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18.01.2022 | 11:13 | Umweltschutz vs. Agrarinteressen 
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Ministerin Lemke stimmt Bauern auf Kurswechsel in deutscher Agrarpolitik ein

Berlin - Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat die Landwirte in Deutschland auf einen Kurswechsel unter der Ampelregierung eingestimmt.

Steffi Lemke
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Steffi Lemke und Cem Özdemir - ein Grünen-Duo will Deutschlands Landwirtschaftspolitik umkrempeln. An die Bäuerinnen und Bauern richtet die neue Umweltministerin klare Erwartungen. (c) Bündnis 90_Die Grünen Bundestagsfraktion_Stefan Kaminski
«Wir brauchen eine Neuausrichtung der Agrarpolitik, die unserer Umwelt, Natur und dem Klimaschutz und ebenso den Landwirtinnen und Landwirten zugutekommt», sagte Lemke der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Unter den Bedingungen der EU-Agrarpolitik einen Nutzen für Landwirte und für die Umwelt hinzubekommen, gehe nur mit sehr viel Dialog und klugen Ideen. «Und ich hoffe schon auf ein Verständnis in der Landwirtschaft, dass wir von dem jetzigen Pestizideinsatz runter müssen, wenn wir das Insektensterben und den Artenschwund insgesamt reduzieren wollen», sagte die Grünen-Politikerin.

An diesem Dienstag wollen Lemke und Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) auf einem virtuellen Kongress ihre Pläne für eine nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft skizzieren. Am Abend findet dann der agrarpolitische Jahresauftakt des Bauernverbands mit Özdemir statt. «Der Pestizideinsatz ist hier nicht das einzige Problem, aber ein relevantes», sagte Lemke.

«Wir wollen uns darauf konzentrieren, in Deutschland gute Lebensmittel zu produzieren, regionale Lebensmittel, saisonale Lebensmittel», so die Grünen-Politikerin. Wenn Weltmarktorientierung dazu führe, dass Lebensmittel um den halben Globus kutschiert würden, Landwirte kein ausreichendes Einkommen hätten und Tierwohl auf der Strecke bleibe, müsse das geändert werden.

«Wir müssen Lebensmittelabfälle reduzieren», so Lemke weiter. «Wenn bis zu einem Drittel der Lebensmittel gar nicht auf den Tischen oder auf den Tellern landen, dann ist das ein gravierendes Problem.»

Angesprochen auf die Konflikte zwischen ihrer Vorgängerin Svenja Schulze (SPD) und der früheren Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) sagte Lemke: «Neu ist vor allem unsere Herangehensweise: zielgerichtet, entschlossen und gemeinsam. Das ist eine neue strategische Allianz zwischen Umwelt und Landwirtschaft.» Auch die inhaltliche Ausrichtung sei bei Özdemir und ihr anders. Neu seien die Herausforderungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft aber nicht.

Lemke betonte, das Thema Klimaschutz sei jetzt für die gesamte Bundesregierung eine Zielvorgabe. «Wir brauchen biologische Vielfalt auch in den Böden», sagte Lemke. «Von gesunden, humusreichen Böden profitiert die Landwirtschaft letztendlich.» Für natürlichen Klimaschutz seien intakte Böden, Wälder, Moore und Auen nötig. «Sie helfen gleichzeitig als Schutz gegen die Auswirkungen der Klimakrise.»

