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25.01.2012 | 16:38 | Ökoenergie 

Eon 2.0: Energiekonzerne wollen grüner werden

Düsseldorf/Berlin - Die Energiekonzerne sind im Jahr 1 nach Fukushima verstärkt auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern und müssen sich verschlanken. Allein bei Eon fallen 11.000 Jobs weg. Die neue Energiewelt wird kleinteiliger und bunter. Mit Milliardenausgaben wollen die Riesen ihre Stellung verteidigen.

Grüner Strom
(c) dkimages - fotolia.com
Eon 2.0 - so bezeichnet Deutschlands größter Energiekonzern den bislang radikalsten Umbau in der Firmengeschichte. Vor allem die Atomwende in Deutschland, aber auch massive Probleme im Gasgeschäft und überbordende Kosten in der Verwaltung drücken auf die Margen des Unternehmens. Es geht quasi um eine Neuerfindung - gleiches gilt derzeit für RWE, Vattenfall und EnBW.

Der von den Gewerkschaften bekämpfte Abbau von weltweit 11.000 Stellen - davon 6000 in Deutschland - soll bei Eon vor allem dazu dienen, Investitionen in Milliardenhöhe für erneuerbare Energien frei zu schaufeln. Seit Dienstag ist klar, dass mit dem weitgehenden Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen in Deutschland auch die Gewerkschaften den Umbau mittragen.

Aus der Sicht des Vorstand ist dieser dringender denn je: Denn der Marktanteil der «großen Vier» von einst rund 80 Prozent ist rückläufig. Allein die Stadtwerke wollen ihren Anteil am Strommarkt bis 2020 auf 20 Prozent verdoppeln - es gibt immer mehr Mitspieler. Einig sind sich Deutschlands bisherige Atomkonzerne bei ihren neuen Energiestrategien besonders in zwei Dingen: Sie setzen vor allem auf Windparks auf See, weil die am kontinuierlichsten Strom liefern. Solarenergie aus Deutschland hingegen halten sie für keine ertragreiche Idee.

RWE und Vattenfall hoffen zudem auf eine künftige Förderung der Biomasse-Mitverbrennung in deutschen Kohlekraftwerken, etwa von Holzpellets, um hier im großen Stil grüne Energie liefern zu können. Die Konzerne suchen händeringend auch im Ökobereich Erzeugungsformen, die wie Kohle- oder Atomkraftwerke grundlastfähig sind - also nicht wie Solarenergie in der Produktion stark schwankt. Denn sie verkaufen ihren Strom oft auf Jahre im Voraus und brauchen Verlässlichkeit.

Ihnen ist es wichtig zu betonen, dass sie nicht erst seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima auf Ökoenergien setzen. Gleichwohl liegt der Ökoenergie-Anteil noch meist bei unter 10 Prozent. Und: So sehr sie auf die teure Solarförderung schimpfen, so teuer und riskant ist auch die Konzentration auf Offshore-Windkraft. Der Netzbetreiber Tennet hat erhebliche Probleme bei der Anbindung ans Netz, es drohe jahrelange Verzögerungen. Und die üppige Förderung könnte die Bürger, die die Kosten über den Strompreis zu zahlen haben, stark belasten.

Eon betont, man habe in den letzten Jahren 7 Milliarden Euro in Ökoenergien gesteckt. «Und in den nächsten fünf Jahren werden wir noch einmal 7 Milliarden Euro in Erneuerbare Energien investieren, rund zwei Milliarden davon in Offhsore-Windparks vor Deutschland, Schweden und Großbritannien», sagt Eon-Sprecher Mirko Kahre. Vor Amrum baut Eon für rund eine Milliarde Euro einen Windpark mit 80 Siemens-Turbinen mit einer Gesamtleistung von 288 Megawatt, die ab 2015 grünen Strom für rund 300.000 Haushalte liefern sollen.

«Wir haben verstanden», heißt es bei RWE. Unter Vorstandschef Jürgen Großmann wurde schon 2008 die Tochtergesellschaft Innogy gegründet, eine Erneuerbare-Energien-Sparte. «Innogy ist bereits heute unter den deutschen Energieversorgern der größte Onshore-Windkraftbetreiber», sagt Großmann. Zudem seien in Europa 180 Megawatt an Windparks auf See in Betrieb, weitere 1.640 Megawatt seien genehmigt beziehungsweise in Bau. «Darüber hinaus haben wir 13.500 Megawatt in der Projektpipeline», betont Großmann.

Während Eon davon spricht, dass mit seinen Anlagen schon rund fünf Millionen Menschen mit Ökostrom versorgt werden können, sind es bei dem bisherigen Kohle- und Atomkonzern RWE 1,7 Millionen. Die installierte Leistung ist mit 2.480 Megawatt noch eher gering. Das ist ein Drittel der Solaranlagen, die 2011 in Deutschland neu ans Netz gegangen sind (7.500 Megawatt). RWE hat aber durch den Fokus auf Wind, Wasser und Biomasse einen wesentlich größeren Stromertrag als er etwa mit Solar zu erzielen ist. RWE will bis 2015 eine Summe von 5 Milliarden Euro in Ökoenergien stecken, um die Leistung auf 4.500 Megawatt zu steigern.

Auch Vattenfall, seit dem Aus für Krümmel und Brunsbüttel ohne eigene Atomkraftwerke in Deutschland, will grüner werden und sucht nach Kooperationen mit neuen Partnern. Etwa beim Offshore-Windpark DanTysk 70 Kilometer westlich der Insel Sylt: Die Gesamtinvestition liegt bei rund 1 Milliarden Euro - knapp die Hälfte tragen die Stadtwerke München. Dank vielen Wasserkraftwerken in Schweden und mehrerer Windparks könnten nach eigenen Angaben schon 36 Millionen Menschen mit Ökoenergie von Vattenfall versorgt werden.

Ein Sonderfall unter den großen Vier ist der Versorger EnBW aus Baden-Württemberg, da das grün-rot regierte Land als Teileigner Druck macht für einen konsequenten Ökoumbau. Bis 2020 will die EnBW  die Leistung im Bereich Ökoenergie auf 6.000 Megawatt verdoppeln. Etwa 8 Milliarden bis 10 Milliarden Euro sollen investiert werden. Das Problem: Auch hier ist das Geld wegen des Atomausstiegs knapp. Kernenergie hat derzeit noch einen Anteil von 51 Prozent, Ökoenergie steuert 10,5 Prozent bei. «Der Schwerpunkt liegt auf Wasser- und Windkraft», sagt Sprecherin Friederike Eggstein. Außerdem versucht EnbW auch bei der dezentralen Stromversorgung mitzumischen, um Marktanteile zu halten. (dpa)
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