Das berichteten Landhändler bei der Jahresabschlusspressekonferenz der Arbeitsgemeinschaft des privaten Agrargewerbes (agw) am vergangenen Donnerstag in Hannover. Wie der agw-Vorsitzende Konrad Weiterer feststellte, besteht in Deutschland diese Saison eine engere Marktversorgung mit Getreide, nicht aber in der Europäischen Union. Die Getreidepreise seien jetzt deutlich schwächer als zu Beginn der Kampagne, würden aber von der knappen Versorgungslage gestützt. Brot- und Futterweizen seien preisgleich.
Die Warenströme am Weltmarkt änderten sich: Die USA und Europa verlören Marktanteile beim Weizenexport an die Schwarzmeerländer. Der Gerstenexport schrumpfe wieder. In der EU bremsten die geringen Frachtkapazitäten aufgrund der niedrigen Wasserstände der Flüsse und die hohen Frachtkosten den Markt.
Getreidesektor anfällig für Einflüsse aus dem Finanz-, Aktien- und Rohstoffsektor
Die Einflüsse aus den Energie-, Finanz- und Aktienmärkten beeinflussten die Anlageentscheidungen und sorgten für starke Kursausschläge auch bei Getreide, sagte Weiterer. Auch die „Wettermärkte“ entfalteten partiell ihren Einfluss. So schlügen die Trockenheit im Süden und das nasse, kalte Wetter im Norden der Vereinigten Staaten auf die Märkte durch. Die Maiserträge in den USA seien niedriger als bisher erwartet, und Landwirte und Händler machten sich Sorgen um die Sommerweizenqualitäten sowie die termingerechte Aussaat von Winterweizen. Derweil drückt Weiterer zufolge die hervorragende Maisernte in Europa hierzulande auf die Preise.
Beim Weizen sorgten bessere Ernten in Ost- und Südeuropa für eine gewisse Kompensation der wetterbedingten Ertragseinbußen in Teilen Westeuropas. Auch die Produktionsmengen und -qualitäten in England sowie Frankreich seien besser als erwartet. Die Weizenterminkurse an der Matif befänden sich nach dem Hoch im August deutlich im Rückwärtsgang, erklärte Weiterer. Auch die Notierungen beim Mais zeigten eine schwache Tendenz.
Das EU-Getreide konkurriere am Weltmarkt mit günstiger Ware aus der Schwarzmeerregion, und es habe zu Kampagnenbeginn umfangreiche Weizeneinfuhren gegeben. Laut Weiterer hat der aktuelle Weizenpreis aber „ein auskömmliches Niveau“. Über Vorverträge habe die Landwirtschaft die gute Marktlage seit der Ernte genutzt. (AgE)