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04.04.2012 | 14:53

Benzinpreisrekord verschärft das Öl-Dilemma

An der Tankstelle
(c) proplanta
Auch das Ausland stöhnt über hohe Benzinpreise

In Deutschland haben die Spritpreise den höchsten Stand aller Zeiten erreicht.  1,71 Euro für den Liter Super und kein Ende der Preissprünge in Sicht. Deutsche Autofahrer müssen derzeit so viel fürs Tanken bezahlen wie noch nie. In anderen Ländern dürfte die Wut über hohe Spritpreise ähnlich groß sein - das zeigt ein Blick nach Italien. Dort ist sogar schon die Zwei-Euro-Marke übertroffen. Ein Überblick:

ITALIEN: Kurz vor Ostern leiden die Italiener ganz besonders unter einem Rekord-Benzinpreis, der sie noch härter trifft als viele andere: Auf 1,90 Euro und mehr ist der Preis hochgeschnellt. In Rom lag er an manchen Tankstellen auch schon über der Schwelle von 2 Euro. Auch Diesel liegt nach der jüngsten Übersicht mit 1,795 Euro pro Liter auf Rekordhöhe. Das hat sofort neuen Streit ausgelöst, denn die Italiener sind durch die Steuererhöhungen und Sparmaßnahmen der Regierung von Mario Monti vielfach belastet.

«Ein voller Tank kostet jetzt zehn Euro mehr als zu Jahresbeginn», rechneten Verbraucherverbände vor. Das sei eine «unhaltbare Sache für die Familien, die ihr Geld schon wegen der unglaublichen Erhöhung der (sonstigen) Preise und der Steuern zusammenhalten müssen». Man kenne das ja kurz vor Festen wie Ostern, kritisierte der Konsumentenverein Codacons: «Sind acht Millionen Fahrzeuge unterwegs, dann macht das bei einem Cent mehr pro Liter beim Volltanken vier Millionen Euro aus.» Die Regierung solle ernsthaft diesen «Benzin-Notstand» angehen.

GROSSBRITANNIEN: Auf der Insel liegt der Preis für einen Liter Super derzeit mit rund 1,50 Pfund (knapp 1,80 Euro) über dem deutschen Niveau. Die Autofahrer dort haben zudem mit einem weiteren Problem zu kämpfen: Von der Regierung geschürte Benzin-Panik führte am vergangenen Wochenende zu Hamsterkäufen und Treibstoffknappheit. An vielen Tankstellen standen Schilder mit der Aufschrift «No Fuel» («kein Treibstoff»). Am Samstag hatten dem Tankstellenverband zufolge bis zu 20 Prozent der Stationen keinen Sprit mehr.

Hintergrund ist eine Streikdrohung der Fahrer von Tanklastzügen. Ihre Gewerkschaft hatte für Ostern angekündigt, im Streit um eine bessere Bezahlung in den Ausstand treten zu wollen. Daraufhin hatten mehrere Mitglieder des Kabinetts von Premierminister David Cameron die Menschen aufgefordert, sich mit Benzin einzudecken und auch die Kanister zu füllen. Die Gewerkschaft will nun auf den angedrohten Streik verzichten.

GRIECHENLAND: Seit 2009 sind die Preise um fast 90 Cent pro Liter gestiegen - hauptsächlich wegen höherer Steuern. Die Preise schwanken derzeit zwischen 1,77 Euro in der Hauptstadt Athen und bis zu 2 Euro in abgelegenen Regionen der Mittelmeerinsel Kreta. Die enorme Erhöhung hat auch eine gute Seite: Im einst von Verkehrschaos und Smog geplagten Athen ist die Luft bedeutend sauberer geworden. Nach einer Studie der Technischen Universität Athen ist der Verkehr in den vergangenen zwei Jahren um etwa 21 Prozent zurückgegangen.

USA: Auch die Amerikaner stöhnen über hohe Benzinpreise. Dabei kostet der Liter Sprit umgerechnet nur 0,87 Euro. Doch in den USA gilt das bereits als Katastrophe: Noch zum Ende der Regierung von George W. Bush, als die Wirtschaft wegen der globalen Finanzkrise darniederlag, kostete Benzin nicht einmal die Hälfte. Längst sind die Spritpreise zum Top-Wahlkampfthema geworden. Die Republikaner werfen Präsident Barack Obama vor, seine Energiepolitik sei verantwortlich für das Desaster. Obama behindere die Ölindustrie, setze sich nicht genug für neue Bohrlizenzen ein. Er will zudem Steuererleichterungen für die Ölindustrie kippen. Das gefällt «Big Oil» ebenso wenig wie sein Eintreten für Energiesparen und erneuerbare Energien.

ISRAEL: Trotz staatlicher Preiskontrollen für Benzin explodieren die Spritpreise in dem von Importen abhängigen Land. «Wir haben keinen Einfluss auf den Weltmarktpreis, aber wir können versuchen, die Belastungen für die Bevölkerung verantwortlich und mit Augenmaß in Grenzen zu halten», sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Sonntag. Da hatte er gerade zum vierten Mal binnen zwölf Monaten die Steuern auf Treibstoffe gesenkt. Trotzdem näherte sich der Preis für einen Liter Superbenzin dem historischen Rekordwert von fast acht Schekel (etwa 1,60 Euro). Angesichts der niedrigeren Kaufkraft als in Deutschland ist das schwer für viele Verbraucher. (dpa)
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