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30.10.2012 | 08:03 | Energiepolitik 

Wenig Einigkeit über Energiewende in Hessen

Frankfurt / Wiesbaden - Ungewöhnlich einstimmig entwarfen Hessens Politiker auf dem Energiegipfel vor knapp einem Jahr eine grüne Zukunftsvision.

Energiewende
(c) proplanta
Bis 2050 soll der Stromverbrauch komplett aus erneuerbaren Energien gedeckt, zwei Prozent der Gesamtfläche des Landes sollten für den Bau von Windenergieanlagen verwendet werden.

Auch Joachim Wierlemann war damals bei dem Spitzentreffen. Er ist der Vorsitzende des Hessischen Landesverbandes WindEnergie. Ein Jahr nach dem Gipfel ist seine Bilanz durchwachsen.

«Bei der Energiewende klemmt es noch ein wenig. Im Moment tun sich vor allem die hessischen Regionalverwaltungen schwer, Flächen für die Windenergienutzung auszuweisen», sagte Wierlemann im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Südhessen wolle nicht die vollen zwei Prozent erfüllen, dafür sollten Nord- und Mittelhessen einspringen. «Wir wünschen uns vom Wirtschaftsministerium, dass es sich hier noch stärker für eine schnelle Einigung einsetzt», sagte Wierlemann.

Er forderte zudem mehr Unterstützung für die Energiewende. «Hessen liegt bei der Förderung der erneuerbaren Energien eher auf den hinteren Plätzen, höchstens im Mittelfeld», meint der Verbandschef. Das Nachbarland Rheinland-Pfalz habe ähnliche geografische Voraussetzungen, gewinne aber bereits mehr als doppelt so viel Strom aus Windkraft wie Hessen.

Ein Grund dafür seien die hohen Gebühren des landeseigenen Unternehmens Hessen-Forst, dem ein Großteil des Waldgebietes gehört. «Hessen-Forst fährt eine Maximalpachtstrategie, bislang unterstützt von der Landesregierung», erklärt Wierlemann. Von möglichen Investoren werde für die Nutzung des Waldgebietes zum Teil so viel Geld verlangt, dass Windkraftanlagen dort nicht wirtschaftlich betrieben werden könnten.

Auch der Naturschutzbund Hessen mache den Windkraft-Betreibern das Leben schwer. Mehrere Windkraftprojekte in Hessen liegen derzeit auf Eis, weil Naturschützer die Bauvorhaben vor Gericht gestoppt haben.
Fledermäuse, Wildkatzen und Rotmilane seien bedroht. Für Wierlemann sind das fadenscheinige Begründungen: «Hier wird der Naturschutz missbraucht, um das ästhetische Empfinden von Einzelnen zu befriedigen, die etwas gegen Windräder haben.» Das Land müsse hier schnell Rechtssicherheit schaffen, damit der Ausbau der Windkraft weiter voran komme.

In der Landespolitik stieß Wierlemanns Kritik auf ein geteiltes Echo. Das Regierungslager stehe zum Zwei-Prozent-Ziel bei der Windenergie, sagte der CDU-Abgeordnete Peter Stephan. «Wir wollen den Ausbau auf zwei Prozent der Fläche», man wolle ihn «natur-, arten- und landschaftsschutzverträglich». Angela Dorn von Grünen kritisierte, das Land mache im Landesentwicklungsplan zu enge Vorgaben. Die Fläche für Windkraft werde mutwillig reduziert.

Der SPD-Abgeordnete Timon Gremmels forderte, Hessen-Forst solle regionalen Windkraftinvestoren den Vorzug geben. So sei die Zustimmung der Bürger zu gewinnen. «Die Windkraft wird unser Landschaftsbild verändern. Als Gegenleistung muss daher die Wertschöpfung in der Region bleiben.» (dpa)
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