So rutschten Eon,
RWE und
EnBW allesamt unter dem Strich in die Verlustzone. Und doch wollen die Konzerne keine neue Unruhe verbreiten und betonen, dass sie die Entwicklung im üblicherweise schwachen Sommergeschäft auch so erwartet hätten.
Große Überraschungen habe dieses Jahr bislang nicht gebracht, schreibt etwa RWE-Chef Peter Terium an seine Aktionäre. Also alles unter Kontrolle?
Bislang herrscht Zweckoptimismus. Im kommenden Jahr wollen etwa Eon und RWE endlich kein Geld mehr verbrennen - das heißt Investitionen und Dividende auch wirklich aus den Einnahmen des Jahres bezahlen.
«Wenn die Richtung stimmt, ist der Erfolg nur eine Frage der Zeit», erklärt Terium. Doch viele Analysten sehen die Branche eher orientierungslos. Reihenweise senkten sie nach den aktuellen Zahlen ihre Einschätzung zu den Aktien der Konzerne, zumal immer neue Probleme auftauchen. So wackelt bei RWE der für den Abbau der Schulden wichtige Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea. Eine weitere Gefahr für die Versorgerbilanzen ist der Verfall der Ölpreise.
Das Vertrauen in die deutsche Politik scheinen die Konzerne allmählich zu verlieren. Ihr Wunsch, für das Bereithalten von konventionellen Kraftwerkskapazitäten als Ausgleich für das schwankende Ökostromangebot auch bezahlt zu werden, stößt im Bundeswirtschaftsministerium bislang auf weitgehende Ablehnung.
Der Vorschlag, lediglich eine strategische Zusatzreserve bereitzuhalten, reicht den Konzernen nicht. «Dieser Ansatz kann als Übergangslösung geeignet sein», sagt RWE-Finanzchef Bernhard Günther. «Er ist aber kein nachhaltiges Konzept, das die Funktionsdefizite des Strommarktes heilt.»
Sehnsüchtig schauen die Konzerne ins Ausland. «In unseren Nachbarländern fährt der Zug in eine ganz andere Richtung», stellt Günther fest. So werde Frankreich ab 2016 einen Kapazitätsmarkt einführen, also einen Markt, bei dem Kraftwerksbetreiber zusätzliche Einnahmen generieren können, weil sie anders als Solar- und Windanlagen jederzeit eine gesicherte Stromleistung (Kapazität) anbieten können.
Belgien und die Niederlande wollten diesem Vorbild folgen. Noch weiter ist Großbritannien. Dort hat schon eine Vorauswahl für die geplanten Kapazitätsauktionen stattgefunden - und RWE ist mit allen seinen Kraftwerken dabei. Es winkt ein gutes Geschäft, zumal sich die Versorger in Großbritannien ohnehin schon über deutlich höhere Preise im Großhandel freuen können.
Angesichts dieser Entwicklung muss sich RWE bereits fragen lassen, wie sehr der Konzern auch künftig noch ein deutsches Unternehmen sein wird. In seine Antwort versteckt Günther eine Drohung an die Politik. «Die Bedeutung von Deutschland wird abnehmen.»
Ohnehin könnten die Energiewende und der abrupte Ausstieg aus der
Atomenergie für den Steuerzahler noch sehr teuer werden. Eon und RWE klagen dagegen. Auch die Brennelementesteuer droht dem Staat auf die Füße zu fallen. So erhielten die Konzerne eine vorläufige Erstattung früherer Abgaben, nachdem sie von Finanzgerichten in Hamburg und München Recht bekamen.
Bei Eon führen sie die Abkehr von Deutschland schon vor. Von zahlreichen Regionalversorgern hat sich der Konzern inzwischen getrennt. Er sucht sein Heil inzwischen vornehmlich in den Schwellenländern Russland, Türkei und Brasilien. Es läuft aber auch da nicht rund. Die Schwäche der Wirtschaft dort trifft Eon nun doppelt - zum einen wird weniger Strom als erwartet nachgefragt, zum anderen verfällt die dortige Währung und drückt auf die Bilanz.
Die Braunkohle - lange Zeit eine sichere Bank für Millionengewinne der Versorger - gerät wegen der hohen CO2-Belastung unterdessen immer stärker in die gesellschaftliche Diskussion. Der schwedische Staatskonzern
Vattenfall sucht für das Lausitz-Revier mit insgesamt 8.000 Beschäftigten neue Eigentümer, RWE muss sich mit einem deutlich verkleinerten Abbaugebiet im rheinischen Revier abfinden. Und so bleibt die Frage ungeklärt, wie die Branche zu alter Stärke zurückfinden will. (dpa)