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19.03.2007 | 13:57 | Biosprit 

Billigimporte aus Brasilien: Biokraftstoff-Motor stottert

Hamburg/Zörbig - Die zögerliche Erfüllung der Beimischungspflicht, hohe Getreidepreise und der Import von billigem Zuckerrohr-Ethanol aus Brasilien sorgen derzeit für Katerstimmung in der Biokraftstoff-Branche.

Biokraftstoffe
(c) proplanta
Im Biodieselgeschäft drückt zudem der hohe Rapsölpreis auf die Margen. Mit der Verbio Vereinigte BioEnergie AG http://www.verbio.de hat einer der führenden Branchenvertreter den aktuell schwachen Rahmenbedingungen Tribut zollen müssen. Der Hersteller und Anbieter von Biokraftstoffen prognostiziert für 2007 ein "schwieriges Geschäftsjahr, in dem die Vorjahresergebnisse nicht erreicht werden können". Der Vorstand befürchte, dass das Konzern-EBIT lediglich im einstelligen Mio.-Bereich liegen werde, teilte Verbio heute, Montag, mit.

Die schwachen Aussichten sehen Experten aber nicht nur in einer schlechten Branchenlage begründet. "Es hat keine kurzfristigen Änderungen der Rahmenbedingungen gegeben, die eine solche Gewinnwarnung gerechtfertigt hätten", meint etwa Sal.-Oppenheim-Analyst Stephan Wulf im Gespräch mit pressetext. Die Anleger jedenfalls reagierten geschockt und schickten die Verbio-Aktie auf Talfahrt. Das Papier verlor am Montagvormittag rund 40 Prozent und notierte bei 7,1 Euro. Damit rutschte die Aktie auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang im Oktober 2006. Bereits das Debüt auf dem Börsenparkett verlief holprig. Nachdem Verbio die Preisspanne seines IPOs auf 17 bis 21 Euro gesenkt hatte, waren die Aktien zum Preis von 14,5 Euro ausgegeben worden.

Dennoch konnte Verbio im abgelaufenen Geschäftsjahr seine operativen Ziele erreichen. Der Umsatz kletterte um 57 Prozent auf 446,2 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis vor Sondereinflüssen konnte auf 55,5 Mio. Euro mehr als verdoppelt werden. Die EBIT-Marge belief sich auf 12,4 Prozent. Sinkende Preise im Biodiesel- sowie hohe Getreide- und Energiepreise im Ethanol-Geschäft hatten jedoch bereits das Schlussquartal 2006 belastet.

Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Biokraftstoffbranche erwartet Verbio erst für die zweite Jahreshälfte 2007. Mit einer nachhaltigen und deutlichen Verbesserung rechnet das Unternehmen gar erst für 2008. Dennoch sei der langfristige Wachstumstrend im Biokraftstoffmarkt in Europa "völlig intakt", wie Verbio in der Aussendung betont. In den kommenden Jahren will das Unternehmen bis zu 400 Mio. Euro in die Erweiterung eines bestehenden sowie das Erschließen weiterer Standorte investieren und seine Marktposition in Europa weiter festigen.

Analyst Wulf sieht das derzeitige Stottern des Biokraftstoff-Motors dann auch als "spezifisch deutsches Problem". Der österreichische Hersteller BDI Biodiesel etwa sei durch seine internationale Ausrichtung von der derzeitigen Flaute weniger betroffen. Für die kommenden Jahre rechnet Wulf mit einer Konsolidierung des Marktes. "Das könnte auch zu einer Beseitigung der Überkapazitäten führen", so der Experte gegenüber pressetext. Eine Besserung der Lage für die deutsche Biokraftstoff-Branche erwartet Wulf für 2008. Dann sollte die geforderte Beimischungsgrenze von zwei Prozent erreicht sein. Bisher würde allerdings relativ zögerlich beigemischt. (pte)
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