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20.09.2021 | 14:44 | Wolfsvorkommen 

Neuer Wolfs-Managementplan für Mecklenburg-Vorpommern: Keine aktive Jagd

Schwerin - Beim Umgang mit Wölfen haben sich das Land Mecklenburg-Vorpommern, Umweltverbände, Bauern, Tierhalter und Jäger auf einen neuen Managementplan geeinigt.

Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern haben sich Politik, Bauern und Umweltschützer auf neue Regeln zum Umgang mit dem Wolf geeinigt. Innerhalb von zehn Jahren ist der Bestand enorm gestiegen. Bauern und Weidetierhalter erwarten, das bald auch aktiv gejagt werden darf. (c) proplanta
Nach der Zustimmung aller Verbände hat Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) diesen am Montag unterzeichnet, wie ein Ministeriumssprecher sagte. Der Plan regele die Prinzipien, nach denen im Nordosten mit den stark gewachsenen Wolfsbeständen umgegangen wird.

Ein «aktives Management» - also eine jagdliche Bewirtschaftung wie bei anderen Tierarten - sei wegen der strengen EU-Regeln aber noch nicht möglich, hieß es. Der Landesbauernverband forderte, dass die Landespolitik dies nun vorantreiben solle. «Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung - nicht mehr und nicht weniger», sagte Bauernpräsident Detlef Kurreck. Weidetiere bräuchten effektiven Schutz, nicht nur Prävention und Entschädigung.

Inzwischen sei der «günstige Erhaltungszustand» bei Wölfen im Nordosten bereits gegeben, erklärte Kurreck. Dieser legt fest, ob eine Tierart sich von allein fortpflanzt und nicht wieder ausstirbt. Nach Auffassung der EU sei dieser «günstige Erhaltungszustand» noch nicht erreicht, hieß es vom Ministerium aus Schwerin. Hier eine Änderung zu erreichen, sei die Forderung an die neue Landes- und Bundesregierung, erklärte Kurreck. «Und die Erfüllung sollte keine Legislaturperiode lang dauern.»

Bauern und Weidetierhalter fordern zudem eine Ober- oder Akzeptanzgrenze des Wolfsbestandes sowie höhere Entschädigungen für gerissene Kälber. Kurreck hob auch die Bedeutung der Weidetierhaltung hervor. Mit ihrer natürlichen Düngung ermöglichten Weidetiere einen reichen Lebensraum für Insekten.

«Wo Tiere weiden, bleibt die Landschaft offen, verbuscht nicht und bietet vielen Pflanzen und Tieren Lebensraum. Wo Tiere weiden, blüht ein gesundes Bodenleben auf, Humus wird gebildet und CO2 gespeichert.»

Während der Erarbeitung der neuen Regeln hatte Backhaus Hilfen und Entschädigungen für Nutztierhalter wegen der Raubtiere erhöht. Die Richtlinie trat am Montag in Kraft. Danach können Tierhalter erstmals Betriebskosten für Herdenschutzhunde sowie den Auf- und Abbau von Zäunen geltend machen. Zusatzkosten zum Schutz vor Wölfen hatten vor allem Schäfer an den Rand ihrer Existenz gebracht.

Im laufenden Jahr gab es laut Ministerium 41 Rissvorfälle, bei denen in den meisten Fällen Wölfe nachgewiesen werden konnten. Dabei wurden 167 Schafe, Kälber und andere Nutztiere getötet oder verletzt. 2020 waren es mehr als 100 Vorfälle mit 452 getöteten und verletzten Tieren. Im Jahr 2010, als der erste Managementplan in Kraft trat, hatte es keinen solchen Vorfall gegeben. Inzwischen gelten 14 Rudel und 6 Paare sowie Einzeltiere als heimisch im Nordosten.
dpa/mv
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