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27.04.2014 | 21:15 | Übernahmepoker 

Siemens steigt ins Rennen um Teile des französischen Rivalen Alstom ein

Paris/München - Siemens greift in den Übernahmepoker zwischen dem US-Rivalen General Electric (GE) und dem französischen Konkurrenten Alstom ein.

Übernahmepoker Siemens
(c) Siemens
Der Münchner Industriekonzern signalisierte der Alstom-Führung nach eigenen Angaben vom Sonntag «Gesprächsbereitschaft über strategische Fragen zukünftiger Zusammenarbeit». Nach Einschätzung des französischen Wirtschaftsministers Arnaud Montebourg macht es Sinn, um Siemens und Alstom weltweite Spitzenreiter in den Branchen Energie und Transport zu schaffen.

Nach Informationen mehrerer Zeitungen schlägt Siemens ein Tauschgeschäft vor: Das deutsche Unternehmen Geschäfte im Schienenverkehr wie den Bau von ICE-Zügen und Lokomotiven an Alstom abgeben, wenn Siemens im Gegenzug das Energie-Geschäft der Franzosen übernehmen könnte, wie die französische Tageszeitung «Le Figaro» schrieb.

Zudem soll es eine Arbeitsplatzgarantie geben: «Wir verpflichten uns, innerhalb der drei Jahre nach Abschluss des Geschäfts keine Mitarbeiter in Frankreich zu entlassen», schrieb Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» (Montag) in einem Brief an den Vorstandsvorsitzenden von Alstom, Patrick Kron.

Das «Handelsblatt» berichtete, Siemens könne sich zudem auch einen Komplettkauf des französischen Konkurrenten vorstellen. Der Technologiekonzern sei für eine Übernahme finanziell ausreichend gerüstet und bewerte die interessanten Geschäfte auf einen Wert von zehn bis elf Milliarden Euro, schrieb die Zeitung (Montag). Es gehe Siemens vor allem um die Kraftwerkssparte, die erneuerbaren Energien und die Energieübertragungstechnik von Alstom.

Als Hintergrund des deutschen Vorstoßes gilt das Interesse des US-Mischkonzerns General Electric an Alstom. Gerüchten zufolge will der Siemens-Rivale den französischen Hersteller von Energie- und Bahntechnik für 13 Milliarden Dollar (9,4 Mrd. Euro) zu großen Teilen schlucken. Weltweit bekannt ist Alstom unter anderem für den Hochgeschwindigkeitszug TGV.

Das Unternehmen kündigte am Sonntagabend ab, seine strategischen Überlegungen fortzusetzen. Es werde spätestens am Morgen des kommenden Mittwoch weitere Ankündigungen geben, hieß es. Bis dahin solle der Handel mit Alstom-Aktien ausgesetzt bleiben.

Ein Siemens-Sprecher wollte die Spekulationen nicht kommentieren. Er verwies auf die offizielle Stellungnahme zur Gesprächsbereitschaft vom Sonntag. Dort heißt es: «Siemens bittet um Verständnis, dass das Unternehmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine weiteren Ausführungen in diesem Zusammenhang machen wird.»

Frankreichs Präsident François Hollande beriet am Abend mit Spitzenvertretern der Regierung über die neue Entwicklung. Beteiligt war neben Premierminister Manuel Valls auch Wirtschaftsminister Montebourg. Dieser hatte zum Siemens-Vorschlag zuvor kommentiert: «Es geht darum, in den Branchen Energie und Transport zwei europäische und weltweite Spitzenreiter zu schaffen - den einen rund um Siemens, den anderen rund um Alstom». Montebourg sagte gleichzeitig ein Gespräch mit GE-Chef Jeff Immelt ab und forderte die Alstom-Führung auf, alle Vorschläge gründlich und ohne Zeitdruck zu prüfen.

Die französische Regierung sieht eine mögliche Übernahme des heimischen Industriekonzerns durch GE äußerst kritisch. Alstom stehe für die industrielle Stärke Frankreichs und französischen Erfindergeist, hatte Montebourg bereits am Freitag kommentiert. Es bestehe die Gefahr, dass man ein Zentrum wirtschaftlicher Entscheidungen verliere.

GE soll sich für die Übernahmepläne bereits die Unterstützung des französischen Mischkonzerns Bouygues gesichert haben. Dieser hält 29 Prozent an Alstom.

Eine Übernahme Alstoms wäre zumindest eine Kampfansage von GE an Siemens. Die Amerikaner, vor allem in den USA stark, liegen in manchen Bereichen vor Siemens und verdienen gemessen am Umsatz deutlich mehr Geld. In Europa, vor allem in Deutschland hat Siemens die Nase vorn - und bietet GE auf dem US-Markt Paroli, etwa mit milliardenschweren Windkraftaufträgen oder bei Zügen. Siemens hat mit rund 60.000 Mitarbeitern in den USA Schlagkraft. (dpa)
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