Im Gegenteil: Vergangenes Jahr wurden so viele Photovoltaik-Anlagen in Deutschland neu installiert, dass sie bei voller Sonneneinstrahlung den Strom von sieben Atomkraftwerken erzeugen können.
Allen war klar, dass es so nicht weitergehen kann, weil die hohen Förderkosten die Akzeptanz sinken ließen und das Netz nicht unbegrenzt Sonnenstrom aufnehmen kann. Im Januar präsentierte Röttgen (
CDU) daher gemeinsam mit dem Bundesverband Solarwirtschaft einen Plan für Kürzungen im Juli. Kritiker aus der Energiebranche munkelten damals, Röttgen habe sich einlullen lassen. Das Ganze werde darauf hinauslaufen, dass es 2011 gar keine weitere Kürzung gibt.
Und so kommt es nun auch. Denn die Kürzung um bis zu 15 Prozent war daran gekoppelt, wie viele Anlagen zwischen März bis Mai ans Netz gehen. Diese Zahl wird mit vier multipliziert und somit auf das Jahr hochgerechnet. Da viele Bürger und Investoren nun erst einmal abwarteten, kommt man hochgerechnet nur auf 2.800 Megawatt (MW). Daher werden wie bisher 28,74 Cent Einspeisevergütung pro Kilowattstunde bei kleinen Dachanlagen bezahlt. Erst ab 3.500 MW wäre gekürzt worden.
Nun könnte es zu einem Run von Hausbesitzern kommen, schließlich bleibt die auf 20 Jahre garantierte Förderung in der jetzigen Höhe bis Ende des Jahres erhalten. Vor der letzten Kürzung Anfang 2011 um 13 Prozent waren teilweise im Dezember Dächer mit Schweißbrennern von Schnee und Eis befreit worden, um noch schnell Kollektoren zu montieren. Aber: Die jetzt ausgefallene Kürzung kann bei einem Solarboom im restlichen Jahresverlauf Anfang 2012 nachgeholt werden.
«Die Solarlobby ist mit weitem Abstand die beste Lobby, die wir in Deutschland haben. Die schlägt sogar die Bauern», meinte RWE-Vorstand Leonhard Birnbaum nach der Präsentation des Kürzungsplans.
RWE gehört zur Speerspitze der Kritiker, die betonen, Deutschland habe viel zu wenige Sonnenstunden, es gebe eine massive Überförderung. «Der Zubau muss begrenzt werden», fordert auch der CDU-Politiker Thomas Bareiß.
Beim Bundesverband Solarwirtschaft will man den Lobby-Vorwurf nicht gelten lassen. «In zweieinhalb Jahren hat es in der Summe Absenkungen von rund 50 Prozent gegeben», betont Geschäftsführer Carsten Körnig. Die Branche sei wichtig, um den Atomausstieg zu schaffen, zudem beschäftige sie bereits 130.000 Menschen.
Doch der Ausfall der Kürzung dürfte die Debatte um eine Begrenzung der Förderkosten neu befeuern, da die Subventionen rund die Hälfte der Ökoenergieförderkosten von derzeit rund 13 Milliarden Euro pro Jahr fressen. Strom aus
Biomasse und Windkraft wird oft als kostengünstigere Variante angesehen. Aber: Die Solarenergie federte zuletzt den Ausfall von acht deutschen Atomkraftwerken etwas ab. Je nach Wetterlage konnten um die Mittagszeit, wo besonders viel Strom verbraucht wird, bis zu 13,5 Gigawatt Leistung in das Stromnetz eingespeist werden. Im Winter aber bringt die Solarenergie wenig.
Hinzu kommt eine soziale Schieflage: Die Förderung des Ökostroms zahlen die Verbraucher über den Strompreis mit, 2011 fallen 3,5 Cent pro Kilowattstunde an. Somit zahlt ein Arbeitsloser auch die Renditen des Gutverdieners, der sich eine Solaranlage auf das Dach gesetzt hat. Und indirekt wird mit der Milliardenförderung die Produktion von Modulen in China angekurbelt, von wo der deutsche Markt mit immer billigeren Anlagen versorgt wird. Chinas Solarindustrie werde somit vom deutschen Stromkunden aufgepäppelt, wird kritisiert. (dpa)