Die Warnung der Behörden für Sprossen bleibt dagegen bestehen.
Hintergrund seien mittlerweile verdichtete Hinweise, die einen Zusammenhang zwischen EHEC-Infektionen und einem Sprossen-Hersteller in Niedersachsen immer wahrscheinlicher erscheinen ließen, hieß es am Freitag in Koalitionskreisen in Berlin.
Die Rückverfolgung von Warenströmen habe in vielen Krankheitsfällen zu dem gesperrten Gartenbaubetrieb im Landkreis Uelzen geführt. Die Experten nähmen mittlerweile an, dass der Hof die wahrscheinlichste Quelle der Bakterien-Verbreitung sei. Im Labor konnte der grassierende EHEC-Erreger auf Sprossen bisher aber nicht nachgewiesen werden.
Das Robert Koch-Institut und das Bundesinstitut für Risikobewertung hatten die Verzehrhinweise für rohe Gurken, Tomaten und Salat am 25. Mai ausgesprochen. Grundlage dafür waren Erkenntnisse aus Patientenbefragungen.
Die EHEC-Epidemie in Deutschland hat sich zuletzt abgeschwächt. Auch wenn Mediziner weiter keine Entwarnung geben, nahm die Zahl der Neuerkrankungen in besonders betroffenen Ländern wie Niedersachsen und Hamburg ab. Nach einer EHEC-Infektion starben inzwischen nach offiziellen Angaben 29 Menschen.
Bauern verschenken Gemüse - «Tütenweise aus der Hand gerissen»
Tonnenweise Gurken, Salat und Kohlrabi haben Gemüsebauern und Händler am Freitag in der Hamburger Innenstadt verschenkt - um auf ihre drastischen Einbußen wegen der EHEC-Epidemie hinzuweisen. «Diese Waren sind im Moment alle unverkäuflich», sagte Jens Elvers, einer der Mitorganisatoren. Mitten in die Protestaktion platzte dann die Nachricht von der Entwarnung: Sprossen sind nach offiziellen Angaben mit großer Wahrscheinlichkeit die Ursache für die Epidemie - und nicht Gurken, Tomaten und Salat. «Das hat sich so doll verbreitet, dass die Leute uns das Gemüse dann tütenweise aus der Hand gerissen haben», erzählte Elvers.
Lkw-Ladungen voller Gemüse hatten die Händler und Erzeuger mitten in der Nacht in die Innenstadt gekarrt - sowie einen
Traktor mit einem Anhänger voller Gurken. «Alles, was man aus der Region so haben kann», sagte Elvers. Die Kisten etwa mit Salat und Lauchzwiebeln stellten sie auf die Mönckebergstraße in der Innenstadt. Zunächst griffen die Passanten eher zögerlich zu - doch später packten viele das Gemüse sogar in ihre Einkaufstrolleys. Die Gemüsebauern gaben Plastiktüten aus: «Jeder konnte sich frei bedienen.»
Auf die Nachricht, dass die Warnung vor dem Verzehr von rohen Tomaten, Gurken und Blattsalaten aufgehoben wird, hätten alle «mit Freude» reagiert, berichtete Elvers, der als Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Obst, Gemüse und Blumen arbeitet. «Selbst Blumenkohl oder Petersilie - alles ist ja rückläufig. Der Großmarkt Hamburg steht schon fast still.» Und das, obwohl ihre Waren «tausendmal getestet» worden seien, sagte Elvers. (dpa)