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24.06.2009 | 15:31 | Landwirtschaftlicher Hochschultag 2009 

Forscher sehen Baden-Württembergs Bauern gut aufgestellt

Stuttgart - Bessere Vermarktung und mehr Effizienz sind nicht nur möglich, sondern auch nötig, damit Baden-Württembergs Landwirtschaft auch in Zukunft bestehen kann.

Landwirtschaftlicher Hochschultag
(c) proplanta
Dafür sollten Landwirte im Ländle auf vorhandene Stärken und neue Agrartechnik aus Robotik und Sensortechnik setzen, urteilen Agrarwissenschaftler auf dem diesjährigen Landwirtschaftlichen Hochschultag vom 16. Juni, der sich speziell mit Perspektiven für landwirtschaftliche Betriebe in Baden-Württemberg beschäftigte. Organisiert wurde die Veranstaltung mit Referenten der Universität Hohenheim und des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg

Ob Kleinbetriebe oder Großbetriebe, Milchviehhaltung oder Weinbau; die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Baden-Württemberg ist in den vergangenen zwanzig Jahren um mehr als die Hälfte geschrumpft. Gleichzeitig erwarten die Landwirte neue Herausforderungen: Die EU-Agrarreform, der Erhalt der Kulturlandschaft und die hohen Ansprüche der Konsumenten sind nur einige Beispiele - aber auch Chancen für die Landwirtschaft in Baden-Württemberg. Einen Tag lang diskutierten Experten der Universität Hohenheim und des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum aus Fachgebieten von Agrarökonomie bis Agrartechnik neue Entwicklungen und Perspektiven. Dabei forderten sie unter anderem:


Zu geringe Rentabilität - Bessere Vermarktung und Chancen der Regionalisierung nutzen

Landwirte in Baden-Württemberg sind vielfach gut aufgestellt, aber zu wenig rentabel, so Ministerialdirigent Joachim Hauck vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum. Die Spanne der Rentabilität, von den besten zu den weniger guten Betrieben, im Land ist sehr groß. Weil die Agrarpolitik dem Landwirt zukünftig mehr Eigenverantwortung überlässt, wird sich diese Spanne bei zunehmend liberalisierten Märkten noch erweitern.

Gleichzeitig hielten die Landwirte Baden-Württembergs jedoch einen hohen Standard der landschafts- pflegenden und umweltgerechten Landbewirtschaftung, so das Credo von Prof. Dr. Enno Bahrs vom Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre. "Dieses hohe Niveau bildet eine gute Grundlage für eine erfolgversprechende Marketingstrategie, die auf regionale Kunden setzt." Um über die Direktvermarktung aus dem ökologischen Landbau hinaus zu gehen, müssen sich die Landwirte starke Vermarktungspartner suchen, um dem Handel gegenüber entschlossener aufzutreten.


Qualität statt Dumping-Preise

Um langfristig auf globalen und liberalisierten Märkten zu bestehen, reiche die derzeitige Rentabilität jedoch nicht aus, analysierte Agrarökonom Prof. Dr. Bahrs. Und fordert eine Trendwende: "Die von vielen Landwirten bevorzugte Strategie, Produkte zu möglichst geringen Stückkosten für einen Massenmarkt zu produzieren, wird für die Mehrheit der Betriebe in Zukunft nicht mehr ausreichend rentabel sein. Allerdings sind höhere Erlöse nur im Schulterschluss mit der gesamten Wertschöpfungskette zu erzielen." Baden-Württemberg sei hier zumindest aus einer Perspektive gut aufgestellt: "In Anbetracht der überdurchschnittlich hohen Kaufkraft der Konsumenten im Land werden qualitativ hochwertige regionale Produkte mit Anknüpfungspunkten aus den Bereichen Umwelt-, Natur- und Tierschutz Abnehmer finden."


Zukunftstechnologien im Pflanzenbau

Mehr Hightech in allen Bereichen des Pflanzenbaus erwarten Prof. Dr. Simone Graeff-Hönninger und Prof. Dr. Wilhelm Claupein vom Institut für Pflanzenbau und Grünland: "In Kombination mit der klassischen Fruchtfolge können wir hier noch weitere Produktivitätssteigerungen erwarten." Neuerungen und Weiterentwicklungen in der Robotik, der Sensortechnik oder bei Parallelfahrsystemen stünden hier kurz vor der Verwirklichung, ergänzte Prof. Dr.-Ing. Stefan Böttinger vom Institut für Agrartechnik: "Dazu gehören neue Funktionalitäten der Landmaschinen mit einer ganzen Palette neuer Möglichkeiten. So können zum Beispiel die Sensoren der Zukunft auch Gerüche identifizieren, um beispielsweise Krankheiten rechtzeitig zu erkennen oder um die Qualität der Ernteprodukte hoch zu halten.


Optimierung der Nährstoffverwertung in der Tierfütterung

Weiteres Potential für mehr Produktivität sieht Prof. Dr. Markus Rodehutscord vom Institut für Tierernährung auch in einer ausgeklügelten Tierfütterung: "Durch ein zielgerichtetes Anpassen der Menge der Nährstoffe können zum Beispiel die Gewichtsentwicklung oder Milchleistung auf ein Optimum gebracht werden." Gleichzeitig trügen Landwirte eine hohe Verantwortung, da die verwendeten Nährstoffe, wie zum Beispiel der Phosphor, bereits weltweit verknappen. "Unsere Gesellschaft, einschließlich der Landwirtschaft, muss wieder lernen in Kreisläufen zu denken und zu produzieren", so der Tierwissenschaftler. Das gelte auch für die unerwünschte Nebenwirkung der Produktion klimawirksamer Gase in der Tierhaltung. "Hier ist auch noch die Forschung massiv gefragt, um die Messbarkeit des Ausstoßes durch neue Messmethoden zu verbessern und neue Möglichkeiten aufzuzeigen, wie der Ausstoß klimarelevanter Gase in die Atmosphäre reduziert werden kann." (PD)
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