Mit einem „Runden Tisch“ mitten auf dem Berliner Gendarmenmarkt haben Bauern aus allen Teilen Deutschlands einen Tag vor dem Ernährungsgipfel von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner auf die „echten Probleme“ der Landwirtschaft hingewiesen und unmittelbare Hilfen zur Überwindung des Preistales gefordert. Auch etliche Niedersachsen aus den Reihen des Landvolkes waren dabei. Eine Pyramide aus beschrifteten Kartons in der Mitte des Rundes machte augenfällig, wo die Bauern der Schuh drückt: Überbordende Bürokratie, Wettbewerbsnachteile durch die hohe Agrardieselsteuer, überzogene Dokumentationspflichten, Willkür des Lebensmittelhandels, Verbrauchertäuschung durch Käseimitate und vieles mehr.
„Gestiegene Kosten und gesunkene Erlöse haben die deutschen Bauern in erhebliche betriebswirtschaftliche Schwierigkeiten gebracht“, sagte Landvolkpräsident Werner Hilse. Daneben müssten die
Milchviehhalter den Übergang von einem streng reglementierten in einen freien Markt bewältigen und benötigten dazu Hilfen, die von der Politik beschlossen werden müssten. Das
Landvolk sehe die Unterstützung des Staates bei aktuellen Liquiditätshilfen als dringend notwendig an, außerdem müsse eine Kostenentlastung Nachteile im europäischen Wettbewerb ausgleichen.
„Es tut uns jeden Morgen weh, wenn wir beim Aufstehen schon wissen, dass wir abends nach hartem Arbeitstag wieder weniger Geld im Portemonnaie haben“, beschrieb Landvolk-Vizepräsident Heinz Korte in der Runde die Sorgen der Milcherzeuger. Genauso stecken auch die Ackerbauern in der Krise. Während ihre Erlöse seit 2007 drastisch gesunken sind, verharren vor allem die Düngerkosten auf hohem Niveau. „Das zeigt, dass der Markt hier nicht mehr funktioniert. Wir brauchen jetzt kurzfristige Liquiditätshilfen“, forderte Ulrich Löhr, Ackerbauer aus Denkte bei Wolfenbüttel. Es könne nicht sein, dass Banker jetzt massive staatliche Hilfen erhielten und die Bauern würden in unverschuldeter Notsituation allein gelassen, ergänzte sein Berufskollege Christian Linne aus Sottrum bei Wolfenbüttel.
Auch Lösungsvorschläge hatten die Bauern mitgebracht, die zum Schluss des runden Tisches plakativ auf die Pyramide geheftet wurden: Kosten senken bei der Agrardieselsteuer, Märkte beleben, Bürokratie abbauen, Liquidität schaffen durch vorgezogene Prämienzahlung und den Milchabsatz fördern. „Wenn wir diese fünf Punkte beim Agrargipfel durchbekommen, ist das ein wichtiges Signal, um die Betriebe aus dem Rückwärtsgang herauszubekommen“, bekräftigte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Helmut Born, die Forderungen. Und Ergebnisse beim Gipfel sehen wollte DBV- Präsident Gerd Sonnleitner: „Der
Milchgipfel voriges Jahr hat nichts gebracht, dieses Mal muss mehr herauskommen als heiße Luft und Geschwätz! Mit Luftnummern werden wir uns nicht zufrieden geben“, sagte er. (LPD)