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30.06.2016 | 02:00 | Glyphosat-Neuzulassung 

Glyphosat-Gezerre findet ein Ende

Erfurt - Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) hat die Bundesregierung aufgefordert, die Entscheidung der EU-Kommission zugunsten des Unkrautkillers Glyphosat durch ein nationales Verbot zu korrigieren.

Glyphosat-Neuzulassung
Das Hin und Her hat ein Ende - für den Moment. Bauern in Europa dürfen Glyphosat weiter gegen unliebsame Pflanzen auf dem Acker einsetzen. Allerdings vertagt die EU die Entscheidung nur. Die nächste Hängepartie scheint vorprogrammiert. (c) proplanta
Brüssel habe «eindeutig wirtschaftliche Interessen über den Schutz von Gesundheit und Umwelt» gestellt, erklärte Siegesmund am Mittwoch in Erfurt. «Um Mensch und Umwelt zu schützen, ist ein Komplettverzicht auf Glyphosat unausweichlich.» Hierfür müssten nun nationale Regelungen getroffen werden. Die EU-Kommission hatte am Mittwoch mitgeteilt, die Ende des Monats auslaufende Europa-Zulassung des Unkrautvernichters um bis zu 18 Monaten zu verlängern.

Glyphosat-Gezerre findet ein Ende

Entscheidung in letzter Minute: Die EU-Kommission verlängert die Zulassung für den Unkrautvernichter Glyphosat im Alleingang. Hätte die Brüsseler Behörde nicht gehandelt, wäre die Genehmigung mit dem Monatsende am Donnerstag ausgelaufen. Viele Landwirte dürften aufatmen, Umweltschützer sind enttäuscht.

Was passiert nun?

Glyphosat ist in Europa nun bis zu 18 weitere Monate zugelassen. In dieser Zeit soll die europäische Chemikalienagentur Echa ein neues Gutachten zu möglichen Krebsgefahren durch die Substanz vorlegen. Daniel Dietrich von der Universität Konstanz, als Toxikologe Fachmann für Giftstoffe, hält davon wenig: «Tatsache ist, dass drei unabhängige Expertenkommissionen Glyphosat beurteilt haben; da wird auch die Echa keine neuen Erkenntnisse gewinnen können», meint er. Auf Grundlage des Gutachtens soll erneut entschieden werden.

Warum hat das alles so lange gedauert?

Die EU-Staaten sind in der Frage gespalten. Zwar haben sich bei einer letzten Abstimmung am Freitag 19 von 28 Ländern für die Verlängerung der aktuellen Zulassung ausgesprochen. Das reichte allerdings nicht für die nötige Mehrheit. Ein Grund: Deutschland hat sich enthalten, weil die Bundesregierung in der Frage uneins ist. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Unionsparteien plädierten für die weitere Zulassung. Die SPD-Minister lehnten dies unter Verweis auf mögliche Gesundheitsgefahren ab.

Ist Glyphosat wirklich gefährlich?

Das hängt davon ab, wen man fragt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht bei sachgerechter Anwendung nicht von Gefahren für den Menschen aus. Auch die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hält den Stoff für wahrscheinlich nicht krebserregend bei Menschen. Ähnlich sieht das ein Ableger der Weltgesundheitsorganisation WHOI, das Joint FAO/WHO Meeting On Pesticide Residues (JMPR). Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der WHO stuft die Substanz hingegen als wahrscheinlich krebserregend ein. Allerdings bewertet die Behörde die Beweislage dafür, dass Glyphosat Krebs auslösen könnte - und nicht das Risiko, tatsächlich an Krebs zu erkranken.

Wo wird Glyphosat überall eingesetzt?

Glyphosat ist der weltweit am meisten eingesetzte Wirkstoff in Unkrautvernichtungsmitteln. Es wird in der Landwirtschaft und im Gartenbau vor der Aussaat verwendet. Das Mittel soll Unkraut und andere unerwünschte Pflanzen beseitigen. In Deutschland kommt es auf rund 40 Prozent der Felder zum Einsatz. Laut Bundesamt für Verbraucherschutz wurden 2014 in der Bundesrepublik 5426 Tonnen Glyphosat verkauft.

Soll es neue Auflagen für den Einsatz geben?

Die EU-Kommission schlägt Einschränkungen vor, über die aber die Staaten selbst entscheiden müssen. Sie sollten nach Einschätzung der Behörde etwa die sogenannten POE-Tallowamine in Glyphosat-Produkten verbieten. Die Stoffe verbessern die Aufnahme von Glyphosat durch die Pflanzen, stehen im Verdacht, für Menschen schädlicher als Glyphosat zu sein.
dpa/th
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