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20.07.2009 | 08:23 | Verbraucherschutz 

Gezerre um Frischmilch - Aigner prüft Vorgaben

Berlin - Die Unterscheidung herkömmlicher Frischmilch von sogenannter «haltbarer» Frischmilch soll eventuell doch per Rechtsverordnung durchgesetzt werden.

Ilse Aigner
(c) proplanta
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) will eine solche Verordnung prüfen, nachdem sich ihre freiwillige Vereinbarung mit der Milchindustrie und dem Handel nach Angaben der Verbraucherlobby als «Fehlschlag» erwiesen hat. Vor gut vier Monaten hatte Aigner mit der Wirtschaft die klare Kennzeichnung der drei Wochen haltbaren Frischmilch vereinbart. Diese freiwillige Selbstverpflichtung sei als gescheitert anzusehen, erklärte der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) am Freitag in Berlin. Nur ein Drittel der Milch in Supermärkten und anderen Lebensmittel-Läden sei richtig ausgezeichnet, sagte der vzbv- Vorsitzende Gerd Billen.

Das habe ein bundesweiter stichprobenartiger Marktcheck (vom 13. bis 25. Juni 2009) seines Verbandes von 660 Milchtüten und -Flaschen in 80 Geschäften ergeben. Außerdem werde traditionelle Frischmilch in vielen Geschäften überhaupt nicht mehr angeboten, so Billen. Oft spiegelten die Aufschriften der Produkte irreführende Frische- Versprechen. Nunmehr würden doch - wie im Betrugsbereich von unzulänglich etikettiertem Schinken-Imitaten oder Analogkäse für die Pizza-Bestreuung - gesetzliche Regelungen erforderlich.

Der Milchindustrie-Verband (MIV) wies die Darstellung zurück. Er kündigte an, in den nächsten Monaten sollten alte Verpackungen durch neuere mit richtigen Kennzeichnungen ersetzt werden. Der Austausch der herkömmlichen durch die länger haltbare Frischmilch sei im übrigen Sache des Handels. Aigner kündigte eine Prüfung an. Ein Scheitern der Selbstverpflichtungs-Regelung «wäre eine herbe Enttäuschung durch die Wirtschaft». Denn entgegen der Vereinbarung wäre es nicht gelungen, eine für den Verbraucher eindeutige Kennzeichnung einzuführen.

Aigner: «Wenn dem so ist, müssen wir sehen, ob wir eine Verordnung noch vor der Bundestagswahl auf den Weg bringen können. Ziel muss es doch sein, mehr Transparenz zu schaffen. Der Verbraucher muss sofort erkennen können, was er kauft.» Laut Stichprobe zur Frischmilch waren von den 660 Proben nur rund 240 richtig gekennzeichnet. Davon hatten 202 Packungen der neuen ESL- Frischmilch (Extended Shelf Life) den Zusatz «länger haltbar» und 40 herkömmliche den Hinweis «traditionell hergestellt». Der Rest sei nicht korrekt gekennzeichnet gewesen. «Auf weiteren 164 Packungen ließen Aussagen wie «länger frisch», «extra langer Frischegenuss» oder «maxifrisch» und Kleingedrucktes vermuten, dass es sich um ESL- Milch handelt.» Auch «Alpenmilch» oder «frische Heumilch» genügten nicht den Anforderungen. Bei den restlichen 254 Packungen seien herkömmliche und neue Milch nicht unterscheidbar gewesen. (dpa)
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