Einzelnen berichtete, schränkten die anhaltende Trockenheit im vergangenen Jahr und die regional niedrigen Erträge die Düngemaßnahmen stark ein.

Großen Einfluss auf den Rückgang hätten auch die anhaltenden Auswirkungen der Dürre des Jahres 2018 gehabt, denn durch die geringe Bodenfeuchte seien die Frühjahrsgaben regional deutlich geringer ausgefallen.

„Neben den schwierigen Witterungsbedingungen beeinträchtigten auch die großen Lagerbestände im Handel den Absatz. Und nicht zuletzt wirken die strengen Vorgaben der Düngeverordnung, insbesondere bei Stickstoff und Phosphat, weiterhin dämpfend auf den Mineraldüngerabsatz“, erläuterte Müller.

Kostenentlastung bei Stickstoffproduktion möglich

Wie der IVA-Experte im Einzelnen erklärte, ging die durchschnittliche Aufwandmenge an mineralischen Stickstoffdüngern in Deutschland in der Saison 2018/19 gegenüber dem Vorjahr um 10 kg/ha oder 11 % auf 80 kg/ha zurück. Gleichzeitig verringerte sich die Verkaufsmenge von Stickstoff 2018/19 im Vergleich zum Vorjahr um 10 % auf 1,342 Mio. t; dies war das vierte Jahresminus in Folge, ausgehend von 1,823 Mio. t.

Der bedeutendste mineralische Stickstoffdünger war weiterhin Kalkammonsalpeter (KAS) mit einem Marktanteil von knapp 37 %. Harnstoff erreichte wegen eines weiteren Absatzrückgangs auf 236.142 t nur noch einen Marktanteil von 17 %. Für die „anderen Einnährstoffdünger“, zu denen auch die schwefelhaltigen Düngemittel wie Ammonsulfatsalpeter (ASS) zählen, wurde ein Absatzminus von insgesamt 7,1 % verzeichnet.

Die Verkaufsmenge von Ammonsalpeter (AS) und ASS schrumpfte um etwa 37.500 t oder 22 %. Wegen der aktuell niedrigen Energiepreise seien Kostenentlastungen in der Stickstoffproduktion möglich, so Müller.

Ein Fünftel weniger NP-Düngemittel abgesetzt

Für den Absatz phosphathaltiger Düngemittel verzeichnete der IVA 2018/19 gegenüber dem Vorjahr einen Abschlag von 4 % auf insgesamt 201.159 t. Besonders deutlich war der Rückgang bei den NP-Düngemitteln mit einem Minus von 21 %. Der Absatz von Superphosphaten stieg dagegen um mehr als ein Drittel auf 30.172 t. Außerdem wurden 20.573 t PK-Mehrnährstoffdünger verkauft.

Nach Einschätzung des Wirtschaftsverbandes wurde damit das Vorjahresniveau erreicht. Bezogen auf die vom Statistischen Bundesamt (Destatis) ausgewiesene Vorjahresmenge würde sich hier zwar eine Verdopplung ergeben, aber die 2017/18 gemeldeten Absätze seien zu gering gewesen, teilte Müller mit.

Fehlmeldungen auch bei Kalidünger

Bei Kalkdünger verzeichnete der IVA für 2018/19 einen Absatzrückgang gegenüber dem Vorjahr von 2 % auf 2,87 Mio. t, nach deutlichen Zuwächsen in den vorangegangenen zwei Düngejahren. Davon entfielen 2,244 Mio. t oder 79 % auf „kohlensauren Kalk“, der trotz eines Rückgangs um fast 3 % der wichtigste Kalkdünger blieb. Auch die Verkaufsmenge von Misch-, Carbo- und Rückstandskalken fiel geringer aus, und zwar um insgesamt 7,5 %. Dagegen legte der Absatz von Konverterkalk um 15 % auf 190.004 t zu.

Als Ausnahme bezeichnete der IVA indes die Verkaufsentwicklung von Kalidünger in der vergangenen Saison; hier wurde gegenüber 2017/18 ein Plus von 8 % auf insgesamt 409.542 t registriert. Allerdings sei diese positive Entwicklung wegen Fehlmeldungen beim Absatz von PK-Düngern für 2017/18 nach oben verzerrt. Der Absatz der übrigen kalihaltigen Düngemittel blieb dem Verband zufolge „einigermaßen konstant“. Wichtigster Kalidünger war wie bisher Kaliumchlorid mit einem Anteil von 68 %, obwohl hier ein Verkaufsminus von 8.200 t verzeichnet wurde.

Stagnation am europäischen Markt

Laut Müller befindet sich der weltweite Nährstoffverbrauch weiter auf Wachstumskurs. Von einem deutlichen Zuwachs des Mineraldüngerabsatzes sei vor allem für Südamerika, Afrika und Südostasien auszugehen. Am europäischen Markt erwartet der Experte dagegen bis 2023/24 eine Seitwärtsbewegung. Für Deutschland sei ein anhaltender Druck auf den Mineraldüngerabsatz zu erwarten, da der gesellschaftliche und politische Druck auf den Pflanzenbau zunehme. Kritische Themen seien der Gewässerschutz, der Klimaschutz, die Luftreinhaltung und die Artenvielfalt. Außerdem könnte die zunehmende Häufung von Trockenheit im Frühjahr den Absatz zusätzlich dämpfen.

Verstärkt eingesetzt werden dürften effiziente, nitratbasierte Düngern und Kombiprodukte (N+S, NPK) sowie Innovationen wie Biostimulanzien, „Enhanced Efficiency Dünger“ und digitale Lösungen, zum Beispiel das Precision Farming, prognostizierte der Fachmann.
AE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Düngerhersteller Yara meldet erneuten Gewinnrückgang

 Düngemittelhersteller Yara verzeichnet Gewinneinbruch

  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet