Bis zu 30 Traktoren sollen am kommenden Samstag durch das Regierungsviertel fahren, wie das Bündnis am Dienstag mitteilte. Vertreter des Zusammenschlusses wollen ihre Forderungen anschließend an den neuen
Landwirtschaftsminister, Cem Özdemir (Grüne), übergeben. Mit einer Videoaktion will das Bündnis zudem auf Missstände in der
Ernährungsindustrie aufmerksam machen.
«Die vergangenen 16 Jahre
Agrarpolitik waren geprägt von Stillstand und Reformstau», sagte Martin Hofstetter, Agrarexperte bei der Umweltorganisation
Greenpeace, am Dienstag bei der Vorstellung der Pläne für das kommende Wochenende.
Ottmar Ilchmann, konventioneller Landwirt bei der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft kritisierte eine «Klientelpolitik», die an den Interessen der bäuerlichen
Betriebe vorbeigehe. «Wir brauchen keine kosmetischen Veränderungen, sondern wir brauchen einen Systemwechsel», betonte Ilchmann.
Hauptkritikpunkte des Bündnisses sind die
Marktmacht der großen Einzelhandelsketten mit Preisen, die die
Produktionskosten nicht deckten, sowie die Ausrichtung der deutschen und europäischen
Agrarindustrie auf den Weltmarkt. Marita Wiggerthale von der Entwicklungsorganisation Oxfam forderte mehr politischen Druck auf die Händler. «Freiwillige Vereinbarungen reichen nicht aus.»
Träger des Bündnisses sind Vertreter ökologisch und konventionell wirtschaftender
Bauern, Natur-, Umwelt- und
Tierschutzverbände sowie kirchliche Hilfswerke. Die Kampagne organisiert bereits seit Jahren den «Wir-haben-es-satt»-Protestzug durch die Hauptstadt, stets im Rahmen der Grünen Woche in Berlin. Die
Agrarmesse fällt 2022 coronabedingt aus.