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19.04.2011 | 06:39 | Biogaserzeugung  

Energie aus Wildpflanzen: Neue Chancen für die Agrarlandschaft

Berlin - Rentable Energieproduktion auf dem Acker und Artenvielfalt müssen sich nicht ausschließen. Bei einer Fachtagung in Berlin präsentierten die Experten aus dem Netzwerk Lebensraum Brache die Ergebnisse der ersten zwei Anbaujahre.

Wildkräuter
Dabei zeigte sich: Mehrjährige Wildkräuteransaaten zur Biogaserzeugung sind ökonomisch durchaus interessant und nützen dabei der Artenvielfalt - all das mit geringem Arbeitsaufwand. Insbesondere auf Ungunststandorten, auf erosionsgefährdeten Flächen, in Einzugsgebieten von Oberflächengewässern oder bei hoher Wildschadensgefährdung kommen die Stärken der Wildkräutermischungen zum Tragen.
 
Nach Berechnungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums verfügt Deutschland über ein Potential von rund vier Millionen Hektar für den Anbau von Energiepflanzen. Für die Biogasproduktion wird derzeit in erster Linie Mais angebaut. Vor allem im Umfeld von Biogasanlagen führt dies teils zu einer erheblichen Konzentration von Maisflächen. Gravierende Auswirkungen auf die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft sowie das Landschaftsbild sind die Folge. Sinnvolle Ergänzungen zum Mais, die gute Gaserträge liefern und gleichzeitig die biologische Vielfalt fördern, werden landauf landab händeringend gesucht. Diese Alternative können die Wildpflanzenmischungen des Projektes "Energie aus Wildpflanzen" bieten, so Anton Magerl, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim, welche die Projektleitung innehat.
 
Als Ergänzung zu den praxisüblichen Produktionsverfahren wird innerhalb des Projektes seit zwei Jahren mit Wildpflanzenmischungen aus Arten wie Rainfarn, Flockenblumen und verschiedenen Malven experimentiert, die als Grundstoff für den Biogasanlagenbetrieb angebaut werden können. Einmal säen und fünf Jahre ernten, die Anbaukosten senken und gleichzeitig Lebensräume für Wildtiere schaffen, das sind die Ziele der Anbauversuche an verschiedenen Standorten in Deutschland.
 
Die nun nach knapp drei Jahren vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass das Netzwerk mit seiner Idee auf dem richtigen Weg ist. Der Anbau von Wildpflanzenmischungen lässt sich gut in die landwirtschaftliche Produktion integrieren und ist mit der herkömmlichen Technik zu meistern. Die erzielten Gaserträge sind bemerkenswert, wenn man die noch kurze Versuchsdauer berücksichtigt. Auch den Nutzen für Vögel, Bienen & Co. belegen die wissenschaftlichen Untersuchungen des Projektteams. "Damit sind wir nicht nur ökologisch klar im Vorteil, sondern schneiden auch wirtschaftlich gut ab", fassen Dr. Birgit Vollrath und Dr. Ingrid Illies von der LWG die vorgestellten Ergebnisse zusammen.
 
Bis zur Marktreife des Anbausystems sind jedoch noch einige Schwierigkeiten zu meistern. Vor allem die Produktion ausreichender Saatgutmengen zu marktgängigen Preisen ist eine große Herausforderung, da die Kulturtechnik vielfach noch optimiert werden muss, so der Projektpartner Stefan Zeller. Auch die Komposition artenreicher Mischungen für verschiedene Standortbedingungen ist keine einfache Aufgabe. Diese und andere Fragen sollen daher in einer sich anschließenden zweiten Versuchsphase geklärt werden.
 
Nur eins lässt sich jetzt schon sagen, so Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung: "Zukünftig müssen die erneuerbaren Energien noch stärker hinsichtlich ihrer ökologischen Auswirkungen beurteilt werden. Für die Ansaatmischungen heißt das, dass sie sowohl über das Erneuerbare Energien Gesetz als auch über Agrarumweltprogramme gezielt gefördert werden müssen."
 
"Energie aus Wildpflanzen" wird von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) gefördert und von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) geleitet. Projektpartner sind neben der Deutschen Wildtier Stiftung der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL), der Internationale Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC), der Bayerische Jagdverband (BJV) und der Saatgutproduzent Saaten Zeller. (DeWiSt)
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