Düngemittel können unter Umständen die Gesundheit gefährden: Berater erinnern an Verbraucherschutz. (c) proplanta
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) beanstandet in einem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Sondergutachten, dass bisher zu wenig getan werde, um die Belastungen, die für die Bürger gesundheitsgefährdend sein können, zu mindern. «Bestehende und zum Teil rechtlich verbindliche Ziele der Luftreinhaltung, des Gewässerschutzes und des Naturschutzes werden deutlich verfehlt.»
Gefordert wird eine nationale Stickstoff-Strategie. Neben strengeren Dünge-Regeln wird vorgeschlagen, die verringerte Mehrwertsteuer auf Fleischprodukte aufzuheben, um die Stickstoffbelastungen durch die intensive Tierhaltung zu mindern. Ferner ist eine Idee, die steuerliche Besserstellung für Diesel-Autos aufzuheben - und die geplante Pkw-Maut stärker am Schadstoffausstoß zu orientieren. «Im Bereich der fossilen Kraftwerke müssen Grenzwerte dringend verschärft werden», forderte zudem die stellvertretende SRU-Vorsitzende Karin Holm-Müller bei der Vorstellung des 564-seitigen Gutachtens.
Die Bundesregierung will im Februar mit dem Beschluss einer Düngemittel-Verordnung für die Landwirtschaft gegensteuern, mit der die Stickstoffbelastung von 97 Kilogramm pro Hektar im Jahr um mindestens 15 Kilo verringert werden soll. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) betonte, zu viel Stickstoff führe zur Gesundheitsbelastung durch Luftschadstoffe wie Stickstoffdioxid und Feinstaub, zu Nitrat im Grundwasser, zum Verlust an biologischer Vielfalt durch Überdüngung sowie zur Verstärkung des Klimawandels.
Umweltschützer, aber auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mahnten rasches Handeln an. Der Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser, Martin Weyand, kritisierte: «In vielen Regionen Deutschlands ist in den letzten Jahren die Nitratbelastung im Grundwasser deutlich angestiegen.» Der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter werde oft überschritten. Dies betreffe auch Grundwasser, das für die Trinkwassergewinnung genutzt werde. (dpa)