Auf die Frage, ob Landwirte jetzt zurückstecken müssten, sagte Lemke: «Sie mussten die ganzen letzten 30 Jahre zurückstecken. Das war ja das Problem.» Die Agrarpolitik habe die Preise immer weiter in den Keller gedrückt und dem Höfesterben zugesehen. Zugleich seien Böden ausgelaugt worden. Die Artenvielfalt habe dramatisch abgenommen. Zuviel Nitrat sei in die Umwelt gelangt. «Es geht nun darum, diese Blockade zu durchbrechen.»
dpa
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Kommentare 
Klaus V. schrieb am 19.01.2022 16:30 Uhrzustimmen(13) widersprechen(1)
Wenn Steffi Lemke weiterhin von Pestiziden redet wird Sie wenig Anerkennung bei den Landwirten, auch bei Ökolandwirten, finden. Warum wohl nutzt eine deutsche Ministerin nicht das Wort Pflanzenschutzmittel?
agricola pro agricolas schrieb am 18.01.2022 11:57 Uhrzustimmen(40) widersprechen(7)
Solange Sie und Ihre gesamte Administration uns Bauern in Ausschließlichkeit in der Nahrungsmittelproduktion festzementieren wollen , uns dabei "bewaffnet bis zu den Zähnen" Vorschriften, Restriktionen, Ordnungsrecht, bis zum Anschlag aufoktroyieren wollen, werden Sie in dieser, Ihrer Legislaturperiode, ein Höfesterben verzeichnen müssen, das in unseren Annalen seinesgleichen sucht in jüngster Zeitgeschichte. Der gemeine Bauernstand kommt größtenteils auf dem Zahnfleisch dahergerobbt!!!

Gegenwärtig werden wir wieder einmal Opfer willfähriger USDA-Agrarexpertise mit vornehmlich politischer Dimension, man beruhigt damit die Märkte, wie gehabt auf dem Rücken der Bauern. Das Abfallprodukt Sägemehl kostet mittlerweile aktuell um die 36 €/dt, demgegenüber hat man unseren hoch qualitativen Weizen auf um die 25 € pro Dezitonne gewaltsam runtergepeitscht mittels haarsträubender Prognosen, was die Verfügbarkeiten am Weltmarkt angeht. Die tagtäglich durchgehandelten weltweiten Ernten auf den Plattformen unserer Nullen und Einsen, vollkommen entkoppelt von den physisch verfügbaren Realitäten.

Die Düngerpreise sind demgegenüber bereits auf das Dreifache gestiegen, Tendenz nach oben offen, ähnlich verhält es sich mit den übrigen Produktionsmitteln in der LW, daher die grundehrliche Frage an Sie, liebe Frau Lemke:

WER SOLL DAS BEZAHLEN!? - Fließbandartig werden unsere Höfe leergesaugt, es wird systematisch "umgeschichtet" in die Schatzkammern derjenigen, die in Zeiten der Corona-Pandemiekrise ihre ohnedies schon gigantischen Vermögen nochmals verdoppeln konnten, während Bauernvermögen, geschaffen über Generationen hinweg durch schwere händische Arbeit, sich zusehends einfach in Luft auflösen. Beherzt unverschämt greift man den Bauern ungeachtet dessen forthin in deren leere Hosentaschen...

Nein, werte Frau Lemke, das ist nicht mehr meine Welt! Warum sollte ich meine Jugend in vollem Bewusstsein in ein solch erbärmliches LEBENSMODELL hineinmanövrieren, wo sie allenthalben auf der Seite der absoluten Verlierer geparkt bleiben!? Dafür hat der liebe Gott ihnen ihren Intellekt nicht geschenkt.

Angst und bange muss aber generell auch der deutschen Bevölkerung werden, wohin eine derart perfide Profitgier Einzelner die breite Masse zielstrebig kurz- bis mittelfristig führen wird. Unseren Blauen Planeten werden wir damit jedenfalls nicht befrieden können, weit eher das genaue Gegenteil ist der Fall.

Schon immer hat es im Verlaufe der Evolution die Menschlein hin zu den fetten Trögen geführt..., es wurden Kriege geführt, wenn das Bäuchlein fortwährend knurrte.

Denken Sie einmal in Ruhe darüber nach, ob wir uns hier in Deutschland diese schon geradezu impertinente Arroganz tatsächlich erlauben können, unsere Bauern hierzulande sukzessive abzuschaffen. Bis jetzt zumindest verdaut der menschliche Organismus noch keine Golddukaten...
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