SPD- Fraktionsvize Ulrich Kelber wandte sich am Donnerstag gegen den Vorstoß seines Parteikollegen. «Wir wollen den Anbau von
Amflora nicht», sagte Kelber der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. «Unsere Beschlusslage bleibt.» Die
Gentechnik in der Landwirtschaft bringe deutlich mehr Probleme als Nutzen.
Die Grünen warfen der
SPD eine politische Kehrtwende vor, während die FDP den Vorschlag des SPD-Politikers Folgart positiv bewertete.
Der Bauernverbands-Vizepräsident und brandenburgische Landtagsabgeordnete Folgart sagte der Berliner «tageszeitung» (taz): «Man sollte darüber nachdenken, den Anbau einer Kartoffelsorte Amflora, also einer Stärkekartoffelsorte, zuzulassen.» Er zeigte sich auch offen für mehr Tierproduktionsanlagen. «Da bin ich offen für jede Größe. Ich begrüßte jeden Investor, jeden Landwirt.» Er ist Geschäftsführer der Agro-Glien GmbH in Brandenburg, dem Nachfolgebetrieb einer LPG.
Die frühere Verbraucherschutzministerin Renate Künast kritisierte den SPD-Politiker scharf. «Mit Folgart katapultiert sich die SPD zurück in die agrarpolitische Steinzeit», sagte die Grünen- Fraktionsvorsitzende. Die FDP-Agrarpolitikerin Christel Happach-Kasan forderte die Union auf, einer Zulassung zuzustimmen. «Die kommerzielle Zulassung der gentechnisch veränderten Kartoffel Amflora ist wissenschaftlich zu verantworten.»
SPD-Fraktionsvize Kelber sieht die Äußerungen von Folgart nicht als SPD-Meinung. Wenn man einen Seiteneinsteiger wie Udo Folgart hole, müsse man akzeptieren, «dass er an bestimmten Stellen auch eine abweichende Meinung hat», sagte Kelber. Im Team von Kanzlerkandidat Frank-Walter
Steinmeier sei außerdem Barbara Hendricks für Agrar- Gentechnik zuständig.
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner (CSU) hatte den Forschungsanbau für die genveränderte Kartoffel Amflora von
BASF erlaubt. Eine europaweite Zulassung für den kommerziellen Anbau steht aus. Die Europäische Behörde für
Lebensmittelsicherheit (
EFSA) hatte im Juni keine einstimmige Meinung abgegeben. Der Streit dreht sich darum, ob ein Antibiotika-Resistenz-Markergen in Amflora auf Bakterien übertragen werden könnte. Der Chemiekonzern BASF hält die
Gen-Kartoffel, die zur Stärkegewinnung für Klebstoffe oder Papier dienen soll, für sicher. (dpa)